Erst kürzlich tat der amtierende SRF-Direktor Ruedi Matter (64) an einer internen Informationsveranstaltung kund, «dass es noch das eine oder andere Projekt gebe, das er über das Pensionierungsalter hinaus erledigen wolle», wie die «NZZ» berichtete. Das ist zwar durchaus möglich: Mit dem Einverständnis des SRG-Verwaltungsrates können Kadermitarbeiter bis maximal 70 Jahre im Amt bleiben.
Nun heisst es für Matter offenbar doch schon vorher bye-bye, Leutschenbach: Denn der Regionalvorstand der SRG Deutschschweiz hat an seiner heutigen Sitzung entschieden, seine Nachfolge zu lancieren. Die Wahl des neuen Direktors oder der Direktorin SRF ist demnach für Ende 2018 geplant, wie die SRG mitteilt. Bis dahin soll Matter das SRF noch leiten. Auf Wunsch von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand habe sich Ruedi Matter an der Sitzung am Donnerstag bereit erklärt, über seine Pensionierung im Oktober hinaus seine Aufgabe wahrzunehmen, schreibt die SRG weiter.
«Herablassend, zynisch und wenig geeignet, Sympathien zu wecken»
Welche Rolle spielt in dieser Entscheidung der Widerstand gegen Noch-Direktor Matter? Nach dessen Ankündigung, noch länger bleiben zu wollen, wurde er im Intranet massiv kritisiert. DOK-Filmer Beat B.* wetterte, nach der No-Billag-Abstimmung brauche SRF einen Neuanfang. Zudem sei Matter im persönlichen Umgang «herablassend, zynisch und wenig geeignet, Sympathien für das Unternehmen zu wecken», hiess es in dem Eintrag, der rund 200 Likes von anderen Mitarbeitern erhalten haben soll.
Marchand würdigt Matters Leistung
Ruedi Matter leitet SRF seit der Fusion von Schweizer Radio DRS und Schweizer Fernsehen 2011. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: «Ruedi Matter hat tiefgreifende und wichtige Reformen für SRF erfolgreich umgesetzt und bei Radio und Fernsehen die Konvergenz eingeführt.»
Ruedi Matter selbst sagt, er sei «glücklich, dass sich unsere Programme so erfolgreich behauptet haben, insbesondere unsere Neuerungen online für ein junges Publikum.» Auch mit dem Einstieg in die Produktion von fiktionalen Serien wie «Der Bestatter» und später «Wilder» habe SRF Innovationskraft bewiesen, meint er weiter. «Besonders wichtig war für mich, dass wir die Herausforderungen um die Abstimmung vom 4. März so gut bewältigt haben.» (wyt)