TV-Filme, Musical und mehrere Jubiläen
Deshalb ist Heidi gerade wieder überall

Das kleine Mädchen aus den Alpen lässt die Welt nicht los: Heidi ist aktuell im TV und auf der Musicalbühne zu sehen. Dazu stehen in den nächsten Jahren drei Heidi-Grossanlässe auf dem Programm.
Publiziert: 07.07.2024 um 00:36 Uhr
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Eine Alpen-Mädchen begeistert bis heute das Publikum: Katia Polletin als «Heidi» in der gleichnamigen TV-Serie von 1978.
Foto: Keystone

Sie ist die wohl berühmteste Schweizerin der Welt: Heidi. Das kleine Mädchen, das am Fusse der Bündner Berge lebt, begeistert auch knapp 150 Jahre nach seinem ersten Erscheinen das Publikum. Heidi ist auf der Bühne und im Fernsehen zu sehen. Der Film «Mad Heidi», eine blutrünstige Exploitation-Groteske basierend auf der beliebten Kinderbuchfigur, ist neu auf Play Suisse abrufbar.

Wer es lieber klassisch mag, der kann die Heldin bis am 27. Juli im gleichnamigen Musical auf der Walensee-Bühne sehen. «Heidi steht dafür, immer das Beste aus einer Situation zu machen», schwärmt Musicaldarstellerin Kim Fölmli (29) über ihre Rolle. «Sie ist lebensfroh, ein freier Geist, mutig und hat ein starkes Familiengefühl. So bin ich auch», sagt die Luzernerin gegenüber Blick.

Heidi machte Weltkarriere

Dabei ist Johanna Spyris Schöpfung (1827–1901) nicht nur national eine Inspiration, sondern machte Weltkarriere: Nach der Bibel und dem Koran soll Heidi das am häufigsten übersetzte Werk der Welt sein. So erfolgreich waren in der Welt der Kinderbücher vielleicht höchstens Harry Potter und Pippi Langstrumpf.

Kein Wunder zieht das Heidi-Dorf in Maienfeld GR, dort, wo Johanna Spyri die Welt ihrer Hauptfigur angesiedelt hat, jährlich rund 150'000 Besuchende an. Die prächtige Bergwelt der Bündner Herrschaft inspirierte die Zürcherin vor fast 150 Jahren zur Geschichte über das kleine Mädchen, das zu ihrem Grossvater auf die Alp gebracht wird. 

Doch was macht die Faszination von Heidi aus? «Heidi lässt sich auf alle Kulturen übertragen, die Geschichte betrifft jede Familie und jeden Menschen», erklärte kürzlich Andreas von Sprecher, Stiftungsrat der Heidi-Stiftung, im Gespräch mit der «Schweiz am Wochenende» das Phänomen. «Vom Kind bis zu den Grosseltern. Sie ist nicht religiös, politisch oder kulturell gefärbt.»

Unesco-Weltdokumentenerbe und Jubiläen

Mit Aufnahme der Johanna-Spyri- und Heidi-Archive ins Register des Unesco-Weltdokumentenerbes sowie den anstehenden Heidi-Jubiläen in den Jahren 2027 und 2030 finden in den nächsten Jahren gleich drei Heidi-Grossereignisse statt.

Dass sich die beiden Kinderbücher von 1880 und 1881, «Heidis Lehr- und Wanderjahre» und «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat», für eine filmische Umsetzung anbieten, die auch das Gemüt von Erwachsenen bewegen, erkannten US-Studios bald.

Da ist die monumentale Naturkulisse, die förmlich nach einer Bebilderung schreit. Dann wird Heidi in eine kalte Welt hineingeworfen, gleichwohl von mehreren Personen – dem Alpöhi, dem Geissenpeter, Klara und ihrer Grossmutter – innig geliebt. Und dann ist der Stoff eine pure Zivilisationskritik in der Tradition von Henry David Thoreaus (1817–1862) epochalem Buch «Walden» von 1854, von dem nicht nur Amerikaner bis heute wie besessen sind. 

Vom Stumm- zum Farbfilm

Eine erste Stummfilm-Adaption mit Kinderstar Madge Evans (1909–1981) datiert von 1920. Stilbildend für die Wahrnehmung von Heidi in Übersee war der «Heidi»-Film von 1937 mit Shirley Temple (1928–2014). Gedreht wurde im kalifornischen San Bernardino County.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Heidi auch den Weg zum Originalschauplatz. «Heidi» von Luigi Comencini (1916–2007) aus dem Jahr 1952 gilt bis heute als gelungenste filmische Umsetzung des Urstoffs.

Die eigens gecastete Elsbeth Sigmund (81) aus Kemptthal ZH spielte später auch in «Frühlingslied» frei nach Heidi-Motiven 1954 mit Drehort Bürgenstock (!) und 1955 in «Heidi und Peter» die Hauptrolle. Letzterer Film von Gotthelf-Spezialist Franz Schnyder (1910–1993) war der allererste Schweizer Kinofarbfilm und entsprechend teuer. Sigmund verschwand danach komplett aus der Öffentlichkeit.

1968 und 1993 folgten zwei weitere US-Umsetzungen, 2003 eine britische. Zuletzt ins Kino kam Heidi 2015 nach einem Drehbuch von Petra Volpe (53), gespielt von Anuk Steffen (19), Bruno Ganz (1941–2019) mimte den Alpöhi. In Erinnerung geblieben ist auch die 26-teilige TV-Serie von 1978 mit Katia Polletin (57) als Heidi.

Manga machte Heidi zum Popstar

Hauptverantwortlich für die globale Popularisierung der Figur war jedoch eine trickfilmische Version aus Japan, die den Weg durch Asien, Afrika und den arabischen Raum zurück nach Europa fand. «Arupusu no Shōjo Haiji» – übersetzt «Alpenmädchen Heidi» – vom Studio Zuiyo Enterprise erschien 1974 in 52 Teilen. 

Das Titellied der deutschen Fassung von 1977, gesungen vom Schlagerduo «Gitti und Erika», können noch heute noch viele Menschen ohne Zögern anstimmen.

Der Dokfilm «Heidi Alptraum» von Anita Hugi (49), der früheren Leiterin der Solothurner Filmtage, greift den Japan-Faden auf und lässt auch den Trickfilm-Animator Yoichi Kotabe (87) zu Wort kommen, der die Schweiz für die Realisierung der Serie länger besucht hatte. Hugis Werk wirft einen Blick hinter das Heidi-Klischee und gibt auch Johanna Spyri eine Stimme, gesprochen durch die Schweizer Hollywood-Ikone Marthe Keller (79). «Heidis Alptraum» ist ebenfalls auf Play Suisse zu sehen.

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