Er war der König der Lüfte, Meister der Balance und Rekordbrecher auf dem Seil: Freddy Nock. Der Schweizer Hochseilartist starb im Alter von 59 Jahren. Dies bestätigte am 8. Februar seine Ex-Frau Brigitte gegenüber Blick. Heute findet in Märstetten TG seine Abdankung statt.
Die Liebe zum Hochseilakt wurde Freddy Nock, der 1964 in die Schweizer Zirkusdynastie Nock geboren wurde, wortwörtlich in die Wiege gelegt: Bereits Nocks Grossvater war ein berühmter Seilläufer, sein Vater war Alfredo Nock. Als Vierjähriger unternahm der kleine Freddy selbst die ersten Gehversuche auf dem Seil. Mit 11 Jahren begann er mit dem Hochseillauf, wie auf Nocks Website zu lesen ist.
Die Kindheit des späteren Extremsportlers war bereits actionreich: Als Fünfjähriger überlebte der Aargauer nur knapp die Attacke eines Zirkusbären, der ausgebüxt war. Drei Monate habe er im Krankenhaus verbracht, nachdem ihm das Tier mit seiner Tatze beinahe den Schädel gespalten hätte, erinnerte sich Nock Ende 2023 im Gespräch mit dem Newsportal noz.de. Noch im selben Jahr sei er von einem Auto angefahren worden und als Nichtschwimmer von einem Tretboot gefallen. «Vielleicht bin ich deshalb ein bisschen verrückt geworden», erklärte Nock im Interview. Diese Erlebnisse in der Kindheit hätten ihn geprägt und ihm zu seinen halsbrecherischen Rekorden verholfen.
30 Weltrekorde
Und Rekorde gibt es in Freddy Nocks Leben einige: Im Lauf seiner Karriere habe er 30 Weltrekorde als Soloartist und Extremsportler angesammelt, heisst es auf seiner Website. 2010 brach er den Rekord für den längsten Seelauf. Nock balancierte in 30 Meter Höhe und 900 Meter weit über dem Zürichsee. Hunderte verfolgten das zweistündige Schauspiel über freiem Wasser.
2015 überquerte Freddy Nock ein Hochseil auf über 3500 Meter Höhe in der Bernina-Gebirgsgruppe. Für diese Aktion wurde er mit dem Titel für den «höchsten Seillauf» ausgezeichnet. Siebenmal stand er im Guinnessbuch der Rekorde. Den ersten Eintrag erhielt er 1998 für den Lauf auf einem Tragseil der Signalbahn in St. Moritz GR. Seinen letzten Eintrag schaffte Nock 2018, als er mehr als 8,5 Stunden auf einem Hochseil sass. Auch auf der Säntis-Schwebebahn, an der Zugspitze und auf der Seilbahn von Glacier 3000 war Nock in grosser Höhe unterwegs. Bei Letzterem brach er 2020 den Weltrekord für die steilste Steigung auf einem Hochseil.
Als Zirkusartist gewann Nock 1994 mit der Truppe White Angels die Silbermedaille beim Internationalen Zirkusfestival von Monte Carlo, das als eine Art Weltmeisterschaft der Artistik gilt. «Eine Wahnsinnserinnerung», erklärte Nock später. In seiner Zirkus-Karriere trat Nock auch im «Todesrad» oder in der «Motoradkugel» auf. Für dieses Jahr plante er bereits einen neuen Rekord mit einem Heissluftballon, heisst es.
Familiäre Probleme
Zuletzt sorgte Freddy Nock mit Gerichtsprozessen vor vier Jahren für Schlagzeilen. Der fünffache Vater musste sich wegen des Vorwurfs der versuchten, vorsätzlichen Tötung seiner Ehefrau verantworten. Nock wurde 2020 in zweiter Instanz vom Aargauer Obergericht freigesprochen. Das Urteil ist rechtskräftig.
Freddy Nock hinterlässt vier Töchter aus erster Ehe. Seine zweite Frau brachte zwei Kinder in die Familie ein. 2011 wurde ein gemeinsamer Sohn (12) geboren. Seine Leidenschaft für die Hochseilakrobatik wollte der Artist an seinen jüngsten Sohn weitergeben, so wie er sie von seinem Vater geerbt habe, erklärte Nock in seinem letzten Interview. Bei einigen seiner jüngsten Rekordversuche sei der Sohn bereits dabei gewesen.