Ein Volk von 80'000 lebt im Park des Zürcher Nobelhotels
Die Luxus-Bienen vom Baur au Lac

Wo noble Gäste logieren, Kunstausstellungen stattfinden und 1200 Gäste vergangenen Freitag die Sommerparty feiern, da leben auch sie – 80'000 Bienen.
Publiziert: 25.08.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 13:46 Uhr
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General Manager Wilhelm Luxem hatte die Idee, im Hotel-Park Bienen anzusiedeln. Sie leben in einer Miniaturausgabe des Baur au Lac.
Foto: Philippe Rossier
Flavia Schlittler

Wo reiche, schöne und prominente Gäste logieren, Kunstausstellungen stattfinden und vergangenen Freitag 1200 gestylte Gäste das jährliche Sommerfest feiern, da leben auch sie: 80'000 Bienen in einer Miniaturausgabe des Baur au Lac. Hüter über die vier Königinnen, ihre Gefolgschaft und 300 Hotelangestellte ist Wilhelm Luxem (61), General Manager. Vor einem Jahr hatte er die Idee vom eigenen Bienenstock. «Schon mein Vater hatte Bienen. Dies hat mich sicherlich geprägt, und ich bin mit der Materie vertraut. Bienen rufen in Menschen Emotionen hervor», so Luxem. «Sich mit ihnen zu beschäftigen, ist sehr spannend und schön.»

Dies sei der gefühlvolle Grund für die neuen Parkbewohner. Der andere sei die Tatsache, dass die Vielfalt der Blüten in der Stadt – entgegen den Monokulturen auf dem Land – dem Stadthonig einen besonderen Geschmack gibt. Und er sei gesund. «Weder bei uns im Park noch in den umliegenden Gärten werden Pestizide verwendet.» Die Luxus-Bienen können im Park auf zwölf verschiedene Arten von Bäumen fliegen. «Es geht uns auch um die Nachhaltigkeit, mit der wir uns seit Jahren beschäftigen. Der Anspruch, genau zu wissen, was woher kommt, ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, und das ist auch gut so», sagt Luxem. Zudem könne man dem Bienensterben nicht tatenlos zuschauen. «Schon Albert Einstein sagte: Gäbe es keine Bienen mehr, würde der Mensch nur drei Jahre überleben.»

Bei den Hotelpark-Bewohnern handelt es sich um die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica), einer Unterart der westlichen Honigbiene.
Foto: Horst Sollinger

Der Park des Nobelhotels beherbergt die sanftmütige Unterart der westlichen Honigbiene, die Apis mellifera carnica. «Sie geht weder ans Frühstücksbuffet, noch fliegt sie auf Menschen», so Luxem, «ausser man stellt sich in ihre Flugbahn.» Für das morgige Sommerfest werden seine Bienen vom Imker Dr. Schiers abgeholt und mehr als drei Kilometer weit weggebracht. «Dies ist ihr Flugradius. Wären sie näher, würden sie zu uns nach Hause fliegen. So haben unsere kleinen Fluggäste schön ihre Ruhe – und unsere Gäste auch.»

Nächste Woche kommen sie zurück in ihr Bienenhaus, das frei betrachtet werden kann. «Uns ist wichtig, dass den Menschen ins Bewusstsein gerufen wird, wie wichtig die Biene für die Natur ist und wie fein reiner Bienenhonig schmeckt, den man nur noch selten findet.» Luxems Bienen sind produktiv. Diesen Sommer haben sie die ersten 25 Kilo Honig produziert. Dieser geht an die Hotelgäste und kann im Hotel-Kiosk gekauft werden, 300 Gramm kosten 25 Franken. «Schön, wenn wir mit unseren Bienen Freude bereiten können.»

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