Die Angst war nicht unbegründet: Der smarte Unternehmensberater Michael Wyss muss unter dem Titel «Neumatt» nach dem Tod des Vaters den elterlichen Bauernhof vor dem Ruin retten und gleichzeitig die eigenen Dämonen bannen – das hätte schnell in der Klischeefalle oder einem zeitgenössischen Abklatsch des Franz-Schnyder-Klassikers «Die Käserei in der Vehfreude» enden können.
Doch bereits die allererste Einstellung – Hauptdarsteller Julian Koechlin (29) beim Bull Riding im Grossraumbüro – deutet an, dass sich die neue SRF-Serie (läuft seit gestern Sonntag bis 30. September) nicht vor ähnlich ausgerichteten internationalen Produktionen verstecken muss. Schweizer Eigenheiten und die Stadt-Land-Reibung geben dramaturgisch etwas her, wenn die Ernsthaftigkeit das Folkloristische im Zaum hält.
Abstriche bei der Musik
Entscheidend sind in erster Linie das starke Hauptdarsteller-Trio – nebst Koechlin auch Rachel Braunschweig (53) und Sophie Hutter (31) – sowie die Doppel-Regie mit Sabine Boss (55) und Pierre Monnard (45). Abstriche gibt es beim arg konstruierten Erzählstrang, der die Consulting-Firma plötzlich die Zukunft des Hofs ebenfalls bedrohen lässt; und bei der Musik (Michael Künstle, Matteo Pagamici), die dupliziert, was auf den Bildern schon zu sehen ist, dem Zuschauer kaum Raum zum Nachdenken lässt und ihn schier erdrückt.
Eine Anspielung auf «Die Käserei in der Vehfreude» gibt es dennoch, wie vieles in «Neumatt» ist sie geglückt: Christoph Gaugler (63) spielt einen tobenden Bauern, seinen Vater Hans Gaugler (1913–1997) kennen ältere Semester noch als grossen Unheilsbringer in mehreren Gotthelf-Verfilmungen.