«Das Alter macht etwas melancholisch»
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Maja Brunner wird 70:«Das Alter macht etwas melancholisch»

Volksmusikstar Maja Brunner (70) im Interview zu ihrem neuen Album, Corona-Skeptikern und verflossenen Liebhabern
«In Freundschaften bin ich besser als in romantischen Beziehungen»

Zu ihrem 70. Geburtstag bringt Maja Brunner nach fast 20 Jahren Pause wieder ein neues Album heraus. Im Blick-Interview spricht die Sängerin offen wie nie über das Alter, Corona-Skeptiker und ihre verflossenen Lieben.
Publiziert: 01.12.2021 um 19:12 Uhr
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Meldet sich nach 16 Jahren mit einem neuen Album zurück: Volksmusik-Königin Maja Brunner.
Foto: Nathalie Taiana
Interview: Patricia Broder

Die Königin der Schweizer Volksmusik Maja Brunner (70) ist zurück! Nach über 16 Jahren Pause bringt die Zürcher Sängerin diesen Freitag, 3. Dezember ihr neues Album «Mit 70 hat man noch Träume» heraus. Auch sonst hat sich im Leben der Kultmusikerin einiges getan – während Corona habe sie «ganz neue Seiten» an sich entdeckt, erklärt Brunner, nimmt einen Schluck Kaffee, den sie schwarz mit einem Assugrin trinkt, und ergänzt lachend: «Dafür gönn ich mir nachher dann vielleicht das Schöggeli!»

Blick: Maja Brunner, seit 2005 bringen Sie nun zum ersten Mal wieder ein Album heraus. Warum gerade jetzt?
Maja Brunner: Zu meinem 70. Geburtstag dieses Jahr wollte ich ein ganz spezielles Album herausbringen. Es ist ein Rückblick auf meine über 35 Jahre lange Karriere. Ich habe früher so viele verschiedene Musikrichtungen gesungen, nicht nur Volksmusik, sondern auch R'n'B, Soul und Rock, aber die breite Öffentlichkeit hat mich vor 35 Jahren als Volksmusik- und Schlagersängerin wahrgenommen, und zu diesen Ursprüngen wollte ich wieder zurück.

Bleiben wir gerade bei Ihrem runden Geburtstag. Was bedeutet Ihnen denn die Zahl 70?
Viel! Zum ersten Mal bedeutet mir eine Zahl wirklich etwas. Denn mir wird bewusst, dass viel Lebenszeit hinter mir liegt und nicht mehr viel vor mir, und das macht mich melancholisch. Zum ersten Mal in meinem Leben ist das Gefühl der Endlichkeit da, und das gilt es zu akzeptieren. Zum Glück bin ich sehr gesund, dafür bin ich jeden Tag sehr dankbar.

Sie wirken auch sehr fit und agil. Was ist Ihr Gesundheitsgeheimnis?
Es gibt keins, ausser dass ich seit fast 25 Jahren keinen Alkohol trinke und nicht viel Fleisch esse. Beides, weil ich es nicht so gerne mag. Und ich nehme mir viel Zeit für die Pflege meines Körpers, aber auch für meine seelische Pflege – die ist genauso wichtig.

Was heisst das?
Ich lese jeden Tag ein, zwei Seiten in «Die Macht des Unterbewusstseins» von Joseph Murphy. Das Buch hat bereits zahlreiche Eselsohren (lacht). Zudem habe ich immer besonders auf meine Work-Life-Balance geachtet. Deshalb habe ich auch keine internationale Karriere angestrebt, das wär mir viel zu stressig gewesen. Während der Corona-Pandemie habe ich zudem gemerkt, dass ich keine Angst vor Popularitätsverlust habe. Ich bin auch jemand, wenn ich nicht Maja Brunner der Volksmusikstar bin.

Wie haben Sie persönlich bisher die Corona-Krise erlebt?
Ich muss ehrlich sagen, ich habe es anfangs sehr genossen, mal nichts machen zu müssen und meine Ruhe zu haben. Als dann aber alle Vorstellungen abgesagt wurden, hatte auch ich eine echte Krise. Existenzängste oder Angst um meine Gesundheit hatte ich glücklicherweise nie.

Haben Sie in der Pandemie ein neues Hobby entdeckt?
Ja! Ich bin politisch viel interessierter. Ich befasse mich einerseits mit der nationalen und der internationalen Politik und andererseits auch intensiv mit den verschiedenen Standpunkten zu Corona.

Steigt Maja Brunner bald selber in die Politik ein?
Nein, ich bin viel zu ungeduldig, ein Hitzkopf! (Lacht) Ich hätte zudem Mühe, diplomatisch zu bleiben. Ich bin aber ein grosser Fan von SP-Nationalrätin Jacqueline Badran. Sie sagt, was sie denkt, und steht für ihre Sache ein. Wenn ich eine Politikerin wäre, wollte ich sein wie sie.

Ein Volksmusikstar, der eine linke Politik verfolgt, das dürfte manchen Fan überraschen.
Absolut. Mir wurde oft vorgeworfen, ich sei konservativ und rechtsbürgerlich, dabei ist meine Mutter Italienerin. Ich bin sehr liberal aufgewachsen und offen für alle Nationalitäten. Zudem habe ich extrem Mühe mit konservativen Haltungen, gerade auch jetzt im Corona-Zeitalter. Wie die Impfgegner die Konzerte von Stress und Stefanie Heinzmann boykottiert haben, hat mir im Herzen wehgetan, und es hat mich wütend gemacht. Ich habe allgemein kein Verständnis für Impfgegner.

Warum nicht?
Ganz einfach: Die Ansteckungszahlen steigen wieder. Wir müssen solidarisch sein, und solidarisch heisst, sich impfen zu lassen. Ausser man hat triftige gesundheitliche Gründe, dies nicht zu tun.

Haben Sie Menschen im Umfeld, die sich nicht impfen lassen wollen?
Ja. Und ich vermeide mit ihnen das Thema. Denn ich möchte die Freundschaft nicht verlieren. Auch wenn ich diese Freunde manchmal am liebsten selber impfen würde (lacht).

Sie sagen selbst, Sie sind allein sehr glücklich. Bisher waren Sie drei Mal verheiratet. Hätte die romantische Liebe noch Platz in Ihrem Leben?
Die Liebe hat definitiv Platz, bei der romantischen bin ich allerdings nicht sicher (lacht). Aber sag niemals nie! Doch mir fehlt wirklich nichts. Ich habe ein tolles Umfeld. Ich bin allein, aber ich bin nicht einsam. Und ich durfte unglaublich schöne Lieben erleben, die andere vielleicht nie erleben dürfen.

Stehen Sie mit Ihren Ex-Männern und Ex-Freunden noch in Kontakt?
Ja! Mit meinem ersten Ehemann Franz habe ich im März sogar gemeinsam unseren 50. Hochzeitstag gefeiert. Auch zu meinem letzten Partner Philipp habe ich noch ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben es geschafft, unsere Liebe auf eine neue Ebene zu transportieren. Seine Frau ist heute meine beste Freundin. Auch zu seinen drei Kindern habe ich eine sehr enge Bindung. Sie sehen: In Freundschaften bin ich viel besser als in romantischen Beziehungen (lacht).

Auch Ihren Fans sind Sie treu. Sie blicken auf eine über 35 Jahre lange Karriere zurück. Wie lange möchten Sie noch auf der Bühne stehen?
Solange ich gesund bin und so lange es mir und dem Publikum Spass macht. Das kann auch gut bis 80 plus sein (lacht).

Ihr neues Album trägt den Titel «Mit 70 hat man noch Träume». Was sind Ihre Träume oder Wünsche für die Zukunft?
Ich habe nur einen Wunsch: Ich möchte sehen, wie die Kinder meines Ex-Freunds und meine Grossneffen aufwachsen, sich zum ersten Mal verlieben und vielleicht heiraten. Ich wünsche mir einfach, noch so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen zu können.

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