Im Buckingham-Palast werden derzeit antike Möbelstücke aufpoliert, das eine oder andere Gemälde eines alten Meisters wird vielleicht gerade noch ein letztes Mal abgestaubt – für den grossen Tag, die Krönung von King Charles III. (74) am Samstag, muss alles stimmen. Nur wenige Kilometer weiter, im schicken Londoner Stadtteil Marleybone, steht die Schweizer Botschaft. Und sie erscheint ihren Besucherinnen und Besuchern vielleicht als eine Art willkommene Trutzburg.
Im Eingangsbereich prangen nicht die Abbilder vergangener Könige – ein übergrosses Gemälde des Schweizer Künstlers Le Corbusier (1887–1965) erinnert an einen der prägnantesten Köpfe, die das Land hervorgebracht hat. Davor versprechen ockerfarbene Sofas desselben Meisters Schweizer Gemütlichkeit, eine gut gefüllte Schale Lindor-Kugeln lassen alle, die hier ein und aus gehen, die Süsse der Heimat erahnen. Ein Geschoss weiter oben empfängt uns Markus Leitner (56). Er strahlt – und erinnert sich ans Zürcher Sechseläuten, an dem er vor zwei Wochen teilgenommen hatte. Im Gespräch mit Blick erzählt der Zürcher zudem von seiner Beziehung zum neuen König, dessen Meinung zur Schweiz, und wie er das Wochenende mit Bundespräsident Alain Berset (51) verbringen wird.
Blick: Herr Botschafter Leitner, die meisten Menschen stellen sich den Alltag eines Diplomaten in London, der Hauptstadt einer Monarchie, den Buckingham-Palast im Rücken, sehr glamourös vor.
Markus Leitner: Jeder Tag ist zumindest anders. Meistens habe ich morgens interne Sitzungen, dann treffe ich mich Gesprächspartnern in den verschiedenen Ministerien. Wir haben ausserdem sehr viele Besuche: Es kann auch sein, dass ich morgens zum Flughafen fahre und jemanden abhole – heute Freitag zum Beispiel den Bundespräsidenten. Da besprechen wir dann das Programm und begleiten die Gäste. Abends ist dann meistens ein Anlass, beispielsweise ein Nationalfeiertag. Sie sehen: Die Tage in London sind lang, aber immer spannend.
Markus Leitner stammt aus Zürich und studierte Ökonomie. Der Vater zweier erwachsener Kinder wechselte nach Tätigkeiten in Industrie, Handel und Finanzsektor 1996 in die Diplomatie. Im EDA arbeitete er zunächst daran, die Schweiz von der Rolle als Drehscheibe von Blutdiamanten zu befreien. Leitner wurde zuerst zum Chef der Sektion Friedenspolitik, dann zum Leiter der Abteilung «Menschliche Sicherheit». 2013 wurde er zum Botschafter in Ägypten ernannt, dann im Iran und 2021 im Vereinigten Königreich.
Markus Leitner stammt aus Zürich und studierte Ökonomie. Der Vater zweier erwachsener Kinder wechselte nach Tätigkeiten in Industrie, Handel und Finanzsektor 1996 in die Diplomatie. Im EDA arbeitete er zunächst daran, die Schweiz von der Rolle als Drehscheibe von Blutdiamanten zu befreien. Leitner wurde zuerst zum Chef der Sektion Friedenspolitik, dann zum Leiter der Abteilung «Menschliche Sicherheit». 2013 wurde er zum Botschafter in Ägypten ernannt, dann im Iran und 2021 im Vereinigten Königreich.
Wenn Sie von anderen Nationalfeiertagen sprechen: Gibt es also einen regen Austausch mit den anderen Botschaften?
Ja, das ist traditionellerweise so. Es sind aber noch so viele andere Verpflichtungen, da schaffe ich es nicht, zu allen hinzugehen.
Das klingt – nebst den diplomatischen Verpflichtungen – nach einem Traumjob. Was auch dazugehört, ist ja, für die Schweizerinnen und Schweizer in Grossbritannien da zu sein.
Wir haben hier 40'000 Schweizerinnen und Schweizer. Der Kontakt reicht von den Jüngsten bis zu den Ältesten unter ihnen. Das beginnt mit der Geburtsregistrierung. Für mich ist aber auch der Kontakt mit den Schweizer Studenten hier wichtig. Und wenn Schweizerinnen und Schweizer 80, 90 oder hundert Jahre alt werden, gratuliere ich ihnen zum Geburtstag. Nach diesem Gespräch werde ich mich beispielsweise noch zum Geburtstag einer Frau, die hundert Jahre alt wird, melden. Allerdings nur per Zoom, sie lebt in Schottland.
Bankette, Bundespräsidenten, Geburtstage. Haben Sie überhaupt noch Freizeit?
London hat so viel zu bieten – Musicals, Museen, Theater – da muss etwas Platz dafür bleiben. Und wenn man wie ich hier im selben Haus wohnt und arbeitet, gehört auch Sport dazu: Ich mag Joggen und Mountainbiken. Das ist allerdings wegen des unschweizerischen Reliefs nicht immer ganz so einfach (lacht).
Die meisten Schweizer Touristinnen und Touristen kommen tatsächlich nicht wegen der Berge nach London – ich bin gespannt auf Ihre Empfehlungen.
Wer in den Ausgang will, sollte wahrscheinlich nach Shoreditch. Und im Sommer, wenn es auch hier heiss wird, sind die Parks toll. Und was vielleicht weniger Leute kennen, ist das Kanalsystem hier – man nennt es auch «Kleines Venedig».
Eine der grösseren Attraktionen für in- und ausländische Gäste findet dieses Wochenende statt – die Krönung von König Charles III. Ändert der neue Monarch etwas an Ihrer Arbeit als Botschafter?
Für uns ist absolut zentral, dass König Charles eine gute Beziehung zur Schweiz hat. Er begegnet der Schweiz mit sehr viel Sympathie und sehr viel Wissen über das Land. Und das ist ein Kapital, das unseren bilateralen Beziehungen ausschliesslich zugutekommen wird.
Wie zeigt sich dieses Wissen über die Schweiz denn? Das Skifahren in Klosters lassen wir mal vorneweg.
Aber das mit dem Skifahren ist vielleicht nicht so unwichtig. Seine Söhne wurden ja – was den Wintersport betrifft – in der Schweiz sozialisiert. Ansonsten zeigt sich das Wissen in den kleinen Sachen, in der Zuneigung, die er im Gespräch zeigt.
70 Jahre hat er gewartet, am Samstag, 6. Mai ist es endlich so weit: Charles wird König. Und bei uns gibts auf allen Kanälen die volle royale Ladung. Unsere Reporter Karin Frautschi und Laszlo Schneider berichten direkt aus London. Blick TV liefert ab 7 Uhr eine zwölfstündige Sondersendung. Royal-Expertin Flavia Schlittler analysiert den Mega-Event mit den Moderatoren Reto Scherrer und Sylwina Spiess in Zürich. Und last, but not least: Wir übertragen die Krönung live aus der Westminster Abbey.
70 Jahre hat er gewartet, am Samstag, 6. Mai ist es endlich so weit: Charles wird König. Und bei uns gibts auf allen Kanälen die volle royale Ladung. Unsere Reporter Karin Frautschi und Laszlo Schneider berichten direkt aus London. Blick TV liefert ab 7 Uhr eine zwölfstündige Sondersendung. Royal-Expertin Flavia Schlittler analysiert den Mega-Event mit den Moderatoren Reto Scherrer und Sylwina Spiess in Zürich. Und last, but not least: Wir übertragen die Krönung live aus der Westminster Abbey.
... Gespräche, die er vielleicht diesen Samstag mit dem Bundespräsidenten weiterführen wird. Wie verfolgen Sie den Tag?
Meine Aufgabe ist unter anderem, dass der Bundespräsident zur richtigen Zeit am richtigen Platz in der Westminster Abbey ist. Wo ich dann bin, ist noch offen – wahrscheinlich irgendwo in der Stadt, ganz in der Nähe.