«Der wichtigste Entscheid»
Christoph Blocher (77, SVP), damals die treibende Kraft hinter dem Nein zum EWR: «Mit dem Nein zum Europäischen Wirtschaftsraum bestätigte die Schweiz ihr Erfolgsmodell: Offenheit gegenüber aller Welt, aber eigenständige Gestaltung unserer politischen Verhältnisse.
Hätten die Schweizer Ja gestimmt, wären Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, schweizerische Demokratie und Neutralität weitgehend preisgegeben worden, die Schweiz stünde heute schlechter da.
Auch der Bundesrat realisierte, dass ein Ja zum EWR-Vertrag ein ungeheuerlicher Eingriff in die schweizerische Staatsform wäre. Darum erklärte er, dass der Beitritt zum EWR im Rahmen einer Europa-Strategie zu sehen sei. Diese solle ‹in zwei Phasen ablaufen und den vollumfänglichen Beitritt der Schweiz zur Europäischen Gemeinschaft zum Ziel› haben.
Somit konnten durch das EWR-Nein von 1992 sowohl ein Kolonialvertrag EWR als auch ein EU-Beitritt verhindert werden.
Nach 25 Jahren erkennen wir: Es war der wichtigste Volksentscheid des 20. Jahrhunderts. Sorgen wir dafür, dass auch die Absicht der Classe politique, die Schweiz an die EU anzuketten, verhindert wird.»
«Vielleicht wären wir in der EU»
Christa Markwalder (42, FDP), damals Gymnasiastin: «Was wäre, wenn die Bevölkerung 1992 den EWR-Beitritt befürwortet hätte? Sicher ist, dass sich die Schweiz den vollen Zutritt zum EU-Binnenmarkt gesichert hätte. Das EWR-Nein verbaute uns zunächst die Öffnung Richtung Europa, die Rezession der 90er-Jahre war eine Folge davon: steigende Arbeitslosigkeit, ausgetrockneter Lehrstellenmarkt, wachsende Staatsschulden.
IMAGE-ERROR (inline_image_6232219557378064777)Mit den bilateralen Verträgen hat die Schweiz in einigen Sektoren den Marktzutritt erfolgreich nachverhandelt, doch die Zukunft ist ungewiss: innerhalb der EU durch den Brexit und in der Schweiz mit hängigen SVP-Initiativen (Landesrecht vor Völkerrecht oder Kündigung der Personenfreizügigkeit).
Die SVP muss sich entscheiden, ob die Sicherung des Wohlstands unserer Bevölkerung oder ihre Ideologie für sie wichtiger ist.»