Der Prix Walo ist die älteste und wichtigste Auszeichnung im Schweizer Showbusiness. Heute Samstag wird sie im Studio 1 von SRF in Zürich-Leutschenbach zum 48. Mal verliehen und nach einer Pause von 22 Jahren auch wieder von SRF 1 übertragen (ab 20.10 Uhr). Gleichzeitig läuft der Gala-Event auf Blick, Star TV und auftanken TV. Doch wieso heisst der Preis so? Wer hat ihn erfunden? Und wie hat er sich entwickelt?
Wie alles begann
Der erste Prix Walo wurde vor 50 Jahren vergeben. Dass dieses Jahr kein Jubiläum ansteht, ist den Corona-Ausfällen geschuldet. In den Anfangsjahren gab es einzig die Kategorie «Publikumsliebling». Reporter-Legende Jack Stark (88) erinnert sich gegenüber Blick: «Wir waren zu fünft, André Berner, Hans Gmür, Walter Grieder, Walo Linder und ich. Wir nannten uns in Anlehnung an den Sinatra-Clan ‹Züri Clan› und trafen uns regelmässig zum Feierabend-Bier im ‹Vorderen Sternen›. Wir fanden, Unterhaltung werde hierzulande viel zu wenig gewürdigt. Ursprünglich war der Preis also eine Bieridee. Tonhalle und Opernhaus erhielten damals schon staatliche Unterstützung, das Showbusiness nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich einmal den damaligen Stadtpräsidenten Sigi Widmer darauf ansprach. ‹Wieso bekommen wir eigentlich nichts?›, fragte ich ihn. Und er sagte: ‹Wieso sollen wir euch subventionieren? Bei den Coiffeuren machen wir das ja auch nicht.›» Ende der 1970er-Jahre näherte sich der «Clan» dann der Show Szene Schweiz an. Diese vergab die Trophäe Goldener Tell für TV-Leistungen hinter den Kulissen. Nach dem Zusammengehen einigte man sich auf den Prix Walo als einzige Auszeichnung.
Wer war Walo?
Walter «Walo» Linder (1905–1979), geboren in Bolligen BE, war ursprünglich Lehrer, bevor er sich der Musik zuwandte und mit Teddy Stauffer (1909–1991) die «Original Teddies» gründete. Er war Radio-Beromünster-Unterhaltungschef und förderte und entdeckte damalige Stars wie Lys Assia (1924–2018) und Caterina Valente (93). Jack Stark sagt: «Walo war der Älteste von uns und der Doyen der Schweizer Showszene. Deshalb benannten wir den Preis nach ihm. Wir hatten fast ein wenig Ehrfurcht vor ihm. Aber er war nicht abgehoben, sondern im Gegenteil sehr leutselig.»
Premiere
Die erste Verleihung fand am 30. November 1974 im Zürcher Kongresshaus im Rahmen des «Tele»-Balls statt. Jack Stark war damals Chefredaktor der namensgebenden Zeitschrift. Erster Publikumsliebling wurde der Berner Bandleader Hazy Osterwald (1922–2012). «Ich durfte Hazy den Preis überreichen. Er hatte eine Riesenfreude, weil auch er darunter litt, dass ihn die offizielle Schweiz als Showbiz-Vertreter nie wirklich gewürdigt hat», erinnert sich Stark.
Monika Kaelin
Seit 1998 ist die Sängerin und Entertainerin Monika Kaelin (69) Präsidentin der Show Szene Schweiz, die den Preis verantwortet und vergibt. Sie ist eine charismatische Persönlichkeit und unermüdliche «Chrampferin». Alle von Blick Angefragten sagten unisono: Ohne sie würde es den Prix Walo wohl gar nicht mehr geben. Was sie geleistet hat, ist einmalig.
Die Trophäe
Die Trophäe erhielt mehrfach ein neues Aussehen. In den frühen Jahren bestand sie zuerst aus einer stilisierten Trompete, dann länger aus einem grossen W und einer Kugel, die später einen Pokal als Ergänzung erhielt. Künstler und Zirkus-Star Rolf Knie (74) erschuf 1999 die neue vergoldete Skulptur, die bis heute übergeben wird. Viele sehen in ihr einen Stern, andere interpretieren sie als tanzenden Clown.
Rekord
Als Rekordsiegerin kann Francine Jordi (46) bezeichnet werden. Viermal wurde die Berner Schlagersängerin bisher Publikumsliebling, einmal mit Florian Ast (48). Dazu kommen zwei Spartentrophäen. «Am meisten freuen mich jene Auszeichnungen, die das Publikum vergibt. Denn es trägt mich und ermöglicht mir, jeden Tag das zu machen, was ich so sehr liebe. Meine sechs Prix-Walo-Statuen stehen in meinem Musikzimmer auf dem Flügel. Sie wirken wie ein kleines Sternenmeer», sagt Jordi zu Blick. Als ihren emotionalsten Wahlabend bezeichnet sie die Ausgabe von 1999. «Ich wurde damals als Publikumsliebling und in der Sparte Schlager ausgezeichnet. Als Erster gratulierte mir Steve Lee. Er war damals schon ein Star, aber überhaupt nicht abgehoben, sondern offen und herzlich.»
Spartenpreise
1994 wurde der Prix Walo um die verschiedenen Sparten erweitert. Aktuell gibt es Trophäen in den Sparten Pop/Rock, Hip-Hop/Rap, Newcomer, Kabarett/Comedy, Theater, Kinder, Film, TV und Schauspiel.
Ehren-Prix Walo
Seit 1984 vergibt der Vorstand auch den Ehren-Prix Walo. Unter den Preisträgern waren Showlegenden wie Anne-Marie Blanc (1919–2009), Lilo Pulver (94), Dimitri (1935–2016) und Walter Roderer (1920–2012). Letztes Jahr ging die Trophäe an Paola Felix (73).
Der Nachwuchs
Die Show Szene Schweiz fördert als gemeinnütziger Verein ehrenamtlich auch den Nachwuchs der Schweizer Unterhaltung, mit dem Prix-Walo-Sprungbrett, dem «Best of Prix Walo»-Sprungbrett und der Verleihung des Kleinen Prix Walo. So erhält der Nachwuchs Gelegenheit, unter professionellen Bedingungen vor einem grossen Publikum aufzutreten.
Der Prix Walo und SRF
Bis 2002 übertrug SRF den Prix Walo. Dann scheiterten Verhandlungen über eine Neuausrichtung und SRF setzte auf den später wieder eingestellten «Swissaward». Jetzt kommen der Prix Walo und SRF erneut zusammen. «Natürlich war es immer wieder Thema, dem Prix Walo auch bei SRF wieder eine Bühne zu geben. Wir standen dazu auch regelmässig mit der Show Szene Schweiz in Kontakt», sagt Yves Schifferle (49), Leitung Show bei SRF. «Wir sind stolz, dass wir nun eine Lösung gefunden haben, die für alle Beteiligten stimmig ist und die redaktionelle Unabhängigkeit der Veranstaltung garantiert.»
Das Publikum ist gefragt
Die TV-Zuschauenden können den Publikumsliebling während der Live-Sendung bestimmen. Zur Wahl stehen heuer Beatrice Egli (35), Christian Jott Jenny (46), Dominique Devenport (28), Luca Hänni (29), Megawatt, Mona Vetsch (48), Michel Birri (37), Mike Müller (60) und Stress (46). Durch den Abend führen Nicole Berchtold (45) und Salar Bahrampoori (45).
Verfolge den 48. Prix-Walo live auf Blick.ch