Rund vier Jahre ist es her, seitdem Susanne Kunz (45) das Moderationszepter der SRF-Quizsendung «1 gegen 100» abgegeben hat. Seither ist sie selten am Bildschirm zu sehen, vielmehr ist die zweifache Mutter auf den grossen Theaterbühnen der Schweiz aktiv. Am 1. November feiert sie im Zürcher Bernhard-Theater Premiere mit der nächsten Produktion: In der Lieder-Operette «Im weissen Rössl» spielt sie die Wirtin Josepha Vogelhuber, die sich in einem Liebes-Dreieck befindet. «Eine Ehre, in dieser legendären Zürcher Lokalität zu spielen», sagt sie zu Beginn des Interviews mit SonntagsBlick.
Frau Kunz, wie sehr vermissen Sie das Fernsehstudio?
Susanne Kunz: Gar nicht. Ich konnte gut damit abschliessen, die Entscheidung ist ja auch über einen langen Zeitraum gereift. Es war ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Umso spannender finde ich es, jetzt neue Orte kennenzulernen. Ich habe noch nie im Bernhard-Theater gespielt! Und nach dieser Produktion folgt ein Stück im Theater am Hechtplatz, danach wohl etwas im Kleintheater Luzern. Es wird mir also nicht langweilig.
Ihr Fokus liege nun total auf der Schauspielerei. Wie kommts?
Schauspielerei ist schon lange auch mein Beruf. Ich habe beim Fernsehen aufgehört, um mich ganz dem Theater zu widmen. Das war eine klare Ansage. Jetzt bin ich im vierten Jahr, in der ich als freischaffende Schauspielerin tätig bin. Und mittlerweile hechte ich von einer Produktion zur nächsten.
Wie haben Sie ihr Können erlangt?
Zuerst autodidaktisch, dann aber natürlich auch mit verschiedenen Ausbildungen in Berlin und Paris. Ich bin schon länger als Schauspielerin aktiv und war auch während meiner Fernsehzeit in Theaterstücken zu sehen gewesen, so habe ich immer einfach beim Machen wieder dazugelernt.
«Im weissen Rössl» ist eine Operette. Wie stehts um Ihr Gesangstalent?
Letztes Jahr habe ich in einem Musical «Oh läck du mir» eine der Hauptrollen gespielt, also denke ich, ganz gut. Diesmal ist es eine Operette, was für mich eine neue Herausforderung ist. Mein Gesangspart im «Weissen Rössl» ist allerdings kleiner als in «Oh läck du mir». Ich betrachte mich nicht als Musicaldarstellerin oder Operettensängerin, sondern als singende Schauspielerin. Und diese Kombination mag ich sehr.
Ihre Rolle wird als «burschikose Wirtin» beschrieben. Burschikos ist ein Adjektiv, das viele nicht unbedingt als Kompliment auffassen würden.
Das Wort «burschikos» hat heutzutage nicht mehr die negative Konnotation von einst. Früher wurde eine selbstbewusste, taffe Frau als burschikos bezeichnet. Die Rössl-Wirtin Joseph ist selbstbestimmt und weiss, was sie will. Eine Frau mit Charakter halt.
Sie sind in den Endproben. Wie gehen Sie mit Nervosität um?
Das ist besonders vor Premieren ein Thema. Aber ich habe gelernt, meine Nervosität als positive Energie zu gebrauchen. Sie hält mich wach und konzentriert. Wichtig ist, die Nervosität anzunehmen und nicht dagegen anzukämpfen.
Ihre Liebsten sitzen im Publikum. Sind Sie nervöser oder gibt das Ihnen Halt?
Es kommt auf den Tag an. Bei Premieren bin ich oft nervöser, wenn Freunde oder Familie dabei sind. Aber im Allgemeinen versuche ich, mich nicht davon beeinflussen zu lassen.
Ihr Alltag ist geprägt vom Theater: Sie spielen jetzt praktisch bis Neujahr durch.
Ja, es ist sehr intensiv. Auch wenn man noch ein Familienleben hat und einen Haushalt führen muss. Die Weihnachtstage verbringe ich aber trotzdem mit meiner Familie. Und wir haben uns bereits daran gewöhnt, dass ich an Silvester auf der Bühne stehe. Auch wenn ich viel auf der Bühne stehe, habe ich dafür tagsüber für meine Familie Zeit.
Susanne Kunz wuchs im bernischen Seeland auf und stand über 20 Jahre für SRF vor der Kamera: Erst startete sie 1997 beim damaligen Jugendmagazin «Oops!», von 2000 an moderierte sie mit «Eiger, Mönch & Kunz» ihre eigene Quizshow. 2005 machte sie eine kurze Bildschirmpause, um sich in Berlin und Paris zur Schauspielerin ausbilden zu lassen. 2006 und 2007 führte sie durch die Renovationssendung «Tapetenwechsel», 2008 bis 2019 durch «1 gegen 100». Seit ihrem TV-Abschied setzt Kunz auf die Schauspielerei. Kunz lebt mit Ehemann Ehemann David (50), Sohn Elfen (17) und Tochter Soane (12) in Zürich.
Susanne Kunz wuchs im bernischen Seeland auf und stand über 20 Jahre für SRF vor der Kamera: Erst startete sie 1997 beim damaligen Jugendmagazin «Oops!», von 2000 an moderierte sie mit «Eiger, Mönch & Kunz» ihre eigene Quizshow. 2005 machte sie eine kurze Bildschirmpause, um sich in Berlin und Paris zur Schauspielerin ausbilden zu lassen. 2006 und 2007 führte sie durch die Renovationssendung «Tapetenwechsel», 2008 bis 2019 durch «1 gegen 100». Seit ihrem TV-Abschied setzt Kunz auf die Schauspielerei. Kunz lebt mit Ehemann Ehemann David (50), Sohn Elfen (17) und Tochter Soane (12) in Zürich.
Wie hat sich ihr Leben sonst durch das Schauspiel-Leben verändert?
Es ist viel strenger. Ich verdiene viel weniger Geld mit viel mehr Arbeit als vorher beim Fernsehen. Aber dessen war ich mir bei meinem Entscheid für die Schauspielerei bewusst. Ich finde das auch nichts Schlechtes: Es zeigt mir die Realität, mit dem viele Kulturschaffende leben. Dass ich grad in diesem Jahr so viel Arbeit als Schauspielerin habe, ist ein Privileg, und ich bin sehr dankbar, davon leben zu können.
Demnach war das ein Entscheid fürs Lebensglück und gegen grosse Verdienste?
Klar muss ich auch meine Rechnungen bezahlen können. Ich brauche dafür nicht Tausende von Franken. Aber: Zum Lebensglück gehört für mich auch, nicht jedem Rappen nachrennen zu müssen, also auch genügend Geld.
Sie sind breit aufgestellt: Moderatorin, Schauspielerin, Sprecherin, Coach, Pilates-Trainerin und waren mit zwei Soloprogrammen unterwegs.
Ich mache halt viele Dinge, mit 45 Jahren hat man doch hoffentlich ein paar Sachen ausprobiert! Mir wäre langweilig, wenn ich immer dasselbe machen würde. Wenn man so viele Sachen macht, heisst es schnell, man könne sich nicht entscheiden. Ich finde das überhaupt nicht: Meine Interessen sind einfach breit gefächert. Mir macht das grosse Freude. Und ich freue mich bei jeder Vorstellung darüber, dem Publikum eine Freude zu machen, gerade in diesen wilden, unschönen Zeiten auf unserem Planeten.
Ein Ausflug in die Musikszene fehlt da noch!
Nein, das fangen wir nicht auch noch an. Was soll ich machen? Ein Album aufnehmen oder sogar mit einer Band auf Tournee gehen? Wer weiss, vielleicht packts mich ja doch plötzlich. Mich freut es, wenn ich hier im Theater singen kann. Aber ein Rockstar werde ich wohl eher nicht mehr (lacht).
Wann sieht man Sie wieder im Fernsehen?
Das muss wirklich ein Herzensprojekt sein. Es braucht eine gute Sendung, ein Format, das mir total entspricht und mich interessiert. Ich würde nicht noch mal eine Quizshow moderieren wollen, da man dort quasi die Rolle der Spielleitung einnimmt. Die Sendung müsste mehr mit mir zu tun haben, damit ich hundert Prozent dahinterstehen kann.
«Im weissen Rössl» mit Susanne Kunz feiert am 1. November 2023 im Bernhard-Theater Zürich Premiere und wird bis zum 31. Dezember aufgeführt.
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