Sie ist der bunte Star der Schweizer Gastro-Szene und die bekannteste TV-Köchin des Landes: Meta Hiltebrand (37). Als wir die quirlige Zürcherin am Telefon erreichen, erzählt sie gut gelaunt, wie sie gerade für zwei Freunde in ihrem neuen Kochstudio bei den Viaduktbögen gekocht hat. Von Corona-Frust ist bei der bekannten Wirtin, trotz ihrer aufsehenerregender Kritik an Gesundheitsminister Alain Berset (48) und dessen Auflagen für die Gastronomie, nichts zu spüren.
BLICK: Meta Hiltebrand, Sie haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Wie geht es Ihnen?
Meta Hiltebrand: Das stimmt (lacht). Abgesehen vom offiziellen Berufsverbot geht es mir gut. Doch ich vermisse meine Gäste und den Austausch mit ihnen. Es fehlt mir auch, die Kochzutaten in meinen Händen zu halten. Aber ich bin gesund und hatte bisher kein Corona, was ein grosses Glück ist. Denn ich habe bisher bestimmt acht Tests gemacht, die Gott sei Dank alle negativ waren. In meinem Umfeld hatten viele das Virus. Besonders getroffen hat mich, dass ein 60-jähriger Freund an den Folgen von Covid gestorben ist. Allen, die sagen: «Corona gibt es nicht», denen kann ich sagen: «Ihr irrt euch.»
Sie halten also nicht viel von Corona-Skeptikern?
Nein, gar nicht. Ich finde es zwar richtig, dass man die Massnahmen des Bundesrates hinterfragt, aber finde es falsch, sich eine Meinung basierend auf falschen Informationen zu bilden. Da vertraue ich lieber auf Experten und Regierung. Auch wenn ich selber einige der Corona-Massnahmen übertrieben finde.
Sie haben Ihre Kritik in öffentlichen Handy-Videos mehrfach direkt an Bundesrat Alain Berset gerichtet, was für Schlagzeilen sorgte. Hat sich Herr Berset je bei Ihnen gemeldet?
Nein. Aber das erwartete ich auch nicht. Mir ging es darum, meinem Ärger Luft verschaffen zu können, und er war nun mal die richtige Ansprechperson. Zugegeben, ich war in den Videos sehr emotional, aber die Corona-Massnahmen in der Gastronomie betreffen mich auch im Innersten. Mein Lokal, meine Firma, alles, was ich selber aufgebaut habe, wird im Moment gerade an die Wand gefahren – und das nicht von mir. Damit habe ich sehr zu kämpfen. Viele denken, ich sei aufgrund meiner Bekanntheit und der TV-Auftritte reich, aber das stimmt nicht. Auch wenn ich lukrative Fernsehjobs hatte, habe ich dennoch alles in mein Lokal gesteckt.
Heisst das, es wird Ihr Restaurant Le Chef bald nicht mehr geben?
Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Das Problem ist: Keiner kann sagen, wann die Restaurants tatsächlich wieder aufmachen können. Sagen wir es so: Wenn Corona am 30. März vorbei ist, sag ich: «Easy, das schaffen wir.» Aber wenn wir noch zwei Jahre mit allen Hygienemassnahmen weitermachen müssen, werde ich das Le Chef nicht weiterführen können.
Aufgewachsen in Bülach ZH, machte Meta Hiltebrand erst eine Kochlehre im Zürcher Restaurant Rigihof. Nach Anstellungen in weiteren Edel-Lokalen eröffnete sie 2011 ihr eigenes Restaurant. Zwei Jahre später übernahm der schrille Rotschopf das Le Chef im Zürcher Kreis 4. Als erfolgreiche TV-Köchin ist Hiltebrand auch im deutschen Fernsehen präsent mit Auftritten bei «Küchenschlacht», «Kitchen Impossible» und «essen & trinken – für jeden Tag».
Aufgewachsen in Bülach ZH, machte Meta Hiltebrand erst eine Kochlehre im Zürcher Restaurant Rigihof. Nach Anstellungen in weiteren Edel-Lokalen eröffnete sie 2011 ihr eigenes Restaurant. Zwei Jahre später übernahm der schrille Rotschopf das Le Chef im Zürcher Kreis 4. Als erfolgreiche TV-Köchin ist Hiltebrand auch im deutschen Fernsehen präsent mit Auftritten bei «Küchenschlacht», «Kitchen Impossible» und «essen & trinken – für jeden Tag».
Wie geht man mit dieser Ungewissheit um?
Schwierig. Im Moment wäge ich ab, ob ich wirklich eine neue Speisekarte schreiben soll oder nicht. Denn wenn der Lockdown sich Ende Februar verlängert, ist die Karte unnütz, da ich saisonal koche. In solchen Momenten kommt man ins Grübeln und überlegt sich, was man denn sonst im Leben noch so tun könnte.
Meta erfindet sich neu?
Ja! Ich liebe zwar die Gastronomie, aber ich habe Mühe mit den langen Arbeitstagen und dem ganzen Bürokram. Viele sehen nur mein Image: meine orangen Haare, meine coolen Messer, Meta im Fernsehen. Aber ich vermisse die Meta von früher, die für kleine Gruppen gekocht hat. Der graue Restaurant-Alltag killt meine Kreativität. Das habe ich während Corona besonders festgestellt.
Werden Sie ihr Restaurant aufgeben?
Sagen wir es so: Ich werde, wenn der Pachtvertrag in zwei Jahren ausläuft, ihn wohl nicht verlängern. Ich konzentriere mich lieber auf mein neues Kochstudio als darauf, ein klassisches Restaurant zu führen. Ich bediene lieber einen Abend lang 20 Gäste ganz persönlich, anstatt mich über falsch gekauftes WC-Papier zu ärgern, oder Besteck, das geklaut wurde. Ich freue mich sehr darauf, in meinem Studio Events und Kochkurse durchzuführen.
Als Gastronomin hat man ständig Kontakt mit anderen Menschen. Wie ist das, wenn man wegen Corona plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen wird?
Ich muss ehrlich sagen, als Corona kam, war ich froh, diese Entschleunigung zu erleben, denn ich war auf der Überholspur und langsam müde. Mir tat es gut, mal den Stecker zu ziehen. Es machte mir auch klar, dass ich mich zum Glück nicht nur über die Kunstfigur Meta definiere, sondern vor allem auch über meine Zufriedenheit und die Menschen, die mir wichtig sind.
Wie haben sich denn Ihre persönlichen Beziehungen in diesem Jahr verändert?
Sehr stark! Ich habe meinen Freundeskreis drastisch reduziert und meine echten Freunde dabei umso mehr zu schätzen gelernt. Plötzlich konnte ich stundenlang telefonieren, meinen Freundinnen beim Umzug helfen, ich konnte endlich Zeit mit meiner Mutter verbringen und kenne jetzt sogar alle meine Nachbarn (lacht). Ich habe für die Leute im Quartier Brot gebacken und bin einkaufen gegangen. Es hat mir so gutgetan, Mensch zu sein.
Das klingt nach einer lebensverändernden Erfahrung.
Das war und ist es. Man kann Menschen oft erst dann richtig schätzen, wenn man Zeit für sie hat. Und die werde ich mir fortan immer nehmen. Ich werde in Zukunft auch mehr auf meine Gesundheit achten. Früher hab ich im Restaurant 18-Stunden-Schichten gemacht, habe auf dem Fussboden geschlafen – solche Aktionen mache ich nicht mehr. Meta hat zwar immer noch viel Drive, ist aber nun erwachsen geworden.
Wie haben Sie die Corona-Zeit mit Ihrem Partner Bosi erlebt?
Sehr klärend. Wir haben uns letztes Jahr nach dem ersten Lockdown getrennt. Bosi ist ein wahnsinnig toller Mensch, wir hatten eine tolle Zeit. Doch je mehr wir uns sahen, desto mehr mussten wir feststellen, dass wir ganz andere Interessen und Vorlieben haben. Schliesslich entschieden wir uns bei einem schönen, friedlichen Gespräch vergangenen Sommer, dass wir uns trennen. Aber wir bleiben gute Freunde, er betreut auch weiterhin meine Facebookseite.
Gibt es denn bereits eine neue Liebe in Ihrem Leben?
Ja, die gibt es tatsächlich – ich habe im Moment echt viel Zeit (lacht). Kurz nach der Trennung hatte ich das grosse Glück, eine neue Liebe zu finden. Er heisst Tom, kommt aus der Foodbranche, und wir kennen uns bereits seit zwei Jahren. Tom hat zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, was ich toll finde, denn ich hätte ja schon länger gerne selber eine Familie.
Denken Sie bereits an eine eigene Familienplanung?
Mit Tom kann ich mir alles vorstellen. Bei diesem Mann stimmt einfach alles. Wir geniessen Champagner zusammen, haben tolle Gespräche. Wir ergänzen uns sogar in der Küche. Und wir schreiben uns Liebesbriefe. Ich weiss nicht, wann ich das zuletzt getan habe (lacht). Corona lässt mich zur Romantikerin werden.
Woran arbeiten Sie aktuell, bis Sie Ihr Restaurant wieder öffnen können?
Ich gebe Online-Kochkurse, manchmal für bis zu 800 Leute. Zudem arbeite ich an einem neuen Kochbuch, für das ich schon eifrig Rezepte ausprobiere.
Worauf freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?
Ich freue mich darauf, meine Gäste schon bald wieder sehen und umarmen zu können. Vor allem aber freue ich mich darauf, Menschen ohne Maske wieder lachen zu sehen. Mir fehlt das Lachen so sehr.
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