Absenzenkönig Roger Köppel (57) wehrt sich
«Ich bin kein Schwänzer!»

Kein anderer Nationalrat fehlt bei so vielen Abstimmungen wie SVP-Nationalrat Roger Köppel. Er selbst sieht darin kein Problem. Anders beurteilt Politologe Claude Longchamp das viele Fehlen einiger Parlamentarierinnen und Parlamentarier.
Publiziert: 28.12.2022 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2022 um 19:31 Uhr
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Roger Köppel begründet seine vielen Absenzen mit seinem Job als «Weltwoche»-Chef.
Foto: keystone-sda.ch
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Jede fünfte Abstimmung hat Roger Köppel (57) in den letzten drei Jahren im Nationalrat verpasst. Der SVP-Politiker fehlte an 13 Prozent der Sessionstage unentschuldigt, hat eine Blick-Auswertung ergeben. Mit dieser Fehlquote belegt der «Weltwoche»-Verleger und -Chefredaktor zum wiederholten Mal den unrühmlichen ersten Platz auf der Liste der Absenzenkönige im Nationalrat.

Hatte er auf Blick-Anfragen erst nicht reagiert, bezieht er nun nachträglich doch noch Stellung zu seinem häufigen Fehlen. «Ich bin kein Schwänzer, sondern ein hoch engagierter Unternehmer einer erfolgreichen Firma», sagt Köppel. Und ergänzt, er sei «das Gegenteil jener Berufspolitiker, die vom Staat leben, ihre Mandate vergolden und vom Blick gefeiert werden». Wenn er aus beruflichen Gründen fehle, melde er sich ordnungsgemäss ab «und spare den Steuerzahlern damit Sitzungsgeld».

«Hohe Absenzenquoten sind ein Missstand»

Aus Köppels Worten spricht das, was Politologe Claude Longchamp (65) als «gewisse Nonchalance» einiger Politikerinnen und Politiker gegenüber den Verpflichtungen ihres Amtes bezeichnet. «Die hohen Absenzenquoten sind ein Missstand», findet er.

Zwar habe sich die Situation in den vergangenen Jahren gebessert. Der Grund dafür, glaubt Longchamp, ist der öffentliche Druck auf Parlamentarierinnen und Parlamentarier, seit die Medien solche Rankings publizieren. Erst seit 2007 werden alle Abstimmungsergebnisse des Nationalrats veröffentlicht und das Abstimmungsverhalten kann genau analysiert werden.

Doch dass einige Politiker fast 20 Prozent der Abstimmungen verpassen, ist aus Sicht Longchamps problematisch. Besonders, da es die Mitte und die GLP sind, in deren Reihen die Absenzenquote durchschnittlich besonders hoch ist. «Ausgerechnet jene Fraktionen, die am entscheidensten sind, weil sie Mehrheitsbeschafferinnen sind», sagt er.

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Bürgerliche fehlen häufiger als Linke

Die Blick-Auswertung zeigt auch: Frauen fehlen im Schnitt deutlich weniger im Nationalrat als ihre männlichen Kollegen. Und linke Nationalrätinnen und Nationalräte verpassen deutlich weniger Abstimmungen als Bürgerliche. Letzteres dürfte damit erklärbar sein, dass linke Politikerinnen und Politiker häufiger als ihre bürgerlichen Kolleginnen und Kollegen faktisch Berufspolitiker sind.

Kein Wunder. Nationalratsamt, weitere politische Engagements, dazu noch ein Job: Longchamp spricht von einer «strukturellen Überbelastung» der Parlamentarier. Allerdings gibt es durchaus auch Nationalrätinnen und Nationalräte, die sich wohl wie Köppel als engagierte und erfolgreiche Unternehmer bezeichnen würden, aber trotzdem sehr gewissenhafte Parlamentarier sind. So findet sich unter den Ratsmitgliedern, die am wenigsten fehlten, beispielsweise die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (38). Sie führt mit ihrem Mann einen Stahl- und Metallbaubetrieb mit 80 Angestellten – und fehlte gerade einmal bei fünf von 3925 Abstimmungen. Und das nie unentschuldigt.

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