Als «das beste Biopic, das wir je im deutschen Fernsehen gesehen haben», bezeichnet der Literaturwissenschaftler und Kafka-Biograf Rainer Stach die sechsteilige ARD/ORF-Serie «Kafka» zum 100. Todestag des Prager Schriftstellers. Ein Ritterschlag auch für den Zürcher Joel Basman (34) der die Titelrolle übernimmt.
Joel Basman als Franz Kafka – «Wie Butter für mein Hirn»
Das Lesen des Drehbuchs sei «wie Butter für mein Hirn» gewesen, erzählt Basman dem «Tages-Anzeiger». Die Zusage erfolgt trotz «Respekt vor der Verantwortung, dieser historischen Figur gerecht zu werden». Kaum ein anderer Autor des 20. Jahrhunderts hat die deutschsprachige Literatur so geprägt wie Franz Kafka. Wie spielt man jemanden, der einen eigenen Begriff geprägt hat – «kafkaesk» als Synonym für absurd –, von dem es aber keine Filmaufnahmen gibt und auch keine lebenden Zeitzeugen, die ihn kannten? «Ich musste für mich selbst festlegen, wie er redet, geht, lacht», sagt Joel Basman. Dass ihn einiges mit dem Weltliteraten verbindet, hat sicher geholfen. Nicht nur die jüdischen Wurzeln, sondern auch die Wissbegierde. «Kafka war humorvoll und ein Menschenfreund, hatte aber auch eine introvertierte Seite, so wie ich.» Wie es war, Franz Kafka zu sein? Basman zur «Augsburger Allgemeinen»: «Wunderschön. Er war ein angenehmer Zeitgenosse.» Gerade sei er an dessen Grab gewesen: «Ein Ort, der sich anfühlt, als ob ich da jemanden kennen würde.»
«Kafka», ab 11. April auf SRF 1
Kingsley Ben-Adir als Bob Marley – «Alle Marleys hinter der Kamera»
«Der Druck, jemanden zu spielen, der so vielen Leuten so viel bedeutet hat, ist enorm. Man muss ihn schnell loswerden.» Kingsley Ben-Adir (37) weiss, wovon er spricht: Er spielte schon Malcolm X, Barack Obama – und einen Ken in «Barbie». Bestärkt hat den Briten mit Wurzeln in Trinidad und Tobago, dass er von der Marley-Familie selbst gecastet wurde: Bobs Witwe Rita und Sohn Ziggy produzieren den Film. «Am ersten Drehtag waren alle Marleys hinter der Kamera», erzählt Ben-Adir dem Magazin «Man About Town». «Gezählt habe ich sie nicht, aber es waren viele!»
«Bob Marley: One Love», jetzt im Kino
Jasmine Trinca als Maria Montessori – «Ich habe sehr viel zugehört»
Die Story von «Maria Montessori» ist zwar fiktiv, hätte sich aber im Leben der italienischen Reformpädagogin gut so abspielen können. Auch der Dreh fand nah am Leben statt: In vielen Szenen sind neuroatypische Kinder zu sehen. Eine Herausforderung für Schauspielerin Jasmine Trinca (42) («The Gunman»). «Es war schwierig, aber es war auch der beste Teil», erzählt die Italienerin dem Kinomagazin «Out Now». «Ich habe den Kindern sehr viel zugehört. Ganz im Sinne von Maria Montessori. Bei ihr hatte alles eine menschlichere Dimension.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.
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«Maria Montessori», jetzt im Kino
Marisa Abela als Amy Winehouse – «Wie nah kann ich ihr kommen?»
«Nein. Das ist zu viel. Zu gross.» Marisa Abela (27) muss von ihrer Agentin überzeugt werden, sich für die Rolle der Amy Winehouse in «Back to Black» casten zu lassen. Als sie diese aber hat, gibt Abela alles. Sie nimmt nicht nur Gesangsstunden (und nimmt später dann auch Winehouses Songs mit deren Originalband auf), sondern hungert sich in einen Körper, wie ihn die von psychischen Problemen, Drogen- und Alkoholmissbrauch gezeichnete Soul-Ikone am Schluss hatte. «Das war wichtig, denn so dünn und zerbrechlich zu sein, ändert dein Körpergefühl, deine Bewegungen, dein Tempo. Und ich wollte sprechen wie sie, mich bewegen wie sie, ihre Gedankengänge nachvollziehen. Meine Herausforderung war: Wie nahe kann ich ihr kommen?», sagt Abela in einem Interview mit «Harper’s Bazaar».
Der Titel des Biopics unter der Regie von Sam Taylor-Johnson («50 Shades of Grey») bezieht sich auf das Erfolgsalbum, das Amy Winehouse zum Weltstar machte: «Back to Black» bringt ihr vier Grammys ein und macht sie zur bestverdienenden Frau im britischen Showbusiness. Der immense Ruhm trägt wohl – genau wie die On-off-Beziehung zu ihrem drogensüchtigen Mann Blake Fielder-Civil – zu ihrem Untergang bei. Amy Winehouse stirbt am 23. Juli 2011 mit über vier Promille im Blut an einer Alkoholvergiftung.
«Back to Black», ab 11. April im Kino
Daniel Brühl als Karl Lagerfeld – «Modekurs bei Chloé belegt»
Der deutsche Hollywood-Export Daniel Brühl (45) hat gute Erfahrungen mit Biopics: Für seine Darstellung des Rennfahrers Niki Lauda in «Rush» wurde er für einen Golden Globe nominiert. Auch für die Rolle von «König Karl» hängt er sich rein. «Ich besuchte Zeichenkurse und einen zweitägigen Modekurs bei Chloé», verrät er im Interview mit bild.de. Dabei wolle er in der sechsteiligen Serie «Becoming Karl Lagerfeld» nicht eine Kopie des Modezaren sein, «sondern mich ihm annähern und dabei eine eigene Interpretation schaffen».
«Becoming Karl Lagerfeld», ab 7. Juni auf Disney+
Timothée Chalamet als Bob Dylan – «Ich fühle grossen Respekt»
Es gibt bereits diverse Biopics über Bob Dylan (82) so etwa eines von Kult-Regisseur Martin Scorsese. Für das neuste, «A Complete Unknown», starteten die Dreharbeiten kürzlich in New York. Es widmet sich dem jungen Dylan, der die Folk-Szene revolutionierte. Den Part der Musiklegende übernimmt Timothée Chalamet (28) der zur Vorbereitung Dylans High School in Minnesota besuchte. «Ich fühle sehr grossen Respekt für seine Welt», liess sich der Schauspieler in einer Talkshow entlocken. Regisseur James Mangold verriet: Ja, Chalamet wird im Film singen.
Staraufgebot für «Switzerland»
Helen Mirren als Patricia Highsmith: Ihre letzten Jahre verbrachte Starautorin Highsmith (1921–1995) im Tessin. Diese Zeit wird unter dem Namen «Switzerland» und der Regie von Anton Corbijn («The American») verfilmt. Gedreht wird im Herbst im Tessin und in Zürich. Die Hauptrolle verkörpert Oscar-Preisträgerin Helen Mirren (78). Co-Produzent ist das Zürcher Unternehmen Zurich Avenue. «Eine grosse Ehre», sagt dessen Mitbegründer Karl Spoerri.