Bundesrätin Doris Leuthard über Energiesparen im Haushalt
«Unser neuer Boiler ist nur noch halb so gross»

Energieministerin Doris Leuthard erklärt im BLICK-Interview, dass sie Warmwasser vor allem zum Duschen am Morgen brauche. Darum liess sie in ihrem Haus den Boiler verkleinern.
Publiziert: 05.05.2017 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:44 Uhr
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Energieministerin Doris Leuthard auf dem Dach des Vorzeige-Rechenzentrums der Swisscom. Dort stehen die hybriden Rückkühler, mit denen 60 Prozent der normalen Kühlenergie eingespart werden.
Foto: Peter Mosimann
Interview: Matthias Halbeis

Der Ausflug mit Bundespräsidentin Doris Leuthard in ein Swisscom-Rechenzentrum in Bern hat eine Vorgeschichte: Im Zusammenhang mit der Energiestrategie kommt Leuthard gerne ins Schwärmen über die Technik, welche Energieeffizienz ermöglicht. BLICK wollte darum wissen, wie sie in ihrem Einfamilienhaus auf einen weniger hohen Energieverbrauch achte. Und fragte an, ob Leuthard bereit wäre, ihre eigene Anlage zu zeigen. Einen Hausbesuch lehnte sie ab, lud BLICK aber zur Besichtigung einer prämierten und hochgesicherten Serverfarm der Swisscom ein.

BLICK: Wie sieht Ihr ganz persönlicher Beitrag an die Energiewende aus, Frau Bundespräsidentin?
Doris Leuthard: Während der Woche bin ich meist in Bern und nicht so oft zu Hause. Es ist darum vor allem mein Mann, der das Energiesparen analysiert. Seit ich mich als Bundesrätin mit dem Thema befasse, bin ich aber auch als Bürgerin sensibler geworden. Mir war die Stromrechnung lange egal. Wir haben sie einfach bezahlt. Jetzt schauen wir auf den Verbrauch.

Wo haben Sie ihn in Ihrem Haus reduziert?
Wir haben unsere Wärmepumpenheizung neu eingestellt. Sie ist auch schon 20-jährig. Wir haben jedes Zimmer gut eingestellt und so sparen wir nicht nur Energie, sondern auch Geld. Wir hatten einen viel zu gross dimensionierten Warmwasserboiler. Dabei braucht man vor allem am Morgen Warmwasser zum Duschen. Wir haben den Boiler durch einen halb so grossen ersetzt. Und: Wie viele andere Leute auch verwenden wir LED-Lampen. Am Schluss ist es die Summe kleiner Massnahmen. Jeder kann einen Beitrag leisten und so das Portemonnaie schonen. Niemand schreibt dem Bürger das Kaltduschen vor – wobei es ja sehr gesund sein soll (lacht).

Genau davor warnen die Gegner der Energiewende. Sie sagen auch, wir müssten auf vieles verzichten, wenn die Energiestrategie durchkomme.
Energiesparen ist ja nichts Neues. Schon mein Vorvorgänger Adolf Ogi zeigte, wie es geht. Zwischen 2000 und 2015 haben wir ohne Komfortverlust schon 14,5 Prozent des Energieverbrauchs pro Person eingespart – trotz Wachstum bei der Bevölkerung, in der Wirtschaft und im Verkehr. Viele Geräte sind effizienter geworden, die Technologie macht grosse Fortschritte. Wir sind auf bestem Weg, das Zwischenziel für 2020 zu erreichen. Und darum haben wir auch keine Bedenken, dass wir den Richtwert von 43 Prozent bis 2035 erreichen.

Warum wollten Sie uns gerade dieses Swisscom-Rechenzentrum zeigen?
Es zeigt, zu was die Technik schon heute fähig ist. Der Bund und die bundesnahen Firmen nehmen ihre Vorbildfunktion wahr. Die Swisscom hat sich selber noch weitergehende Energieziele gesetzt und ist trotzdem auf Kurs. Aufgrund der Digitalisierung braucht es immer mehr Rechenzentren. Schweizweit betreibt die Swisscom 24 Anlagen. Hier wird es zu heiss, wenn man nicht kühlt. Das braucht Energie. Dieses Rechenzentrum spart dank einer Luft-Wasser-Kühlung rund 75 Prozent an Kühlenergie ein. Das wird mit herkömmlicher Technologie erreicht – ein Erfolg! Und es zeigt, dass sich Energieeffizienz lohnt.

Energiesparen ist schön und gut. Trotzdem braucht es gemäss Berechnungen Ihrer Bundesämter noch Gas-Kombikraftwerke, die viel CO2 ausstossen.
Achtung: Das Energiegesetz enthält keinerlei Bestimmungen zum Bau von Gaskraftwerken. Es fördert vielmehr die einheimischen erneuerbaren Energien und die Effizienz. Gaskraftwerke wären für eine Übergangszeit theoretisch zwar eine Option, da sie rasch gebaut werden können, darum hat sie der Bund in ersten Szenarien auch erwähnt. Gaskraftwerke stehen heute aber schon aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht zur Debatte. Es gibt denn auch keine Gesuche. Dazu kommt: Solche Anlagen müssten ihren CO2-Ausstoss vollständig kompensieren! Ein Ja zum Energiegesetz stärkt die einheimischen erneuerbaren Energien. Bei einem Nein würden wir hingegen abhängiger von Importen aus dem Ausland, und der Druck für den Bau von Gaskraftwerken nähme zu.

Zurück zum Energiesparen: Die bundesnahe Swisscom hat es einfach, solche Anlagen zu bauen. Was sagen Sie den kleinen Unternehmen?
Jeder Bäcker, jeder Gewerbetreibende, alle schauen doch schon heute auf den Energieverbrauch. Energieeffizienz ist ein Hauptpfeiler unserer Politik. Wir konsumieren viel Energie und importieren 75 Prozent, dieses Geld fliesst ins Ausland ab. Mit Energiesparen und mehr Effizienz verringern wir die Abhängigkeit vom Ausland und können Kosten senken – ohne Verlust von Lebensqualität. Beispiele wie das Rechenzentrum zeigen, was man beim Energiesparen alles schaffen kann und dass es sich am Schluss rechnet. Ich finde das ungeheuer spannend.

Sie sind sichtlich von dieser Technik fasziniert.
Ja, das trifft es schon. Die Unternehmen erstellen viele tolle Anlagen. Wir sprechen viel zu wenig davon. Der Pharmahersteller Roche hat in den letzten zehn Jahren seinen Energiebedarf weltweit um 42 Prozent reduziert. Kein Wunder, unterstützen Pharmaunternehmen mehr Effizienz. Die Sparziele sind zu erreichen. Darum staune ich, dass ein Teil der Wirtschaft nicht an ihre eigenen Kompetenzen glaubt.

Das Swisscom-Rechenzentrum in Bern-Wankdorf

Direkt neben dem Fussballfeld des FC Wyler erhebt sich ein grauer Würfel. Er beherbergt eines der modernsten Rechenzentren der Schweiz, eines der effizientesten in ganz Europa – und ein technisches Wunderwerk, wenn es ums Energiesparen geht.

Der Energieverbrauch dieser Farm mit aktuell 5000 Servern ist etwa so gross wie derjenige der Stadt Burgdorf BE. Nach dem Vollausbau auf dem bestehenden Gelände wird der Verbrauch den der Stadt Dübendorf ZH erreichen. Laut Rudolf Anker, der bei Swisscom für Planung und Bau der Anlage verantwortlich war, sind die Energie-Einsparungen gegenüber herkömmlichen Rechenzentren enorm: «Der Gesamtenergieverbrauch liegt 40 Prozent tiefer als von vergleichbaren Anlagen.»

Dies weil die Kühlung fast drei Viertel weniger Energie verbraucht. Kältemaschinen gibt es keine mehr, Umgebungsluft kühlt das Rechenzentrum. Scheint die Sonne, kann die Betriebsmannschaft mittels Wasserverdunstung noch mehr kühlen. Dazu nutzt die Swisscom erstmals normales Regenwasser. Überschüssige Wärme gibt die Anlage in den Wärmeverbund ab.

Im Winter heizt man Wohnungen in der Nachbarschaft. Und im Sommer liefert das Zentrum Warmwasser für das benachbarte Wylerbad. «Da haben dann auch die Goofen etwas davon», freut sich Anker.

Direkt neben dem Fussballfeld des FC Wyler erhebt sich ein grauer Würfel. Er beherbergt eines der modernsten Rechenzentren der Schweiz, eines der effizientesten in ganz Europa – und ein technisches Wunderwerk, wenn es ums Energiesparen geht.

Der Energieverbrauch dieser Farm mit aktuell 5000 Servern ist etwa so gross wie derjenige der Stadt Burgdorf BE. Nach dem Vollausbau auf dem bestehenden Gelände wird der Verbrauch den der Stadt Dübendorf ZH erreichen. Laut Rudolf Anker, der bei Swisscom für Planung und Bau der Anlage verantwortlich war, sind die Energie-Einsparungen gegenüber herkömmlichen Rechenzentren enorm: «Der Gesamtenergieverbrauch liegt 40 Prozent tiefer als von vergleichbaren Anlagen.»

Dies weil die Kühlung fast drei Viertel weniger Energie verbraucht. Kältemaschinen gibt es keine mehr, Umgebungsluft kühlt das Rechenzentrum. Scheint die Sonne, kann die Betriebsmannschaft mittels Wasserverdunstung noch mehr kühlen. Dazu nutzt die Swisscom erstmals normales Regenwasser. Überschüssige Wärme gibt die Anlage in den Wärmeverbund ab.

Im Winter heizt man Wohnungen in der Nachbarschaft. Und im Sommer liefert das Zentrum Warmwasser für das benachbarte Wylerbad. «Da haben dann auch die Goofen etwas davon», freut sich Anker.

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