SRF-Rauchenstein im Röstigraben-Interview
«Es ging gar nicht anders, als Französisch gern zu haben»

Die «Tagesschau» überwindet den Röstigraben. Am 22. November tauschen die Moderatoren Michael Rauchenstein (SRF) und Fanny Zürcher (RTS) den Job und werden für einen Abend nicht in ihrer Muttersprache vor der Kamera moderieren. Die GlücksPost hat bei beiden nachgefragt.
Publiziert: 16.11.2024 um 09:06 Uhr
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Aktualisiert: 16.11.2024 um 09:07 Uhr
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Im Sommer 2022 trat Michael Rauchenstein bei der «Tagesschau» in die Fussstapfen von Franz Fischlin. Zuvor berichtete der Schwyzer als Korrespondent aus Brüssel.
Foto: Paul Seewer
Remo Bernet, GlücksPost
Glückspost

GlücksPost: Wo spüren Sie den Röstigraben?
Michael Rauchenstein: Bei der Pünktlichkeit. Wir aus der Deutschschweiz sind wohl die pünktlichsten Menschen weltweit. Auch verplant niemand die Wochenenden über Monate hinaus so wie wir. Ich bin leider ebenfalls so. Da sind die Westschweizerinnen und Westschweizer, so wie ich das bei meinen Freunden aus Lausanne und Neuchâtel miterlebe, um einiges entspannter.
Fanny Zürcher: Wenn ich die Witze meiner Deutschschweizer Kollegen nicht verstehe.

Welche kulturellen Eigenheiten der Romandie finden Sie besonders sympathisch?
Rauchenstein: Das Lebensgefühl des «savoir vivre» gehört für mich zu den wichtigsten Eigenschaften der Westschweiz. Und das Zelebrieren der Weinkultur.

Welche kulturellen Eigenheiten der Deutschschweiz finden Sie besonders sympathisch?
Zürcher: Die Sanftheit, die Selbstlosigkeit – und dass Apfelmus zu jedem herzhaften Gericht serviert wird!

Was können die Deutschschweizer besser als die Romands?
Rauchenstein: Die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer sind wohl besser organisiert als die Romands. Ob wir auch disziplinierter sind?

Was können die Romands besser als die Deutschschweizer?
Zürcher: Mit Unvorhergesehenem umgehen und spontan sein, sei es bei der Arbeit – oder beim Feiern.

Und worin ist Ihr Landesteil schlechter?
Rauchenstein: Im «einfach mal öppis si la». Das können die Romands aus meiner Sicht definitiv besser.
Zürcher: Unsere Spontanität führt oft dazu, dass es uns an Voraussicht fehlt.

Zürcher Geschnetzeltes oder Käsefondue?
Rauchenstein: Käsefondue. Eigentlich könnte ich fast jeden Tag ab Herbst ein Fondue essen – rezent, mit feinen Beilagen. Während meiner Zeit in Brüssel habe ich oft ausländische Freunde eingeladen und sie in die Kultur des Fondue-Essens eingeführt. Denn: Fondue selber machen und vor allem richtig essen muss gelernt sein.
Zürcher: Käsefondue! Aber ich bestelle auch gerne Zürcher Geschnetzeltes, nur um mir einen Spass daraus zu machen, meinen Nachnamen in einem Gericht auszusprechen.

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Wie sieht für Sie der perfekte Sonntag aus?
Rauchenstein: Ein klassischer Start mit selbstgemachtem Zopf sowie feiner Konfi (am besten auch selbstgemacht) und Honig. Ein ausgedehnter Spaziergang mit Marroni und am Abend ein feines Zacht. Auch mein Abendprogramm ist, glaube ich, typisch für die Deutschschweiz. Im linearen Fernsehen die «Tagesschau» schauen, anschliessend den «Tatort» und «Late Night Switzerland». Früher gehörte dann auch «Anne Will» noch dazu. Wenn ich nicht selbst im Studio bin, versuche ich, mein Programm so durchzuziehen.
Zürcher: Ein Sonntag über dem Nebel in einer Métairie auf dem Chasseral.

Was bedeutet Ihnen Heimat?
Rauchenstein: Meine persönliche Heimat verbinde ich gerne mit Gerüchen: frisches Heu, der Duft von Baumharz in den Bergen oder einem feinen Käsefondue in einer Berghütte. So weiss ich, dass ich zu Hause bin.
Zürcher: Einer Strasse entlangzugehen und keine zwei Meter weit zu kommen, ohne jemanden zu kennen.

Was muss man in Ihrer Heimat unbedingt besuchen?
Rauchenstein: Im Kanton Schwyz muss man natürlich Lachen besuchen. Nirgends ist der Sonnenuntergang am Zürichsee so schön wie bei uns. Zudem lohnt es sich, im Sommer früh aufzustehen und eine Nachtwanderung auf den grossen Mythen zu machen, um auf der Spitze des Berges den Sonnenaufgang zu bestaunen.
Zürcher: Das Seeufer, die Lago Lodge mit der grossen Wiese, die zum Relaxen einlädt... und den Samstagsmarkt in der Altstadt von Biel.

Was vermissen Sie an der Schweiz, wenn Sie im Ausland unterwegs sind?
Rauchenstein: Wo soll ich anfangen? Unsere Natur, mit den Bergen, Seen und Flüssen ist für mich einmalig. Wir haben alles in nächster Umgebung. Gerade kürzlich war ich im Unterengadin wandern. Einfach traumhaft. Gerade im Herbst. Auch die Qualität des Essens muss man im Ausland zuerst suchen. Die regionalen Produkte in der Schweiz sind schon sehr fein und qualitativ hochstehend.
Zürcher: Den herrlich frischen Duft der Luft und die Ruhe.

Wie schwer fiel es Ihnen, in der Schule Französisch zu lernen?
Rauchenstein: Gar nicht. Ich gehörte zu jenen Schülern, die Französisch in der Schule immer gern hatten. Mein Papa hat mal in Paris gelebt, meine Schwester war für ein Jahr in der Westschweiz. Es ging gar nicht anders, als Französisch gern zu haben. Zudem hatte ich stets tolle Lehrerinnen, die mir die Liebe zur Sprache super vermitteln konnten.

Nachrichtenleute gehen fremd

Rauchenstein ist nicht der Einzige aus dem «Tagesschau»-Team, der seine Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellt: Florence Fischer (39) wird bereits am Donnerstag, 21. November, «couleurs locales» – das Westschweizer Pendant zu «Schweiz aktuell» – präsentieren. Am Freitag, 22. November, werden Bundeshausredaktor Curdin Vincenz (51) im RTR-Format «Telesguard» auf Rumantsch und Katharina Locher (38) bei «Il Quotidiano» auf Italienisch moderieren.

Rauchenstein ist nicht der Einzige aus dem «Tagesschau»-Team, der seine Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellt: Florence Fischer (39) wird bereits am Donnerstag, 21. November, «couleurs locales» – das Westschweizer Pendant zu «Schweiz aktuell» – präsentieren. Am Freitag, 22. November, werden Bundeshausredaktor Curdin Vincenz (51) im RTR-Format «Telesguard» auf Rumantsch und Katharina Locher (38) bei «Il Quotidiano» auf Italienisch moderieren.

Und wie sah es bei Ihnen mit Deutsch aus, Frau Zürcher?
Zürcher: Es war sehr schwer. Ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen, das Verb ans Ende des Satzes zu setzen. Und ich kämpfe immer noch damit, es hemmt so sehr die Kreativität!

Was ist Ihr Lieblingschanson?
Rauchenstein: Da gibt es einige. Wenn Edith Piaf draufsteht, kann es meistens nur gut sein. Oder Céline Dion auf dem Eiffelturm an den Olympischen Sommerspielen in Paris. Ich war zu Tränen gerührt. Auch «Champs-Elysées», gesungen von Zaz, gefällt mir gut.

Was ist Ihr Lieblingsmundartlied?
Zürcher:
«W. Nuss vo Bümplitz». Ich liebe es, den Refrain mit meinem etwas holprigen Schweizerdeutsch laut mitzusingen.

Was ist Ihre Lieblingssendung im Schwestersender?
Rauchenstein: Wenn ich RTS schaue, dann meistens – überraschend – «19h30» – also die «Tagesschau». Es ist oft spannend zu sehen, was für eine Themensetzung die Kolleginnen und Kollegen von RTS machen. Gerne schaue ich mir auch fiktionale Serien von RTS wie beispielsweise «Hors Saison» oder «Quartier des Banques» an.
Zürcher: Die «Tagesschau», naturellement!


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