Sie gehören zu Weihnachten wie das Christkind und die Geschenke: Kevin, Sissi oder Aschenbrödel – sie sind wie vertraute Freunde. Darum will man sich ihre Filme immer wieder anschauen, auch wenn man sie schon gefühlte hundert Mal gesehen hat.
Der tschechische Märchenklassiker «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» wird allein an Heiligabend auf sieben Sendern ausgestrahlt, und auch Streamingdienste nehmen die Festtagsklassiker ins Programm auf. Aber warum hat man nie genug davon, zu sehen wie Aschenbrödel im rosa Ballkleid zum Schloss galoppiert? Man könnte sich doch auch einen Film anschauen, den man noch nicht kennt.
«Weil es tröstlich ist und weil auf diese Filme und ihre Figuren Verlass ist», erklärt die Religionswissenschaftlerin Dorothea Lüddeckens (54). Im Amerikanischen nennt man das Phänomen des Wohlfühlfernsehens «Comfort Binge». Dadurch, dass man einen Film schon kennt, muss man sich nicht erst an die Charaktere gewöhnen, und es gibt keine bösen Überraschungen. Das entspannt. «Es sind alles Wohlfühlfilme, die Dramaturgie ist einfach, und man weiss von Anfang an: Am Ende wird alles gut.»
Genau danach sehne man sich an Weihnachten, denn noch immer seien die Erwartungen an das Fest der Liebe gross. «Man hat dieses Bild im Kopf von Harmonie und Frieden, aber die Realität ist oft eine andere, das führt zu Spannungen.» Spürbar ist das insbesondere im familiären Umfeld und in Beziehungen. Die Streitigkeiten über die Festtage sind berühmt. Und wer allein lebt, fühlt sich besonders einsam.
Verlass ist hingegen auf die immer wiederkehrenden Geschichten unserer Filmfreunde. Mit ihnen für ein paar Stunden in eine vertraute Welt eintauchen wird zum Ritual: «Das ist es, was ein Ritual ausmacht, es bleibt unverändert, ist vertraut. Gefühle kommen hoch, aber werden im sicheren Rahmen erlebt», so Lüddeckens. In einer Welt, die sich immer schneller bewegt und zusehends unberechenbar ist, wächst diese Sehnsucht, besonders im Jahr der Pandemie. «Alle haben genug Unerwartetes erlebt. Umso mehr will man etwas Verlässliches, was auch noch gut endet.»
Die Lieblingsfilme von Prominenten über die Festtage:
Sonia Kälin (35), Schwingerkönigin: «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel»
«Als Kind fühlte ich mich manchmal ein bisschen wie Aschenbrödel, nicht wegen des schönen Ballkleids, sondern weil der Film so natur- und tierverbunden ist. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, bei uns daheim gab es keinen Fernseher. Darum durfte ich mit meinen vier Geschwistern jedes Jahr zu unserer älteren Nachbarin, dort haben wir den Film gemeinsam angeschaut. Darum hat der Film für mich eine besondere Bedeutung. Ich schaue ihn jedes Jahr zu Weihnachten an – wenn möglich auch mit meinen Schülern.»
Fabien Rohrer (45), Ex-Snowboard-Weltmeister: «Kevin – Allein zu Haus»
«An Weihnachten darf Jeremy seine Lieblingsfilme gucken, dazu gehört für einen Jungen auch Kevin. Das ist pädagogisch nicht nur wertvoll, denn Jeremy ist auch ein Lausbub und hat sich schon ein paar Tricks abgeschaut. Allerdings wendet er die nicht gegen Einbrecher an, sondern bei mir. Er hat also schon Leim an die Türfalle geklebt und mir andere Streiche gespielt. Zu alt wird man für solche Filme nie – für die Streiche zum Glück schon.»
Susy Utzinger (51), Tierschützerin: «Sissi»
«Welches kleine Mädchen träumt nicht davon, eine Prinzessin zu sein wie Sissi? Diese Kleider, der Schmuck, die Schlösser – und ich habe ihre Liebe zu Tieren geteilt, etwa wenn sie den Rehbock auf der Jagd vor dem Abschuss rettet. Bis heute gehört «Sissi» zu meinem Weihnachtsprogramm, ich glaube, ich kann die Dialoge teils fast auswendig. Aber genau das macht es so entspannend, ich kann mich zurücklehnen und weiss, dass alles ein gutes Ende hat. Das tut nach einem bewegten Arbeitsjahr einfach gut.»
Kiki Maeder (39), Moderatorin: «Dinner for One»
«Die kultige Komödie gehört für mich schon seit Jahren zur obligaten Unterhaltung über die Festtage. Slapstick vom Feinsten und grandios gespielt von den beiden Darstellern, sodass ich auch noch beim 20. Mal herzhaft drüber lachen kann. Natürlich geniesse ich auch den Nostalgiewert, der mitschwingt: Schon als junges Mädchen schaute ich den Kurzfilm gerne gemeinsam mit meiner Familie.»