Es sei «höchste Zeit für ‹Kassensturz›, Vibratoren zu testen», hiess es am 12. Dezember in einem Bericht des SRF-Konsumentenmagazins – und die Redaktion liess die Testerinnen jubeln: «Sehr angenehmes Material. Bringt mich zum Orgasmus, auch ohne dass ich vorher schon erregt war», lautete eines der begeisterten Statements.
Doch offenbar hatten nicht alle gleich viel Freude an dem Test. Der SRG-Ombudsmann musste die Beanstandung eines Zuschauers behandeln, der den Beitrag «wegen seiner sexistischen und frauenfeindlichen Darstellung der Frau aufs Schärfste» verurteilt, wie jetzt auskam. «Die Frau wird darin als reines Lustobjekt dargestellt, das sich mittels eines batteriebetriebenen, vibrierenden Plastikstabs Abhilfe verschafft beziehungsweise befriedigt; die zitierten Kommentare der eingesetzten Testpersonen verstärkten dieses Bild in eindeutiger Weise», so die Kritik des Zuschauers. Die zu Beginn des Tests vom Moderator vorgetragene Rechtfertigung über den Bericht vermöge «nicht zu genügen».
«Es war keine Schmusemusik zu hören»
Manfred Pfiffner, stellvertretender SRG-Ombudsmann, konnte im Beitrag der Konsumentensendung allerdings nichts Sexistisches sehen, wie er jetzt in seiner Begründung schreibt. «Ich habe mir nach dem Lesen Ihrer Beanstandung den ‹Kassensturz›-Beitrag ‹Vibratoren im Test› mehrfach angesehen. Dabei habe ich weder sexistische, geschweige denn frauenfeindliche Darstellungen entdeckt», schreibt Pfiffner. «Es findet sich keine einzige Szene, die jemanden ausgrenzt, diskriminiert oder unterdrückt.»
Die Verantwortlichen seien «äusserst behutsam» vorgegangen, so der Ombudsmann weiter. «Dies zeigt sich schon daran, dass bewusst Frauenstimmen eingesetzt und keine anstössigen Szenen aus dem Film ‹Hysteria› eingebaut wurden. Zudem war keine ‹Schmusemusik› (bspw. ‹Je t'aime ... moi non plus› von Jane Birkin und Serge Gainsbourg) zu hören, und nirgends tauchte nackte Haut auf.»
Und auch zu Ueli Schmezers Einleitung äussert sich Pfiffner: «Die Einleitung von Ueli Schmezer zu Beginn des Beitrags erachte ich in keiner Weise als Rechtfertigung. Vielmehr zeigt er auf, weshalb der ‹Kassensturz› Vibratoren getestet hat.» Laut dem «Kassensturz»-Bericht besitze jede zweite Frau einen Vibrator. «Wenn schon die Hälfte aller Frauen in diesem Land davon Gebrauch macht, darf eine Konsumentensendung darüber auch einen Test machen», so Pfiffner.
Auf «Masturbatoren» verzichtet der «Kassensturz»
Doch dem Beanstander schwant Übles. Er sei nun schon gespannt, «wann die ersten Testberichte über Masturbatoren für Männer, Gummi-Muschis, Sadomaso-Spielzeug, Penis-Ringe, Pornofilme etc.» folgen würden, schreibt er. Doch wie «Kassensturz»-Redaktionsleiterin Ursula Gabathuler schreibt, wird es dazu nicht kommen. «Tatsächlich werden bereits ‹Masturbatoren› in Coop-City-Filialen verkauft, kommen aber natürlich für einen ‹Kassensturz›-Test nicht in Frage. Denn wir nehmen Rücksicht auf ethisch-moralische Ansichten der Schweizer Bevölkerung», findet sie. Und so seien sie auch beim Vibratoren-Test vorgegangen. «Gemäss unserer Marktabklärung betreffend meistverkaufte Vibratoren hätten wir sogenannte Rabbit-Modelle in den Test aufnehmen sollen. Wegen deren Erscheinungsbild haben wir sie nicht berücksichtigt. Dasselbe gilt für Vibratoren in Penis-Form.» (wyt)
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