Gebrochene Versprechen, kaum Mitsprache, Lohnkritik
Geschasster «Tatort»-Star Stefan Gubser rechnet mit SRF ab

Er spielte den abgehalfterten Kommissar Flückiger. Nun übt Schauspieler Stefan Gubser in einem Interview Mehrfach-Kritik am Schweizer Fernsehen wegen des «Tatorts».
Publiziert: 31.05.2019 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2020 um 12:25 Uhr
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Schauspieler Stefan Gubser übt Kritik am SRF.
Foto: Daniel Winkler

Er bricht sein Schweigen: Rund ein Jahr nach Bekanntwerden seines Aus als «Tatort»-Kommissar rechnet Stefan Gubser (61) mit dem Schweizer Fernsehen ab. Der Schauspieler wirft dem Sender unter anderem vor, Versprechen gebrochen zu haben.

«Ich habe diesen Tatort immer als mein Baby betrachtet. Man hatte mir auch zugesagt, dass ich ihn machen dürfe, bis ich 65 Jahre alt sei», sagt er in einem Interview mit der «NZZ». «Ich empfand es deshalb als hart, mit 61 Jahren gesagt zu bekommen, jetzt sei Schluss.»

Er habe das Aus des «Tatorts» wie einen Tritt in den Hintern empfunden, ergänzt Gubser. «Als ich mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass wir in Luzern aufhören werden, bin ich zunächst in ein grosses Loch gefallen.» Denn: Dieser Kommissar sei eine Traumrolle für ihn gewesen. «Ich habe als Kind schon davon geträumt, einmal einen Kommissar zu spielen.»

«Es fehlt ein Headwriter»

Gubser investierte darum auch viel Herzblut in seine Rolle, brachte sich auch beim Sender immer wieder ein. So hätten er und Co-Ermittlerin Delia Mayer (52) immer dafür gekämpft, «dass unsere Rollen mehr Fleisch erhalten», wie er sagt. «Das wurde uns irgend einmal zugestanden – doch in meinen Augen zu wenig und zu spät.»

Gar auf Granit biss der Schauspieler beim Sender beim Thema Drehbücher. «Die Bücher werden vom Sender und von den Autoren entwickelt, wir Schauspieler haben darauf nur geringen Einfluss. Hier fehlt meiner Meinung nach ein Headwriter, der die Geschichte Folge für Folge weiterspinnt, der einen Bogen schafft und die Hauptfiguren von Anfang an sorgfältiger und besser entwickelt», so Gubser. Mayer und er hätten das vorgeschlagen. Vergeblich.

Er habe sich deshalb immer über Zeitungskritiken genervt, die besagten, seiner Figur Flückiger fehle es an Ecken und Kanten. «Wie hätte ich diese spielen sollen, wenn die Sitaution und die Emotion dafür nicht im Drehbuch standen?», ärgert sich der Zürcher.

SRF trage Anteil an Lohn-Sinkflug der Schauspieler

Vorwürfe macht Gubser dem SRF aber auch in punkto Gage. «Die Löhne der meisten Schauspieler sind seit zirka 15 Jahren in einem dramatischen Sinkflug, und da trägt auch das Schweizer Fernsehen seinen Anteil daran, was ich ehrlich gesagt nicht ganz verstehe. Kein fester Mitarbeiter und keine feste Mitarbeiterin würde dort akzeptieren, dass der Lohn plötzlich um ein Drittel gekürzt wird.»

Trotz allem blickt Stefan Gubser nach vorne. Er verfolge jetzt wieder eigene Theater- und Filmprojekte. Zudem habe er mit Schauspiel-Kollegin Regula Grauwiller (48) einen Kulturverein gegründet. «Der Tritt des Schweizer Fernsehen hat bei mir einen starken kreativen Prozess in Gang gesetzt. Damit hatte ich nicht gerechnet.» Beim «Tatort» haben mittlerweile zwei Frauen den Posten von Gubser und Mayer übernommen: Ab 2020 ermitteln im SRF Carol Schuler (32) und Anna Pieri Zuercher (40) in Zürich. (wyt)

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