Star-Autorin Petra Volpe (50)
Darum kam «Die göttliche Ordnung» zur rechten Zeit

Mit ihrer Komödie über die Einführung des Frauenstimmrechts landete Petra Volpe einen Kinohit. Der nächste Film der Aargauerin spielt in einem kalifornischen Gefängnis. Sie selbst sitzt in Brooklyn.
Publiziert: 07.02.2021 um 14:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2021 um 15:44 Uhr
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Regisseurin Petra Volpe lebt seit Jahren in Brooklyn, New York.
Foto: PETER LueDERS
Peter Padrutt

Wenn in diesen Tagen intensiv über Frauenrechte diskutiert wird, dann liegt das nicht zuletzt auch an Petra Volpe: Sie brachte ihre Komödie «Die göttliche Ordnung» vor vier Jahren in die Kinos. «Genau zur richtigen Zeit – damals war bei den Frauen viel Unruhe und Unzufriedenheit spürbar», erinnert sich die gebürtige Aargauerin mit italienischen Wurzeln. Viele Gesetze für die Gleichstellung habe es zwar gegeben, aber an der Umsetzung haperte es. «Unser Film hat dann noch etwas mehr Öl in dieses Feuer gegossen.»

Volpe (italienisch für «Füchsin») hat sich nie in ihrem Fuchsbau verschanzt. «Die Liebe hat mich früh nach New York verschlagen. Ich kam mit 20 zum ersten Mal hierher, fühlte mich sofort zu Hause und hatte immer den Wunsch, eines Tages hier zu leben», erzählt sie. Seit sechs Jahren ist sie mit einem Amerikaner verheiratet und besitzt eine Green Card. Sie lebt aber nach wie vor auch in Berlin, ihrer dritten Heimat. Eine Rückkehr in die Schweiz ist für Petra Volpe im Moment kein Thema.

Kühlwagen mit Leichen um die Ecke

In ihrer Wohnung in Brooklyn wollte sie an diesem Wochenende mit Freunden «Die göttliche Ordnung» schauen, aber das war wegen Covid-19 unmöglich. «Wir haben seit letztem März keinen Besuch gehabt. Die Pandemie hat die Stadt am Anfang hart getroffen.» Sie erzählt, dass zwei Strassen weiter beim Spital Kühlwagen für Leichen gestanden haben. «Wir haben Bekannte, die heute noch mit den Nachwirkungen ihrer Corona-Erkrankung kämpfen.»

Eine Kosmopolitin, die jenseits des Grossen Teiches ihr Leben gut einrichtet – da denkt man unweigerlich an ein Kind reicher und intellektueller Eltern. Falsch gedacht. Volpes Vater kam 1969 als Gastarbeiter in die Schweiz. «Er selber ist in grosser Armut aufgewachsen. Arbeit gab es fast keine. Und wenn, wurde sie mit Kartoffeln oder Zwiebeln bezahlt», erinnert sie sich. «Mein Bruder und ich wurden in der Schule auch mal ‹Tschinggen› genannt, obwohl meine Mutter Schweizerin ist und wir nur Schweizerdeutsch gesprochen haben.» Dieses leicht Fremdsein damals habe ihre Perspektive geprägt.

Grosser Gefängnis-Film in Arbeit

Das Multikulti-Leben ist es auch, was ihr an New York City so gefällt. Noch vor einem Jahr sei sie liebend gern in der Subway gesessen. «Diese Vielfalt an Kulturen und Lebenswelten um mich zu haben, inspiriert und beflügelt mich ungemein.»

Sie finde es «erfrischend und aufregend», in New York auch einen tieferen Einblick ins Filmgeschäft der Vereinigten Staaten zu bekommen. «Gerade was Serien angeht, kann man hier viel lernen», erklärt die Autorin, die für SRF den grossen Wurf «Frieden» schrieb. Derzeit castet sie gerade einen Film, der in einem amerikanischen Männergefängnis spielt. «Das Skript habe ich zusammen mit einer deutschen Drehbuchautorin geschrieben. Ich war zwei Mal im Gefängnis in Kalifornien und habe intensiv recherchiert.» Auch eine Schweizer Komödie sei in Planung.

«Die göttliche Ordnung» habe ihr in den Vereinigten Staaten viele Türen geöffnet. Sie werde von einer grossen Agentur vertreten, habe ein Management und bekomme attraktive Angebote. Im Moment arbeite sie auch an einem Stoff für ein grosses Studio. «Und egal, was daraus wird, es ist eine neue und spannende Erfahrung.» Am meisten freut sich Petra Volpe aber, dass «Die göttliche Ordnung» in den Vereinigten Staaten so gut aufgenommen worden ist. «Der Film hat die Leute hier sehr berührt, weil er genau zu der Zeit rauskam, als Trump, ein misogyner Sexist, ins Weisse Haus gewählt wurde. Plötzlich war vieles, was die Frauen sich so hart erkämpft haben, wieder infrage gestellt. Das hat grosse Angst gemacht. Unser Film hat die Leute inspiriert und kämpferisch gestimmt.»

Freunde ausserhalb des Filmgeschäfts

Viele ihrer liebsten Menschen in New York hätten «zum Glück» nichts mit dem Filmgeschäft zu tun. «Das erdet mich und hilft mir, nicht abzuheben. Filmarbeit ist sehr intensiv und aufreibend, man macht sich auch sehr verletzbar als Künstlerin», hält sie fest. «Aber meine Arbeit ist keine Neurochirurgie – niemand stirbt, wenn man einen Fehler macht. Das muss man sich manchmal in Erinnerung rufen.»

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