1.-August-Motto der SVP
Zu Gast bei Parteifreunden

Für den SVP-Präsidenten, aber auch einen Bundesrat der Schweizerischen Volkspartei ist es wichtig, am Nationalfeiertag das Gesicht zu zeigen. Fehlt die Möglichkeit dazu, hilft man sich unter Freunden aus.
Publiziert: 29.07.2022 um 00:32 Uhr
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Aktualisiert: 29.07.2022 um 14:08 Uhr
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Bundesrat Guy Parmelin (links) und SVP-Chef Marco Chiesa dürfen an Bundesfeiern von Parteifreunden reden.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Besonders begehrt sind die SVP-Mitglieder dieses Jahr nicht. Bundesrat Guy Parmelin (62) tritt am Vormittag beim 1.-August-Brunch im Obergoms auf. Dann geht es vom Wallis ins Tessin, wo er abends in Sessa redet.

Der Wirtschaftsminister tritt somit in der Heimat von SVP-Nationalrat Piero Marchesi (40) auf. Später darf auch Marchesi dort noch etwas sagen – schliesslich ist er Gemeindepräsident von Tresa TI, zu dem Sessa gehört. Marchesi, der zusammen mit Parteichef Marco Chiesa (47) ein Treuhand- und Beratungsunternehmen gegründet hat, ermöglicht Parmelin also einen Auftritt in der Südschweiz.

Zu Besuch bei Bauer Grin

Ständerat Chiesa wird den Nationalfeiertag in der Romandie verbringen. – Er steht mit dem Tessiner Fernsehen RSI seit dem Nationalfeiertag des vergangenen Jahres auf Kriegsfuss, weil das italienischsprachige TV nicht über einen SVP-Tessin-Anlass berichtet hatte.

Am Mittag des 1. Augusts ist Chiesa jedenfalls in Yverdon-les-Bains VD am Neuenburgersee, nachmittags kommt er zu Besuch auf den Hof von Parteifreund Jean-Pierre Grin (75), den dieser inzwischen aber nicht mehr selber führt. So kann der Tessiner Parteichef RSI links liegen lassen.

«Entweder will man keine nationalen Politiker mehr an den 1.-August-Feiern oder aber man möchte keine SVPler mehr», sagt ein Parteimitglied. Das Mitglied selbst hat, anders als in früheren Jahren, wo vier bis fünf Einladungen für Auftritte am Nationalfeiertag eingingen, diesmal keine einzige Einladung bekommen. Auch ein weiterer SVP-Parlamentarier, der diesmal aber nicht auftreten kann, habe weniger Einladungen erhalten.

Daheim ist es am schönsten

Darum lautet das diesjährige Motto bei der SVP wohl «zu Besuch bei Freunden – oder gleich zu Hause bleiben»: Nationalrätin Esther Friedli (45) hält zwar morgens die Festrede im Freibad in Widnau SG, dann gehts aber zurück zu Partner Toni Brunner (47) ins «Haus der Freiheit». Im Landgasthof, den sie mit dem einstigen SVP-Präsidenten führt, wird sich Friedli um 16 Uhr «Gedanken zum 1. August» machen. Zum Zvieri gibt es «Feines vom Grill».

SVP-Sprecherin Andrea Sommer sagt, sie hätten im Generalsekretariat keinen Überblick darüber, ob 2022 mehr oder weniger Anfragen an die Mandatsträger eingingen als vor Corona. Dieselbe Antwort erhält man auch von der Mitte-Partei. Die Anfragen gingen nämlich direkt an die Parlamentarier und Parlamentarierinnen. Wenn man aber auf den sozialen Medien schaue, habe man nicht den Eindruck, es würden weniger Parlamentsmitglieder an Bundesfeiern auftreten. Auch bei der SP fehlt der Überblick darüber, ob die Ratsmitglieder mehr oder weniger Einladungen erhalten haben.

SP-Rede von 2012

Im Unterschied zur SVP findet sich aber auf den Websites der anderen Parteien nicht so einfach eine Auflistung der 1.-August-Auftritte von ihren Exponenten. Während auf den schön gestalteten, aber völlig unübersichtlichen Mitte-Websites sowieso kaum je das Gesuchte zu finden ist, stösst man auf der SP-Webseite unter «1. August» auf eine zehn Jahre alte Video-Botschaft des früheren Parteipräsidenten Christian Levrat (52). Der heutige Post-Verwaltungsratspräsident aus einem Dorf bei Bulle FR hatte für seine Rede am 1. August 2012 wie Esther Friedli die eigene Wohnregion gewählt – so gesehen ist Levrats Video-Gruss irgendwie doch noch aktuell.

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