Warum welken lassen, wenn ihre Schönheit länger dauern kann? Eine Frage, die sich Nikki Böhler (28) und Roger Eberhard (36) immer wieder stellten, wenn ein Strauss im Abfall landete. Darum begann das Paar, Blumen trocknen zu lassen und gründete vor zwei Jahren ein Start-up: Mit Arui liefern sie Bouquets aus Trockenblumen direkt nach Hause, alles in Schweizer Bioqualität.
«Es ist eine sinnlose Verschwendung von Geld und Natur, wenn schöne und teure Blumensträusse jeweils nur eine Woche lang halten. Deshalb haben wir nach einer Alternative gesucht, die nachhaltig Freude bereitet», so das Zürcher Paar. Böhler engagiert sich für verantwortungsbewusste Wirtschaft, ihr Lebenspartner ist Künstler und Verleger.
Auch Emily Ratajkowski ist Trockenblumen-Fan
Beim Trocknen und Binden packen beide mit an, von ihrem Geschäft leben können sie noch nicht. In den letzten zwei Jahren ist die Nachfrage jedoch rapide gestiegen, 70'000 Blumenstiele wurden allein diese Saison verarbeitet. Als sie ihr Projekt gestartet haben, galten Trockenblumen noch als verstaubt, jetzt spriessen sie plötzlich überall.
Was einst Grossmutters gute Stube schmückte, damit inszenieren sich inzwischen bekannte Influencerinnen, vom US-Model Emily Ratajkowski (29) bis zu Pariser It-Girls wie Jeanne Damas (28) und Sabina Socol (32). Die dänische Modebloggerin Pernille Teisbaek (35) schritt sogar mit einem getrockneten Brautstrauss zum Altar. Wer auf Instagram den Hashtag #driedflowers eingibt, findet über 1,5 Millionen Beiträge mit farbenprächtigen Arrangements von New York bis Tokio. Vorbild für den Trend ist auch die Kunst: Die Britin Rebecca Louise Law (40) lässt für ihre Installationen Tausende von Trockenblumen von Decken regnen und inszeniert Vergänglichkeit in ihrer schönsten Form.
Lokaler und biologischer Anbau
Was zuerst war? Der Trend oder die Idee zum nachhaltigen Blumenschmuck des Schweizer Paars? Die beiden lächeln, vom Influencer-Geschäft hätten sie keine grosse Ahnung. Doch sie profitieren davon. Internationale Medien berichten über die Schweizer Blumenmacher, «obwohl wir nicht ins Ausland liefern». Das gehört zum Konzept von Arui. Damit Trockenblumen eine klimabewusste Alternative zu Schnittblumen sind, genügt es nicht, dass diese langlebig sind, «sie müssen auch aus lokalem und biologischem Anbau stammen».
Das sei aktuell leider die Ausnahme: «Fast alle hiesigen Trockenblumen stammen aus Gewächshäusern in China oder Holland», erklärt Böhler. Deren CO2-Bilanz ist alles andere als rosig: «Für zwölf Rosen aus Holland braucht es gleich viel Energie wie für die Herstellung eines Kilos Rindfleisch.» Darum werden die Trockenblumen von Arui von Biobauern in Graubünden, Luzern und Aargau gesät, gepflückt und getrocknet. Anders als bei den meisten anderen Anbietern werden weder Chemikalien noch Färbungsmittel eingesetzt. Einen Beitrag an die Umwelt kann auch leisten, wer seinen Strauss selber trocknet. «Kopfüberhängen und im Dunkeln lassen, das Sonnenlicht entzieht die Farben.» So behalten Blumen ihre Schönheit sechs Monate lang. «Wir hoffen, dass Trockenblumen mehr als ein kurzlebiger Trend sind, unserer Umwelt zuliebe.»
Gut die Hälfte der Schnittblumen, im Winter sogar 80 Prozent, in der Schweiz werden importiert – hauptsächlich aus Afrika, Lateinamerika und Holland. Der Transport schlägt sich in der CO2-Bilanz nieder. Entscheidend ist aber nicht zuletzt die Art des Anbaus. Die Treibhausgasemissionen pro Rosenstrauss liegen zwischen 4 kg CO2 aus Kenia und 23 kg CO2 aus Holland. Die höhere Umweltbelastung der Blumen aus Holland wird durch den energieintensiven Einsatz von Wärme und Lichtlampen in Gewächshäusern verursacht. 12 holländische Rosen verbrauchen gleich viel CO2 wie 1 Kilo Rindfleisch, 50 km Autofahren oder 8 T-Shirts (18 kg).
Gut die Hälfte der Schnittblumen, im Winter sogar 80 Prozent, in der Schweiz werden importiert – hauptsächlich aus Afrika, Lateinamerika und Holland. Der Transport schlägt sich in der CO2-Bilanz nieder. Entscheidend ist aber nicht zuletzt die Art des Anbaus. Die Treibhausgasemissionen pro Rosenstrauss liegen zwischen 4 kg CO2 aus Kenia und 23 kg CO2 aus Holland. Die höhere Umweltbelastung der Blumen aus Holland wird durch den energieintensiven Einsatz von Wärme und Lichtlampen in Gewächshäusern verursacht. 12 holländische Rosen verbrauchen gleich viel CO2 wie 1 Kilo Rindfleisch, 50 km Autofahren oder 8 T-Shirts (18 kg).