Zwischen altem Baumbestand und 80'000 Bienen hat Kuratorin Gigi Kracht ihre 19. Kunstausstellung «Art in the Park» im Zürcher Nobelhotel Baur au Lac eröffnet. Letztes Jahr konnte sie coronabedingt nicht stattfinden. Umso mehr freut sie sich nun auf die «schönsten Tage im Jahr», wie sie es beschreibt.
Kunst ist für die Diplomatentochter aus New York eine Herzensangelegenheit, seit sie fühlt, denn darum geht es bei ihr. «Wenn es mich im Herzen berührt, empfinde ich Glückseligkeit, oder es regt mich an, über Muster und Vorstellungen nachzudenken.» Dies kann bei ihr ein Werk im Wert von fünf Millionen genauso auslösen wie eines, das sie für 200 Franken von einer unbekannten Künstlerin gesehen hat, zu der sie mit der U-Bahn oder dem Bus stundenlang irgendwo auf der Welt hinfährt.
Die Idee zu «Art in the Park» entstand beim Frühstück
«Wir sind mit permanent mit der Realität konfrontiert. In andere Welten abzutauchen, finde ich durch die Kunst sehr bereichernd», so Gigi Kracht, die mit ihrem Mann Andrea das Hotel in der sechsten Generation führt.
Auf die «Art in the Park»-Idee kam die Schweiz-US-Amerikanerin mit philippinischen Wurzeln bei einem Frühstück mit dem kolumbianischen Künstler Fernando Botero (89), der für seine üppig inszenierten Frauen bekannt ist, die er für Millionenbeträge verkauft. Für Gigi Kracht ist er ein alter Freund, mit dem sie viel lacht. Ihn, den Hotelgast, interviewte sie vor 20 Jahren für das hoteleigene Magazin «Views». «Er machte mir den Vorschlag, eine Skulpturenausstellung für unseren Park zusammenzustellen. So hat alles begonnen.»
Dieses Jahr zeigt die Kunstsammlerin unter anderem Werke von Louise Bourgeois (1911–2010), die mit ihrer Riesen-Spinne international bekannt wurde, und eine Skulptur des polarisierenden US-amerikanischen Künstlers Paul McCarthy (76). Sein Bronze-Werk zeigt drei Schneewittchen, die es mit neun überdimensionierten Bambis treiben. Weshalb diese Anzahl und diese Interpretation des Brüder-Grimm-Märchens, darüber schweigt er.
Kunst ist immer die Frage, wo und wie sie einen berührt
Gigi Kracht bringt die pornografische Schneewittchen-Darstellung zum Lachen, und es regt zum Nachdenken an, wie sie sagt. «Kunst ist immer die Frage, wo und wie sie einen berührt. Sein Werk ist für mich weder bedrohlich noch abstossend, im Gegenteil. Ich finde es anregend und amüsant, eine Geschichte – in diesem Fall ein Märchen – komplett anders zu inszenieren, als die meisten es denken würden.»
Die kostenlose Ausstellung dauert noch bis zum 27. September, unter Einhaltung von 3G. Gut möglich, dass Sie da auch auf Hollywood-Star Sharon Stone (63) treffen, die Schauspielerin wird am kommenden Samstag im Rahmen des Zurich Film Festival mit dem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
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