Für ihre Karriere verzichtet sie auf Schweizerdeutsch: Melodie Wakivuamina (25) spricht derzeit auch mit ihrer Zürcher Familie nur Hochdeutsch. «Ich habe hart dafür gearbeitet, meinen Akzent zu verlieren. Hin- und herzuwechseln würde es schwieriger machen», erklärt sie ihre Entscheidung. Nur um dann lachend auf bestem Züritüütsch nachzuschieben: «Aber kei Angscht, ich chas schono.»
Dass die 25-Jährige so an ihrem Deutsch feilt, kommt nicht von ungefähr. Wakivuamina setzte als Schauspielerin von Anfang an auf Internationalität. Nachdem sie die Entscheidung getroffen hatte, dass sie vor der Kamera stehen will, zog sie von Zürich nach Köln. Damals war sie 19 und hatte gerade die Ausbildung zur Coiffeuse abgeschlossen. «Eine Kundin bei mir im Salon meinte zu mir, dass ich nach Deutschland ziehen soll, wenn ich etwas erreichen wolle. Dort seien die Chancen und das Publikum einfach grösser», erinnert sich Wakivuamina.
«Meine Mutter war geschockt»
Obwohl die Ex-Coiffeuse bereits von zwei Zürcher Schauspielschulen die Zusage erhalten hatte, leuchtete ihr das ein. «Meine Mutter war geschockt. Ich sagte ihr nicht nur, dass ich Schauspielerin werden will, sondern auch gleich, dass ich nach Köln ziehe», erzählt Wakivuamina. «Doch sie wusste: Wenn ich eine Entscheidung treffe, würde ich das auch durchziehen. Deshalb hat sie mich von Anfang an unterstützt.»
Der Umzug hat sich gelohnt. Nach einigen Rollen im deutschen Fernsehen, unter anderem bei «Das Traumschiff», winkt jetzt der weltweite Durchbruch. Die Zürcherin konnte eine Rolle im britischen Historien-Epos «Domina» des Streaming-Portals Sky ergattern. Die Serie dreht sich um den Aufstieg der römischen Herrscherin Livia Drusilla (58 v. Chr. – 29 n. Chr.). Wakivuamina ist als ihre Dienerin Antigone zu sehen.
Leidenschaft für Sprachen
«Als ich die Zusage erhielt, wusste ich nicht mehr, wo oben und unten ist. Mein bester Freund sass neben mir und hat für mich geschrien. Ich brachte kein Wort heraus», so die Zürcherin. Zu der Rolle ist sie über ihre Schauspielagentur gekommen, die auch in London tätig ist. Dass sie seit Jahren nicht nur an ihrem deutschen, sondern auch an ihrem englischen Akzent feile, ist ihr dabei zugutegekommen: «Ich habe mein Englisch eigentlich nur trainiert, weil es mir Spass machte. Ich liebe Sprachen, am liebsten würde ich sie alle sprechen können.»
Als Wakivuamina am «Domina»-Set in Rom auftauchte, sei sie aus dem Staunen kaum herausgekommen. «Es war der Wahnsinn. Schon nur die Grösse des Studios war atemberaubend», erklärt die Schauspielerin. «Ich fühlte mich wirklich um 2000 Jahre zurückversetzt. All die Details, die in den Kulissen und den Kostümen steckten – so etwas hatte ich noch nie gesehen.» In der TV-Serie spielt Wakivuamina mit waschechten Hollywood-Stars wie etwa «Game of Thrones»-Darsteller Liam Cunningham (60). Nervös habe sie das aber nicht gemacht: «Am Set sind wir alle gleich und arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin.»
Die Zürcherin hat Blut geleckt. Am liebsten würde sie gleich das nächste Historien-Epos drehen. Als Nächstes stehen für Wakivuamina aber wieder deutsche Produktionen an. Die Schauspielerin hat in einer ZDF-Serie eine Nebenrolle ergattert und gibt in einer Komödie ihr Kinodebüt. Und Wakivuamina plant bereits weiter. «Hollywood ist immer in meinem Hinterkopf», sagt der Schweizer TV-Export mit einem Schmunzeln.