Wer erbt den Job von SRF-Direktor Ruedi Matter (64)? Am Donnerstag gab die SRG bekannt, ab April die Nachfolge für den Ende 2018 abtretenden Matter lancieren zu wollen. Er habe den Nachfolgeprozess mit SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (55) in den letzten zwei Wochen nach der Abstimmung besprochen, so Matter über seinen Abschied zu BLICK.
Zuletzt hatte es an seiner Person intern Kritik gegeben, Matter solle den Sessel räumen, SRF brauche einen Neuanfang, motzte ein DOK-Filmer im SRF-Intranet – und erhielt dafür 200 Likes. «Wer in einem Unternehmen grössere Veränderungen realisiert, wird nie von allen gemocht»,so Matter dazu. «Zudem standen alle Mitarbeitenden unter starkem Druck. Aber natürlich perlt persönliche Kritik auch nicht nur an mir ab.»
«Es gibt sowieso zu wenig Frauen in Führungspositionen»
Und am Leutschenbach dreht sich das Kandidaten-Karussell offenbar bereits. BLICK weiss: Die Wunschvorstellung SRF-intern für den renommierten Posten ist ein «Sympathieträger mit Ausstrahlung» – jemand, der dem Sender gerade nach der No-Billag-Abstimmung vielleicht ein noch klareres Profil verleiht und über viel Charisma verfügt. Gut möglich, dass es unter diesem Gesichtspunkt eine Frau sein wird.
Ruedi Matter antwortet auf die Frage, ob er sich eine Frau als Nachfolge wünschen würde: «Ja. Es gibt sowieso zu wenige Frauen in Führungspositionen. Von daher wäre es begrüssenswert. Aber es nicht an mir, das Profil für meine Nachfolge zu definieren.»
Heimgartner mauserte sich zur Galionsfigur
Einer der meistgebotenen Namen ist derjenige von Ladina Heimgartner. Die erst 38-jährige Vize von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (55) mauserte sich im Zuge der No-Billag-Abstimmung zur absoluten SRG-Galionsfigur und sammelte mit ihren leidenschaftlichen Auftritten für die SRG intern viele Pluspunkte. Obwohl zuvor eher unbekannt, hat die Bündnerin auch beruflich längst den Turbo gezündet. Mit Ende zwanzig wurde sie beim rätoromanischen RTR Leiterin des Ressorts «Reflexiun», später zur Chefin über «Märkte und Qualität» der SRG befördert – und mit gerade mal 34 Jahren zur Direktorin des rätoromanischen Fernsehens und Radios ernannt. Seit letztem Herbst ist sie stellvertretende Generaldirektorin der SRG.
Mit Wille bekäme SRF ein charmantes Gesicht
Wenn es um Ausstrahlung und Charisma geht, kommt man beim SRF auch um den Namen Susanne Wille (43) nicht herum. Ob als Anchor-Lady des Nachrichtenmagazins «10vor10», als Bundeshauskorrespondentin bei der «Rundschau» oder als Moderatorin von Wahlsendungen: Die mit Franz Fischlin (55) verheiratete Aargauerin vermittelt Sicherheit und Vertrauen und ist bei den Zuschauern enorm beliebt. Auch wenn Wille, die derzeit bei der Entwicklung des intern sehr wichtigen Newsrooms mitarbeitet, noch nicht über die ganz grosse Führungserfahrung verfügt, wäre sie ein Coup: SRF bekäme ein charmantes Gesicht – auch ein weiblicheres.
Wappler bewies sich bereits im Ausland
Intern hoch gehandelt wird auch Nathalie Wappler (50). Sie trat zum ersten Mal in Erscheinung, als sie 2011 – kurz nach ihrer Ernennung zur SRF-Kulturchefin – den ersten Schweizer «Tatort» nach der Wiederaufnahme in den TV-Verbund zusammen mit Ruedi Matter und Programmentwickler Hansruedi Schoch stoppte und überarbeiten liess. Die in St. Gallen geborene TV-Frau machte später im Ausland TV-Karriere: 2016 wurde sie zur Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) ernannt, der zur ARD gehört. Sie verfügt über einen grossen Rucksack im Bereich Kultur, insbesondere klassische Musik und Bildung.
Auch der Name Ingrid Deltenre (58) wird am Leutschenbach wieder gehandelt. Von 2004 bis 2009 war sie bereits Direktorin des Schweizer Fernsehens, von 2010 bis 2017 Leiterin der Generaldirektion der Europäischen Rundfunkunion (EBU) in Genf. Ob sie sich ein knappes Jahrzehnt später die Last desselben Amtes nochmals zumuten will, ist allerdings unsicher. Aber eine andere wichtige Rolle bei der SRG traut man ihr zu.
Schoch ist die zentrale Figur hinter den SRF-Kulissen
Chancen ausrechnen dürfen sich aber auch einige Männer mit Kadererfahrung. Unter ihnen der bereits erwähnte Hansruedi Schoch (52). Als derzeitiger Leiter Programme verantwortet Schoch das Gesamtangebot des SRF auf allen Kanälen, also TV, Radio und Multimedia – und ist damit die zentrale Figur hinter den Kulissen des SRF. Er muss das SRF-Programm fit für die Zukunft machen – und erfüllt diese Aufgabe offenbar mit Bravour. Denn einige im Haus sehen ihn bereits jetzt als neuen Matter: Dies, weil er vom Typ her nicht unähnlich ist und zudem einen guten Leistungsausweis vorweisen kann. So arbeitete er bei der «Tagesschau» und «10vor10», leitete beim Privatfernsehen TV3 die Nachrichtensendung und war auch als Leiter des SRF-«Mittagsmagazins» tätig. Vor 15 Jahren wurde er dann zum Leiter Magazine und Programmentwickler befördert, vorübergehend bekleidete er auch das Amt des Chefredaktors.
Urs Leuthard ist der starke Mann hinter dem SRF-Newsroom
Ebenfalls mit dem frei werdenden Posten liebäugeln darf nach BLICK-Informationen Urs Leuthard (55). Der im Haus äusserst beliebte einstige «Tagesschau»-Chef ist der starke Mann hinter dem SRF-Newsroom-Konzept, um dessen Umsetzung er sich ab Herbst 2018 voll konzentrieren wolle. Trotz dieser soeben erst kommunizierten Mammutaufgabe gehört am Leutschenbach auch sein Name zu den meistgenannten in Sachen Matter-Nachfolge. Denn Leuthard hat den TV-Job von der Pike auf gelernt, begann 1997 als Video-Journalist bei Tele Züri und wurde schon ein Jahr später zum stellvertretenden Chefredaktor bei Tele 24 ernannt. Drei Jahre später wechselte er als Wirtschaftsjournalist zu SRF und war in der Folge für alle wichtigen Informationssendungen des SRF tätig, als Redaktionsleiter und Moderator der «Arena», als Moderator der «Rundschau» sowie seit 2012 als Chef des SRF-Flaggschiffs «Tagesschau».
Zum erweiterten Kandidatenkreis zählt nicht zuletzt auch der aktuelle Chefredaktor TV, Tristan Brenn (52). Er ist bereits seit Mitte der 90er-Jahre bei SRF, arbeitete sich innert zwanzig Jahren vom Stagiaire bei der «Tagesschau» zum Chefredaktor hoch.