Sie haben turbulente Zeiten hinter sich: Seit genau zwei Jahren sind die SRF-Auswanderer Yasmine (43) und Mäx Hensler (49) aus «Auf und davon» in Schwedisch-Lappland – und erleben in ihrer Wahlheimat ein Wechselbad der Gefühle.
Am Anfang litt der Unternehmer aus Einsiedeln SZ unter einem aus der alten Heimat «mitgebrachten» Burnout, wie er vor einem Jahr gegenüber BLICK sagte. «Es war schwer für uns alle, er hatte keine Nerven mehr, war sehr ausgespannt», erinnert sich Yasmine. Mäx ergänzt: «Am Schluss schaffte ich es nicht mal mehr, am Morgen aufzustehen.»
Ein Burnout gehe nie ganz vorüber
Mittlerweile gehe es ihm viel besser, sagt der frühere Betreiber einer Consultingfirma heute. Zusammen mit Gattin Yasmine führt er in Nordschweden nahe der Grenze zu Finnland die «Norrsken Lodge». «Die Natur spendet viel Energie, lässt das Herz lachen und erfreut die Seele», sagt er. Weniger arbeiten würden sie aber nicht. Ihre Tage seien lang, dauerten nicht selten von 6 Uhr morgens bis um Mitternacht.
Nebst der Kinderbetreuung und der ganzen Büroarbeit erledigt das Paar die Einkäufe für sich selber und die Gäste der Lodge, bereitet die Touren vor, heizt den Hot-Tub für den Abend ein und kocht unterwegs für die Touristen. Sie würden dies aber mit viel mehr Leidenschaft angehen, als noch in ihren früheren Jobs in der Schweiz. «Das schafft viele positive Energie und vor allem Zufriedenheit.»
Ganz vorüber gehe ein Burnout allerdings nicht, gibt Hensler zu bedenken. «Die unangenehmen begleitenden Depressionen werden mich weiterhin begleiten. Jedoch sind diese nicht mehr so oft und in einer viel weniger starken Auswirkung als damals. Ausserdem habe ich gelernt, damit umzugehen.»
«Die Ehekrise war schrecklich!»
Doch die Aufbauarbeit der Lodge forderte sie dafür als Paar. «Die Ehekrise am Ende des ersten Jahres, an der wir fast zerbrochen sind, war schrecklich!», blickt Mäx nachdenklich zurück. Zu den Problemen sei es gekommen, weil sie beide nicht aus der Gastrobranche kommen würden. «Alles, was wir im ersten Jahr angepackt haben, war quasi das erste Mal. Es war spannend, lehrreich, aber auch sehr aufreibend, und ich wollte so viel wie möglich umsetzen, um zu beweisen, dass mein Burnout vorüber ist. Das hat viele überfordert», sagt Hensler, der sich und seine Familie von einer Equipe des SRF begleiten liess. Zu den Dreharbeiten sagt er: «Die TV-Aufnahmen waren in dieser Situation auch nicht ganz einfach – und gegen Ende eine zusätzliche Herausforderung.»
Das Resultat: Yasmine und er seien unzufrieden geworden, hätten sich über unwichtige Details genervt und gezankt. «Im Nachhinein völlig unnötig. Das hat so viel Energie gekostet», sagt er rückblickend. Unter anderem dank ihrer Kinder Janne (6) und Kimi (3) sowie ihrer Familie hätten sie die Kurve dann aber wieder gekriegt. «Sie haben uns daran erinnert, warum wir ausgewandert sind und welche Werte für uns jetzt wichtig sind.»
Noch wichtiger sei aber gewesen, dass sie sich daran erinnert hätten, warum man seinen Partner liebt, und was ihn eben zu dem Menschen macht, mit dem man alt werden wollte. «Viele wertfreie Gespräche und fleissiger Aufbau von Vertrauen war die Grundlage für die Rückkehr zu einer starken Beziehung, welche wir nun täglich leben dürfen», sagt er.
Die Schweden seien manchmal unzuverlässig
Einzig der Alltag in Schweden macht dem Paar nach wie vor dann und wann zu schaffen. «Der Servicegedanke der Schweiz ist einzigartig. Hier kennt man das nicht in diesem Ausmass. Es ist schwierig, da Termine nicht eingehalten werden, man keine Antworten erhält oder schlicht vergessen geht», sagt Hensler. «Alles dauert hier etwas länger. Daran werden wir uns wohl nie gewöhnen.»
Die schönen Seiten des Lebens würden sie aber dafür entschädigen, ergänzt Gattin Yasmine. «Zu sehen, dass die Kinder glücklich sind. Und dann diese Nordlichter, die sind jedes Mal atemberaubend», schwärmt sie. Viel gebe ihnen auch die Tatsache, dass es ihren Gästen bei ihnen gefallen würde. «Oft führen wir sie an versteckte Orte, wo sie die Polarkreisregion noch besser erleben können. Wenn wir dann in die fröhlichen Gesichter schauen, wissen wir, das es sich lohnt.» Ihre alte Heimat würden sie deswegen kaum noch vermissen. «Nur die Fasnacht, Cervelats, Landjäger und eben die Verlässlichkeit der Schweiz fehlt uns manchmal», so Hensler.