Auf einen Blick
- Renzo Blumenthal: Vom Mister Schweiz zum erfolgreichen Landwirt und Viehzüchter
- Trotz Modelvertrag in Mailand blieb er seiner Heimat treu
- Führt Milchbetrieb mit 100 Stück Braunvieh, darunter mehrere Kälber
Es ist einiges passiert im Leben von Renzo Blumenthal (48). Das zeigt sich auch in seinem Hofladen in Vella GR. Neben seinen Käse- und Wurstprodukten zieren unzählige Trophäen in Form von Glocken, Holzbrettern und Schleifen den Raum. Der grösste Erfolg prangt direkt hinter der Theke: «Grand Champion» steht auf der weissen Schleife, links davon hängt die grösste aller Glocken. Kuh Berna (5) ist im November an den Swiss Classic 2024 zur Schönsten der Schweiz gekürt worden. «Dass alles so aufgegangen ist, ist ein Geschenk vom Himmel. Das lässt sich nicht erkaufen, nur erkämpfen und hat mit dem Gespür und der Liebe, die man für die Tiere hat, zu tun.» Vor zehn Jahren begann sich der Landwirt für die Zucht zu interessieren, hörte und schaute bei anderen zu, lernte und blieb dran. «Ich habe auch investiert und gute Kühe gekauft.» Renzos eigene Schleife von seinem Triumph bei der Mister-Schweiz-Wahl 2005 sucht man hingegen vergeblich. «Die habe ich längst nicht mehr», sagt er lachend.
Mister-Titel öffnete Renzo Blumenthal Türen
Im April ist der Sieg des Bündners beim ehemaligen Schönheitswettbewerb zwanzig Jahre her. «Ich war zielstrebig, fokussiert und bodenständig und wollte ein guter Mister sein», erinnert er sich. Zu Beginn gibt sich Renzo Blumenthal zwar eher wortkarg, sagt lieber nichts, als etwas Falsches. «Kommunikation war nicht meine Stärke.» Dennoch kommt er beim Volk wie bei den Medien gut an. «Als ich das merkte, wurde ich immer offener, bekam mehr Selbstvertrauen, und dann fühlte ich mich pudelwohl! Es war genau das, was ich mir vorgestellt hatte.» Blumenthal spürt, dass viele Leute einen Bezug zur Landwirtschaft haben und wird zu einem wichtigen Aushängeschild. «Ich konnte die Landwirtschaft von einer anderen, positiven Seite zeigen. Das mache ich heute noch», sagt er. «Doch das Schönste am Ganzen ist, dass ich durch den Titel so viele spannende Leute kennenlernen durfte. Ob Bundesräte, bekannte Musiker oder andere Persönlichkeiten des Landes – ich habe mich mit allen gut verstanden.»
Der erfolgreichste Mister Schweiz aller Zeiten ist noch heute eine gefragte und präsente Person. Aktuell ist er für die «G&G»-Awards in der Kategorie «Brückenbauer» nominiert. «Durch den Mister-Titel hatte ich gewisse Chancen, offene Türen, und ich versuchte diese zu nutzen. Ich war immer fleissig und hatte die Vision, erfolgreich zu sein und auch zu bleiben. Meine Stärke ist, dass ich weiss, was ich kann und was nicht.» Und nicht zuletzt habe er gute Menschen um sich herum gehabt, die ihn stets unterstützt hätten.
Starke Wurzeln
Trotz Abstecher nach Mailand und einem angebotenen Modelvertrag, wie es im Fussball ein Vertrag mit dem FC Barcelona gewesen wäre, verliess Renzo Blumenthal nie seine Heimat im Val Lumnezia. «Ich hätte zu viel riskiert und das aufgeben müssen, was ich aufgebaut habe.» Zwar ging er gerne weg, aber immer noch lieber wieder nach Hause. «Für mich war immer klar, dass ich in Vella meine Wurzeln habe. Ich habe hier meine Kindheit verbracht, hier ist mein Halt, mein Fundament.» Er brauche viel Sicherheit und klare Strukturen, fahre die sichere Schiene. «Leiten lasse ich mich dabei von Inspirationen und meinem Herz.»
Vor 20 Jahren hat er seinen Weg aufgegleist und den fahrenden Zug mit verschiedenen Zielen beladen. Eines davon war ein eigener Hof. Renzo Blumenthal führt einen Milchbetrieb mit 100 Stück Braunvieh, darunter sind aktuell einige Kälber, das jüngste ist zwei Tage alt. «Privat hatte ich klar das Ziel, eine gute Frau zu finden und Kinder zu haben», sagt er. Mit Ladina (42) gründet er eine Familie, die Kinder Moreno (16), Lena-Priscilla (13), Naemi (11) und Grace (7) machen sie zu einer sechsköpfigen Familie. Vor einem Jahr gab das Paar seine Trennung bekannt.
Blumenthal lebt seither alleine im Eigenheim. «Die alltäglichen Verhältnisse haben sich durch die Trennung verändert, ich habe jetzt mehr Zeit, vor allem am Abend ist niemand mehr daheim. Kinder ins Bett bringen ist jetzt nicht mehr», sagt er leise. Der Nachwuchs kommt aber regelmässig auf Besuch. «Manchmal fällt es mir leichter, manchmal schwerer. Ich bin nicht gerne alleine, definitiv nicht. Und vor allem bin ich nicht gerne einsam.» Doch irgendwie und vor allem für seine Kinder gehe es weiter. «Ich sehe immer das Positive und gebe mir auch Mühe, das Glas stets halbvoll zu sehen.» Aber natürlich bestehe die Gefahr, dass man sich manchmal am liebsten in das eigene Schneckenloch verkrieche. Deshalb geht Renzo Blumenthal bewusst wieder öfter unter die Leute und hat angefangen «z’seckle». Seit neun Monaten joggt der frühere Fussballer durch die Gegend, rennt Halbmarathon. «Früher dachte ich: Wie kann man nur? Doch es tut mir sehr gut. Ich seckle, um den Kopf auszulüften, um meine Seele etwas zu erholen.»
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Verbindende Leidenschaft
Die Kinder, der Sport und die Arbeit mit den Kühen sorgen dafür, dass Renzo Blumenthal immer wieder neue Ziele hat. «Erfolg ist für mich, wenn man sich Ziele setzt und diese auch erreicht. Aber mit 48 gehen mir langsam die Ziele aus», sagt er und lacht. «Immer neue Motivation zu finden, ist herausfordernd. Ich merke definitiv, dass ich nicht mehr alles muss, sondern darf.» Beim Züchten gilt es nun, das Niveau zu halten. Die Leidenschaft verbindet ihn zudem mit Sohn Moreno, der sich in der Ausbildung zum Landwirt befindet. Es sei mega spannend, wenn er von seinem Lehrbetrieb erzähle. «Das geniesse ich richtig. Wir führen Gespräche, ich gebe ihm meine Erfahrungen weiter und er bringt dann seine junge Erfahrung ein – ich bin auf dem Boden, er träumt von allem», sagt Renzo. «Ich hoffe, dass er Freude am Beruf hat und auf seinem Weg weiterkommt.» In seinem Betrieb bildet Renzo ebenfalls seit Jahren Lehrlinge aus. «Keiner hat abgebrochen», sagt er mit Stolz. «Ich bin kein strenger Chef, versuche immer auf Augenhöhe mit ihnen zu sein. Und letztlich bin ich es, der von jedem der zwanzig Stifte etwas lernen konnte.»
Im April, wenn sich sein Mister-Schweiz-Titel zum 20. Mal jährt, wird sich Renzo mit seinen Brüdern beim Zürcher Halbmarathon messen. «Ich habe das Gefühl, dass ich noch der Gleiche bin, einfach mit mehr Erfahrung im Herzen», sagt er. «Aber die Schicksalsschläge, die man erlebt hat, prägen und verändern einen. Da wird man sehr leise. Auch sehr nachdenklich.» Aber eines, das weiss er: «Ich schaue, dass mein Leben als eine Erfolgsgeschichte weitergeht.» In 20 Jahren sei er dann pensioniert. «Ansonsten mache ich keine Prognose.» Auch nicht in Sachen Liebe? «Ich glaube immer an das Gute und bin überzeugt, dass da draussen jemand ist, der für mich bestimmt ist. Daran glaube ich fest.»