1000. Sendung heute Abend
Die Erfolgsgeschichte des «Samschtig-Jass»

Der SRF-«Samschtig-Jass» ist die älteste heute noch ausgestrahlte Unterhaltungssendung Europas. Erfunden hat ihn 1967 Kurt Felix als erstes interaktives TV-Format. Ehemalige Moderatorinnen und Moderatoren erklären das Phänomen dieses Fernsehjuwels.
Publiziert: 04.01.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2025 um 11:08 Uhr
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Eine der ersten Ausgaben 1968, damals noch unter dem Namen «Stöck – Wys – Stich»: Moderator Kurt Felix (r.) mit Hansjakob Bertschinger (Mitte) vom Fernseh-Jass-Team und Schiedsrichter «Göpf» Egg. Das heute riesig wirkende weisse Headset von Kurt Felix diente zur Verbindung mit dem Telefonjasser.
Foto: SRF

Auf einen Blick

  • 1000. Ausgabe vom «Samschtig-Jass» heute Abend mit prominenten Mitspielern
  • Kurt Felix erfand 1967 das erste interaktive Fernsehformat in der Schweiz
  • Seit 1972 heisst die Sendung «Samschtig-Jass», früher «Stöck – Wys – Stich»
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Heute Abend führt Fabienne Gyr (36) durch die 1000. Ausgabe vom «Samschtig-Jass» (SRF 1, ab 20.10 Uhr). Prominente Mitspieler sind Mujinga Kambundji (32), Christian Stucki (39) oder Peach Weber (72), für die musikalische Unterhaltung sorgen Oesch's die Dritten, Jan Seven Dettwyler (46) und Francine Jordi (47). Die Bildschirm-Runde ist eine Kostbarkeit im SRF-Programm. 1967 von TV-Legende Kurt Felix (1941–2012) als erstes interaktives Fernsehformat erfunden, ist sie heute die älteste noch ausgestrahlte Unterhaltungssendung Europas.

Witwe Paola Felix (74) ist heute ebenfalls zu Gast, mitspielen wird sie jedoch nicht. «Kurt und ich hatten viele andere Gemeinsamkeiten, da fielen meine fehlenden Jasskenntnisse nicht gross ins Gewicht», erinnerte sie sich in einer früheren Sendung. «Kurt stufte das Jassen als Volkssport Nummer 1 ein und wollte unbedingt eine Produktion dazu machen. Zur Inspiration kaufte er im Globus ein Jass-Set für den damaligen Preis von 3.60 Franken. Später erzählte er immer genüsslich, das Fernsehen habe ihm diese Auslage nie vergütet. Doch sie sei gut investiert gewesen.»

«Klugheit und Glück vermischen sich»

Für die Konzeption spannte ihr Mann mit dem «Jasspapst» Gottfried «Göpf» Egg (1921–2010) zusammen, der bis 1990 auch erster Schiedsrichter wurde. Anfangs waren die Ausgaben schwarz-weiss und sehr männerlastig besetzt. «Herzlich willkommen zu unserer nationalsportlichen Unterhaltungssendung», sagte Felix jeweils zur Begrüssung. Die Erfolgszutaten: Jassen ist unterhaltend und bringt die unterschiedlichsten Leute jeden Alters an einem Tisch zusammen, Prominente und Normalbürger aus den unterschiedlichsten Regionen. Zusätzliche Spannung erhält die Runde durch einen Telefonjasser.

Zunächst hiess das Format «Stöck – Wys – Stich», seit 1972 «Samschtig-Jass». Als Felix Mitte der 1970er-Jahre mit «Teleboy» gross ins Samstagabendgeschäft einstieg, fand er mit Jürg Randegger (1935–2023) eine ideale Nachfolgelösung für die Moderation, die von 1975 bis 1999 Bestand hatte. Mit seinem Cabaret-Rotstift-Partner Werner von Aesch (1927–2008) «stritt» sich Randegger jeweils vor der fiktiven Beiz «Zum scharfe Egge» auch um ein aktuelles Jass-Problem, ab 1977 kam der neue «Rotstift» Heinz Lüthi (84) dazu. «Ausländische Sendestationen erkundigten sich mehrfach, was denn das Geheimnis dieser Sendung sei. Meine Antwort ist kurz: Es ist der Jass. Ein urschweizerisches Kartenspiel, wo sich Klugheit mit Glück vermischt, wo der schlaue Stratege, der tollkühne Hasardeur und der dümmliche Pechvogel eine Chance erhalten – kurz: ein Spiegel schweizerischen Wesens», sagt Lüthi zu Blick.

«Eher zieht das Bundeshaus nach Zürich um»

1999 übernahm Monika Fasnacht (60) die Moderation. Und der «Samschtig-Jass» begann durch die ganze Deutschschweiz zu touren, was ihm zusätzliche Dynamik verlieh. «Das Format war und ist eine der interaktivsten Sendungen. Das war schon so, als man noch gar nicht wusste, was das genau ist. Die Leute sitzen vor dem Bildschirm und können selber bestimmen, wie viele Punkte sie ansagen würden. Und sich dann freuen oder aufregen, wenn es klappt oder nicht gut gegangen ist. Das ist das Erfolgsrezept. Und deshalb auch alles andere als langweilig, ausser man kann nicht jassen», sagt Fasnacht gegenüber Blick.

Das Einzige, was nie wirklich funktionierte, war die Ausweitung in andere Landesteile, eine Sondersendung anlässlich der 700-Jahr-Feier 1991 ausgenommen. Fasnacht präsentierte den «Samschtig-Jass» bis 2017, der heutige Blick-TV-Moderator Reto Scherrer (49) dann bis 2019. Er sagt zu Blick: «Die Sendung funktioniert so gut, weil sie eine einzigartige Mischung aus Unterhaltung, Tradition und Interaktivität bietet. Am Jasstisch sind alle gleich. Ob Bundesrat oder der Jasser aus der Beiz. Und das Mitfiebern der Zuschauerinnen und Zuschauer ist ein zentraler Faktor. Daheim kann man es ja meistens besser ...» Eine leicht scherzhafte Prognose, wie lange am Samstag noch im Fernsehen gejasst werde, wagte Scherrer bereits 2018: «Ich bin mir sicher: Bevor es den ‹Samschtig-Jass› nicht mehr gibt, zieht das Bundeshaus nach Zürich um.»

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