2014 wurde Tiziana Gulino (23) mit ihrem Sieg bei «The Voice of Switzerland» über Nacht berühmt. Trotz der Freude im Siegestaumel hatte die eigentliche Frohnatur heimlich mit einem Gefühlswirrwarr zu kämpfen. «Ich wurde gefragt, ob ich noch auf dem Markt sei oder einen Freund habe», sagt die Sängerin im Interview mit «Glanz & Gloria». «Wenn ich heute die Szene nachschaue, kommen mir die Tränen.»
Die damals 17-Jährige war völlig überfordert mit der Situation, niemand wusste von der heimlichen Liebe zu Jugendfreundin Dania Maruccia (24), die sich genau zu dieser Zeit entwickelte. Als Antwort gab sie vor, Single, aber nicht auf der Suche zu sein.
Sie schwärmten gemeinsam über Männer – ohne an ihre Liebe zu denken
Dabei wusste das Stimmwunder selbst lange nicht, dass sie mehr für Frauen empfindet. «Nach unserem ersten Kuss dachten Dania und ich, das sei etwas Freundschaftliches zwischen uns.» Sogar Schwärmereien über Männer haben die beiden ausgetauscht. «Unterbewusst war uns beiden aber klar, dass wir füreinander viel mehr empfinden.»
Die gelernte Pflegefachfrau litt unter der Belastung. «Ich musste wegen Magenkrämpfen in Italien ins Spital», gesteht sie. Eine physische Ursache wurde nicht gefunden – sie sei psychisch gewesen.
Coming-out aus Verzweiflung
Ihr Coming-out bei der Familie war nicht geplant. «Es war ein Akt der Verzweiflung.» Mit Dania diskutierte sie vorab, ob eine gemeinsame Zukunft im Geheimen überhaupt möglich sei. «Da wusste ich nicht, wie weiter», erzählt sie. «Schliesslich setzte ich mich zu meinen Eltern an einen Tisch und sagte etwas, das ihnen klarmachte, dass ich mehr für Dania empfinde.»
Schwieriger sei das Liebes-Geständnis für ihre Freundin Dania gewesen, da ihre Familie im katholisch geprägten Italien eine andere Beziehung zur Homosexualität haben. «Mittlerweile ist aber auf allen Seiten alles gut», stellt sie klar.
Homophobie erleben sie noch heute
2016 folgte der endgültige Befreiungsschlag für das junge Paar: Die beiden liefen beim Demonstrationsumzug der Zurich Pride mit, ein Anlass für mehr Rechte für die LGBT-Gemeinde. Ihr öffentliches Coming-out: «Das war viel mehr, als nur ein Stein, der vom Herzen fällt», sagt Gulino rückblickend.
Trotzdem: Homophobie erlebt das lesbische Paar auch heute noch. «Auf der Strasse werden wir oft komisch angeschaut», sagt sie. Ein prägendes Erlebnis sei zu Beginn ihrer Beziehung passiert. Damals seien sie Hand in Hand durch ein Fest in Zürich gelaufen. «Ein Mann blickte extra angewidert zu uns.» Das habe sie zu dieser Zeit verunsichert. «Heute kann ich darüber lachen.» (imh)
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