Das Meret Oppenheim Hochhaus (MOH) der Stararchitekten Herzog & de Meuron beim Basler Hauptbahnhof erhitzte die Gemüter, als es fertig war. Kritisiert wurde die «erdrückend wirkende monolithische Megastruktur», böse Zungen verglichen es mit einem «Elefanten im Stadtraum». Seit Sommer 2019 befindet sich dort auch die SRF-Kulturabteilung. Jüngst kommunizierte man deren Reorganisation, die ebenfalls Vergleiche mit dem grauen Rüsseltier auslöste. Die Neugliederung sieht ab Herbst 2022 elf «multimediale Teams MMT» vor, die von elf «Angebotsverantwortlichen» und neun «Team Coaches» und vier «Team Coaches im Jobsharing» in vier «Gruppen» geführt sind.
SonntagsBlick bat Kulturchefin Susanne Wille (48), diese komplex wirkenden Umstrukturierungen zu erklären. Wille begründet den Entscheid, multimediale Teams zu bilden, mit Blick auf die Zukunft. «Heute ist SRF Kultur nach Redaktionen und Kanälen organisiert. Neu verantwortet jedes multimediale Team in seinem Fachbereich gleichzeitig die Inhalte für Online, TV/Video und Radio/Audio.»
Die Anzahl der Teams ergebe sich aus den Themenfeldern, die in der Kulturabteilung verantwortet würden. «Heute sind wir hierarchisch organisiert, in 14 Redaktionen und Teams und zudem in vier Bereiche aufgestellt. Neu haben wir einfachere Strukturen und flachere Hierarchien für mehr Kraft im Programm. Die Stufe der Bereichsleitenden wird abgeschafft.»
Wille will neues «Führungsverständnis»
Das duale Prinzip mit «Angebotsverantwortlichen» und «Team Coaches» erklärt Wille so: «Die Angebotsverantwortlichen und die Team Coaches teilen sich die Verantwortung und sind gleich wichtig. Die Coaches übernehmen die direkte Personalverantwortung. Die Angebotsverantwortlichen tragen die Verantwortung für Inhalt und Budget.»
Wille widerspricht dem Eindruck, es entstünden mehr Führungsstellen. Und niemand sei in einer reinen Führungsfunktion tätig. «Alle Leitungspersonen arbeiten auch im und fürs Programm. Wir haben überall eine gemeinsame Leitung und ein neues Führungsverständnis.»
Ebenso wenig entstünden durch den Umbau zusätzliche Kosten. «Durch den Wegfall einer Hierarchiestufe werden Mittel frei, die grösstenteils reinvestiert werden, um die multimedialen Teams optimal aufzustellen. Zugleich hat SRF Kultur nach wie vor einen Sparauftrag, den wir konsequent umsetzen.»
Der Widerstand gegen das Meret Oppenheimer Hochhaus hat sich mittlerweile etwas gelegt. Kritische Beobachter und auch die Mitarbeitenden selber sind nun äusserst gespannt, wie die Reorganisation der SRF-Kulturabteilung umgesetzt wird und sich im Tagesgeschäft bewährt.