«Niemand will diese Brutalität sehen»
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Thema Milchproduktion:Anja Zeidlers Plakat darf in Zürich nicht hängen

Vegan-Influencerin prangert Kuhmilch an
Milch-Verbände stehen nach Zeidlers Schock-Plakat auf die Hinterbeine

Die Vegan-Influencerin Anja Zeidler prangert in einem Plakat den Konsum von Kuhmilch an. Nun äussern sich Swissmilk und der Schweizer Bauernverband dazu.
Publiziert: 11.06.2021 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2021 um 15:29 Uhr
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Für Influencerin Anja Zeidler ist der Konsum von Kuhmilch problematisch. Es sei unnatürlich und Milchkuh und Kalb würden unter der Trennung leiden.
Foto: Brandertainment ZVG
Franziska Pahle

Die Plakat-Kampagne von Anja Zeidler (27) hat es in sich. Es zeigt die Influencerin nackt in einem Kuhstall. Mit einer Pump-Maschine wird ihr Milch abgesogen, während man ihr das Baby wegnimmt. Mit dem Sujet will Zeidler darauf aufmerksam machen, dass sie den Konsum von Kuhmilch problematisch findet: Es sei unnatürlich für den Menschen, Tiere würden darunter leiden.

Diese Kritik stösst bei den betroffenen Verbänden auf Unverständnis. «Schweizer Kühe werden nicht schlecht behandelt», sagt Sandra Helfenstein (49) vom Schweizer Bauernverband dazu. Die Schweiz habe eines der strengsten Tierschutzgesetze weltweit. Das betont auch Reto Burkhardt (53) von Swissmilk: «Eine von Agridea publizierte Vergleichs-Studie bestätigt das.» Der verantwortungsvolle Umgang mit Natur und Lebewesen stehe dabei an oberster Stelle.

Das sieht Zeidler anders. Milchkühe und Kälber würden leiden, wenn sie getrennt werden, ist sie überzeugt. Der Grund für dieses Vorgehen: «Eine Kuh gibt nämlich – wie wir Frauen – nur dann Milch, wenn sie schwanger war.» Helfenstein sagt dazu: «Meist erfolgt die Trennung früh, damit sich die Tiere nicht zu stark aneinander binden.» Und auch Burkhardt betont: «Der Umgang mit den Kälbern wird streng kontrolliert. Die Kälber werden gut und mit Respekt behandelt.»

Bauern schockiert, weil sie als Tierquäler dargestellt werden

Das Plakat von Anja Zeidler, das in Zusammenarbeit mit PETA entstand, sollte ursprünglich gut sichtbar am Zürcher Limmatplatz platziert werden. Doch die Firma Clear Channel lehnte es ab, das kontroverse Sujet zu zeigen. Nun spielt die Luzernerin das Bild auf ihren Social-Media-Kanälen aus. Allein auf Instagram hat sie eine Fangemeinde von mehr als 270'000 Followern. Den Entscheid der Werbefirma, das Plakat abzulehnen, kann Helfenstein vom Schweizer Bauernverband persönlich nachvollziehen. «Ich selbst erachte die Darstellung als Grenzüberschreitung. Es gab bereits Rückmeldungen von Bauernfamilien, die ihrerseits schockiert waren, in dieser Form als Tierquäler dargestellt zu werden.» Die Bauern würden sie täglich nach besten Wissen und Gewissen um ihre Kühe kümmern. «Deshalb fühlen sie sich persönlich angegriffen.»

Schweizer Gesellschaft für Ernährung empfiehlt drei Portionen Milch

Empfehlungen zum Milchkonsum geben weder der Schweizer Bauernverband, noch Swissmilk. Grundsätzlich solle sich jeder Mensch so ernähren, wie er möchte. Swissmilk verweist auf die Empfehlungen der SEG (Schweizer Gesellschaft für Ernährung), das BLV (Bundesamt für Lebensmittel) und die EEK (Eidgenössische Ernährungskommission). Für eine ausgewogene Ernährung empfiehlt die SEG täglich drei Portionen Milch oder Milchprodukte. «Es gibt gemäss Wissenschaft und Experten keinen Grund, warum man von dieser Empfehlung abweichen sollte», so Burkhardt.

Trotz der inzwischen breiten Auswahl an alternativen Milchprodukten ist der Milchkonsum auf hohen Niveau stabil. «366 Kilogramm pro Jahr pro Kopf», erklärt Burkhardt von Swissmilk.

Helfenstein vom Schweizer Bauernverband meint abschliessend: «Die Schweizer Landwirtschaft produziert, was die Kundinnen und Kunden nachfragen. Wenn es der Haferdrink sein soll, dann produzieren wir mehr Hafer.»

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