Susanne Kunz spielt im Musical «Fascht normal» eine Familienmutter mit bipolarer Störung
«Wir alle haben den Wahnsinn direkt neben uns»

Susanne Kunz hat den Wechsel von der TV-Moderatorin zur Schauspielerin geschafft. Ihr neustes Projekt ist das Mundart-Musical «Fascht normal», in dem sie eine manisch-depressive Familienmutter spielt.
Publiziert: 05.04.2025 um 23:51 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2025 um 10:46 Uhr
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Susanne Kunz, aufgenommen Ende März 2025 in Zürich.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Susanne Kunz spielt in «Fascht normal» eine Mutter mit bipolarer Störung
  • Kunz interessiert sich für mentale Gesundheit und Andersartigkeiten bei Menschen
  • Das Musical läuft ab 11. April im Zürcher Theater im Seefeld
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Für alle, die das Original von 2008 nicht kennen: Um was geht es in «Fascht normal»?
Um eine Familie mit einer zentralen Mutterfigur, die manisch-depressiv ist. Gespielt von mir. Dann gibt es einen Vater, eine Tochter mit ihrem Freund und einen Sohn. Ein Mensch, der an einer bipolaren Störung leidet, erlebt extreme Achterbahnfahrten. Und das Publikum sieht, wie die Auswirkungen dieser mentalen Krankheit die ganze Familie beeinflussen.

Ein schwerer Stoff. Was hat Sie an der Rolle dennoch gereizt?
Ich finde es toll, dass das Genre Musical ein solches Thema aufgreift. Mich interessiert mentale Gesundheit sehr, alle Andersartigkeiten bei Menschen, die von den gängigen Normen abweichen, alles, was «fascht normal» ist. Spannend ist auch die Definition: Was ist noch normal und wo beginnt die mentale Krankheit? Das ist ein sehr schmaler Grat. Wir alle haben den Wahnsinn direkt neben uns, wie auch den Tod. Es ist niemand davor gefeit, morgen eine solche Krankheit zu bekommen oder zu sterben. Gereizt hat mich aber auch die Zusammenarbeit mit der jungen Produktionsfirma Kulturbogen.ch, dem wunderbaren Ensemble und dem Regisseur Livio Beyeler.

Wie haben Sie sich dem Stoff genähert?
Es gibt Menschen in meinem weiteren Umfeld, bei denen die mentale Gesundheit fragiler ist. Mich interessiert die Psyche des Menschen. Und ich bin selber Mutter, das bringt auch Nähe zu diesem Thema. Das Familienleben ist immer ein heftiger Balanceakt. Die Ablösung von den Kindern, Eheprobleme und grundsätzliche Beziehungsschwierigkeiten. Man unterhält permanent eine Küche und eine Wäscherei, führt ein Hotel, betreibt Seelsorge. Familie ist per se eine grosse Herausforderung. Und im Stück kommt nun noch eine solche Krankheit obendrauf.

Dann war es für Sie als Darstellerin also hilfreich, selber Mutter zu sein?
Sehr. Ich weiss, wann und wie ich an meine Belastungsgrenzen komme. Und wie viel Fremdbestimmung eine Familie auch haben kann. Wie viel Opfer man bringt. Wie schmerzhaft es sein kann und wie konfliktreich. Und wie wunderschön, wenn es gut läuft. Wie viel Kraft eine Familie hat. Ich bin sehr froh, jeden Morgen aufstehen zu dürfen und in bester Gesundheit mitzugestalten, wie es mir und meinen Liebsten geht.

Hat «Fascht normal» auch einen aufklärerischen Charakter?
Zentral ist, dass solche Themen überhaupt auf eine Bühne kommen. Dadurch werden betroffene Menschen und deren Angehörige entstigmatisiert. Wie die Geschichte verläuft und was sie für ein Ende nimmt, ist sehr realistisch und hart. Nicht moralisierend, nicht verklärend. Mir gefällt, dass das Stück keinen Zeigefinger-Charakter aufweist. Ob es ein Happy End gibt, bleibt offen. Das finde ich gut. Denn das Leben schwankt auch immer zwischen Schmerz und Hoffnung, Leid und Freude. Man ist nie nur zufrieden. Und man weiss nicht, was einen im Leben noch ereilen wird.

Täuscht der Eindruck, dass Sie gerade viel mehr zu tun haben als noch vor ein, zwei Jahren? Seit Anfang April läuft auf dem SRF-«Kulturplatz» jeweils der Vierteiler «Ein Chor für alle Fälle», wo Sie einen inklusiven Chor coachen. Jetzt folgt das Musical. Und im Herbst läuft die SRF-Sitcom «Unsere kleine Botschaft» an.
Ich habe mich Anfang 2020 entschieden, definitiv vom Fernsehen wegzugehen und vom Schauspiel leben zu wollen. Dann kam die Pandemie. Ich habe das Glück, dass ich nun viel arbeiten kann, dass mir Rollen angeboten werden und ich an Castings gehe. Manchmal gibt es halt Überschneidungen, Monate, wo es streng ist. Ich hatte zum Beispiel noch nie 19 Drehtage hintereinander wie im Januar bei «Unsere kleine Botschaft». Das hat mich enorm gefordert. Und ich bin so dankbar für diese neue Erfahrung. Mit 40 beim Fernsehen zu künden, davor haben mir viele abgeraten und mich gewarnt, es sei für eine Frau ab dieser Altersschwelle nicht mehr so einfach. Ich habe mich davon nicht abhalten lassen und sagte, das sehen wir dann noch. Ich arbeite tatsächlich mehr als früher. Dafür leistete ich vorher auch mehr Familienarbeit, die man in der Öffentlichkeit nicht wahrnahm. Meine Kinder sind nun grösser, ich kann mehr weg sein und auch am Abend im Einsatz stehen. Zurzeit fühlt es sich an, als wäre der Plan aufgegangen. Vielleicht fliegt aber auch bald auf, dass ich das alles doch nicht kann (lacht). Auch ich leide zwischenzeitlich am Hochstapler-Syndrom, an der Angst, dass meine Arbeit trotz Erfolgen doch nicht genügt.

Woher beziehen Sie Ihre Energie?
Ich wusste, dass es von Januar bis April sehr anstrengend wird. Also habe ich bereits letztes Jahr mit dem Anlernen von Texten und Songs begonnen. Und jetzt versuche ich einfach, jede mögliche Sekunde Ruhe zu finden. In den Pausen lege ich mich für zehn Minuten aufs Sofa und döse. Alkohol und Partys sind tabu. Ich nehme zurzeit sehr wenig soziale Kontakte wahr, abgesehen von meiner Familie und ganz engen Freunden. Aber ich weiss auch, dass ein Ende in Sicht ist. Im Mai habe ich Ferien.

Verinnerlichen Sie Ihre Texte rasch?
Ich merke, dass ich älter werde. Die Regeneration braucht mehr Zeit, ich spüre jede Stunde verpassten Schlaf. Ich lerne weniger schnell auswendig als früher. Dafür bin ich auch viel ruhiger und gerate nicht mehr so schnell in Unruhe, habe mehr Vertrauen in mich und das Leben. Und ich sehe viel besser aus als mit 20 (lacht).

Susanne Kunz

Susanne Kunz wächst im Berner Seeland auf und debütiert 1997 bei SRF im Jugendmagazin «Oops!». Ab 2000 moderiert sie mit «Eiger, Mönch & Kunz» ihre eigene Quizreihe. 2005 macht sie eine TV-Pause und lässt sich zur Schauspielerin ausbilden, 2006 folgt ihr Kinodebüt «Vitus». Im selben Jahr führt sie durch das Renovationsformat «Tapetenwechsel» und ab 2008 bis 2019 durch die Spielshow «1 gegen 100». Seit ihrem TV-Abschied setzt Kunz voll aufs Schauspiel. Sie lebt in Zürich und hat zwei Kinder, Sohn Elfen (19) und Tochter Soane (14).

Philippe Rossier

Susanne Kunz wächst im Berner Seeland auf und debütiert 1997 bei SRF im Jugendmagazin «Oops!». Ab 2000 moderiert sie mit «Eiger, Mönch & Kunz» ihre eigene Quizreihe. 2005 macht sie eine TV-Pause und lässt sich zur Schauspielerin ausbilden, 2006 folgt ihr Kinodebüt «Vitus». Im selben Jahr führt sie durch das Renovationsformat «Tapetenwechsel» und ab 2008 bis 2019 durch die Spielshow «1 gegen 100». Seit ihrem TV-Abschied setzt Kunz voll aufs Schauspiel. Sie lebt in Zürich und hat zwei Kinder, Sohn Elfen (19) und Tochter Soane (14).

«Fascht normal», Schweizerdeutsche Erstaufführung, 11. bis 30. April 2025, Theater im Seefeld, Zürich, www.kulturbogen.ch.  

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