Stress spricht über seine Kindheit
«Mein Vater ging auf mich und meine Schwester los»

Er ist zurück in alter Form: Rapper Stress hat seine Depression überwunden und gibt sich auf seinem neuen Album so persönlich wie nie in seiner 20-Jahr-Karriere. Blick erklärt er die wichtigsten Songs.
Publiziert: 01.03.2022 um 11:12 Uhr
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Zeigt sich auf seinem neuen Album «Libertad» von seiner persönlichen Seite: Rapper Stress.
Foto: STEFAN BOHRER
Aufzeichnung: Dominik Hug

Es ist sein persönlichstes Album: Rapper Stress (44) betreibt mit dem soeben veröffentlichten «Libertad» eine Art Seelenschau. Im SonntagsBlick beschreibt er die Highlights des Albums, darunter der Titeltrack, den er mit dem Prague Symphonic Ensemble aufgenommen hat.

«Libertad»: «Bis ich zwölf war, lebte ich in Estland – ein kommunistisches Land, in dem man den Menschen befahl, was sie zu denken und wie sie zu handeln haben. Frei fühlte ich mich damals nur, wenn ich auf dem Velo sass. Wohl deswegen ist mir das Gefühl, frei zu sein, heute noch so wichtig, das Gefühl, dass ich mein Leben selbstbestimmt führen kann.»

«Bye»: «Ich hatte schwere Depressionen, konnte die nur durch eine Therapie bewältigen. Der Song handelt davon, dass selbst in der dunkelsten Stunde irgendwo ein Lichtlein brennt, an dem man sich orientieren sollte. Ich wollte nie nur zum Spass Musik machen. Mir war immer genauso wichtig, etwas zu tun, das anderen helfen kann.»

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«Just Like I Love You»: «Während der Pandemie fühlte ich mich oft einsam. Meine damalige Freundin Ronja Furrer verbrachte viel Zeit in New York, wo sie als Model arbeitet, ich war in der Schweiz. Der Song ist ein Liebeslied, auch für meine Duett-Partnerin Stefanie Heinzmann, die ich sehr gerne habe. Auch sie hatte mit ihrer mentalen Gesundheit zu kämpfen. Uns gegenseitig zu unterstützen, einander auch zu verstehen, hat mir bei meinem Heilungsprozess sehr geholfen.»

«Nightmare»: «Der Song handelt von meiner Ex-Frau und einem Mega-Zoff, den wir einst hatten. Wir sassen im Auto, sie war betrunken, motzte über eine Ex-Freundin von mir, der Streit eskalierte, sie wollte aus dem fahrenden Wagen springen. Am Ende lagen wir uns wieder in den Armen. Solche Situationen erleben wohl viele Paare. Und irgendwann muss man sich überlegen, ob so eine Beziehung überhaupt noch Sinn macht, wenn man sich ähnlich viel Schmerzen zufügt, wie man Liebe erfährt.»

«Bloc de l'Est»: «Das Lied handelt von den Werten, die Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben. Mein Vater schlug meine Mutter. Er war dauernd betrunken und ging auch auf mich und meine Schwester los. Ende der 80er-Jahre hatte meine Mutter genug, und sie flüchtete mit uns Kindern. Erst fanden wir bei Verwandten Unterschlupf, später kamen wir in die Schweiz. Mutter hat sehr viel auf sich genommen, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür werde ich ihr ewig dankbar sein.»

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«Enfants de la pluie»: «Wir alle sind voller Selbstzweifel. Wir haben so viele Möglichkeiten, wahrscheinlich mehr als jede andere Generation vor uns. Aber die ganze Vielfalt verunsichert uns auch. Mich hat ausserdem geprägt, dass ich ohne positive Vaterfigur gross geworden bin. Ich konnte mich nie an einem männlichen Vorbild orientieren. Was ist ein guter Mann, was zeichnet ihn aus, wie viele Gefühle kann er zeigen? Solche Fragen musste ich seit jeher für mich selber beantworten.»

«Yakasakipaye»: «Jeder Mensch ist einzigartig. Akzeptieren zu können, dass der andere vielleicht andere Prägungen oder Werte hat, wegen anderen Sachen Glücksgefühle empfinden kann, ist ausgesprochen wichtig, um friedlich zusammenleben zu können. Wie wir mit unserer Diversität umgehen, definiert uns als Gesellschaft.»

Das verbindet Stress und Melanie Oesch
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Musikalische Parallelen:Das verbindet Stress und Melanie Oesch
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