SRF-Frau Sabine Dahinden ganz privat
«Das Älterwerden? Nur die Falten finde ich unnötig»

Über den Sommer trifft die «Glückspost» Prominente an Orten, die sie gerne haben. Die SRF-Moderatorin Sabine Dahinden macht den Anfang und erzählt, mit Blick über den Urnersee, von ihrer Kindheit in Altdorf und warum sie sich freut, älter zu werden.
Publiziert: 22.07.2024 um 00:53 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2024 um 10:06 Uhr
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Von Brunnen SZ aus blickt Sabine Dahinden bis nach Altdorf, wo ihre Wurzeln liegen.
Foto: SRF/Thomas Andenmatten
Aurelia Robles, GlücksPost
Glückspost

Die Schifflände in Brunnen SZ hat Sabine Dahinden (55) als Treffpunkt für die Sommerserie vorgeschlagen. Denn hier liegt der Blick frei über den Urnersee bis nach Altdorf, wo die «Schweiz aktuell»-Moderatorin aufgewachsen ist, und geht zu den Bergen. Am Himmel sind Gleitschirme zu sehen, auf dem See Segelschiffe zu betrachten und von der Strasse Motorräder zu hören.

«Glückspost»: Welche dieser Aktivitäten wäre am ehesten Ihre?
Sabine Dahinden: Alltägliches Velofahren. Ich fahre immer Velo auf meinem Arbeitsweg. Sonst gehe ich gerne in den Bergen spazieren. Aber Gleitschirme oder Ähnliches müssen gar nicht sein. Ich habe genug Adrenalin im Leben.

Haben Sie schon einen Gleitschirmflug gemacht?
Ja, vom Gitschen, den wir von hier aus sehen. Dieser ist insofern mein Lieblingsberg, da ich ihn als Kind von daheim in Altdorf immer gesehen habe und schauen konnte, wie das Wetter ist.

Wie ist Ihr Bezug zum Wasser?
Ich finde das Wasser und den See wunderschön, aber ich schwimme nicht so gern, habe es auch spät in meinem Leben gelernt. Als Kinder gingen wir im Seelisbergerseeli schwimmen, wenn wir in Volligen Ferien machten. Die Felsen und Berge sind schon eher mein Element.

Was sehen Sie, wenn Sie sich umsehen?
Schon den Gitschen, der eine grosse Bedeutung für mich hat. Und ich spüre hier stark meine Wurzeln. Meine Eltern sind mittlerweile verstorben, aber mit meinen Geschwistern bin ich eng verbunden. Wir hatten eine sehr gute und kreative Kindheit, hatten immer Musik im Haus mit unserer Mutter, die Pianistin war. Die Berge symbolisieren für mich Geborgenheit, der Föhn verleiht Wildromantik. In Uri ist man auch immer auswärts orientiert. Noch heute reise ich täglich mit dem Zug durch die Schweiz.

Wieso brauchen Sie das?
Die Schweiz ist so reichhaltig. Wenn man eine Stunde oder eine halbe Stunde von Altdorf nach Luzern fährt, kommt man vom Hochalpinen ins Voralpine, vom Dorf in die Stadt und auch zu Menschen mit einer anderen Mentalität. Durch die vielen Jahre bei «Schweiz aktuell» merke ich, was es zu entdecken gibt, und empfinde es daher als wertvoll und brauche es immer mehr. Privat wäre ich aber eher für mich alleine unterwegs.

Sie moderieren seit über 20 Jahren die SRF-Newssendung «Schweiz aktuell». Wie hat sich das Land verändert?
Ich müsste das wohl gescheit aus der Vogelperspektive analysieren. In Sachen Technik ist sicher viel passiert. Generell würde ich mir sehr wünschen, dass die Menschen einen anständigeren Umgang miteinander hätten. Aber ich glaube auch, dass es früher nicht anders war. Ich bin für alle dankbar, die gegenwirken, die versuchen, freundlicher und harmonischer zu sein.

Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Bei meinen Geschwistern und in meinem Elternhaus sind meine Wurzeln; Letzteres hat mich stark geprägt. Jetzt, da die Eltern nicht mehr leben, merke ich das stärker als früher. Ich frage mich oft, wie sie an meiner Stelle auf gewisse Situationen im Leben reagieren würden.

In was für Situationen?
Meistens im Umgang mit anderen. Dann höre ich meinen Vater sagen: «Probier positiv, konstruktiv, freundlich und anständig zu sein.» Ich bin vom Charakter her sowieso schon eher sanftmütig. Wenn ich mich mal aufrege, dann ist es ernst (lacht).

Persönlich: Sabine Dahinden

Am 14. August 1968 geboren, wuchs Sabine Dahinden in Altdorf UR auf, wo sie auch die Matura abschloss. In Bern studierte sie deutsche Literatur- und Kulturgeschichte und schloss das Studium mit dem Sekundarlehrerpatent ab. Seit 1995 arbeitet sie beim Schweizer Fernsehen, seit 1998 für die Newssendung «Schweiz aktuell», die sie seit 2001 moderiert. Dahinden ist seit 2010 mit Herzchirurg Thierry Carrel (64) verheiratet. Das Paar wohnt in Vitznau LU. Die beiden lernten sich 2003 bei einem Dreh kennen.

Am 14. August 1968 geboren, wuchs Sabine Dahinden in Altdorf UR auf, wo sie auch die Matura abschloss. In Bern studierte sie deutsche Literatur- und Kulturgeschichte und schloss das Studium mit dem Sekundarlehrerpatent ab. Seit 1995 arbeitet sie beim Schweizer Fernsehen, seit 1998 für die Newssendung «Schweiz aktuell», die sie seit 2001 moderiert. Dahinden ist seit 2010 mit Herzchirurg Thierry Carrel (64) verheiratet. Das Paar wohnt in Vitznau LU. Die beiden lernten sich 2003 bei einem Dreh kennen.

Was kann das sein?
Tatsächlich ist es eine Weile her seit meinem letzten richtig grossen Ärger. Bei Ungerechtigkeiten rege ich mich auf – ich war die Älteste von vieren.

Zwei Ihrer Geschwister haben musische Berufe gewählt. Warum Sie selbst nicht?
(Lacht.) Die Schmach in meinem Leben war, dass mein mittlerer Bruder, ein Organist, ein absolutes Musikgehör hat. Neben ihm war ich stets weniger gut. Und meine Schwester ist eine sehr gute Sängerin. Irgendwann dachte ich mir, dass ich nun entweder ganz viel üben oder aufhören muss. Im Nachhinein habe ich es mit der Geige aber doch recht weit gebracht, die Musik-Matura absolviert und im Universitätsorchester in Bern mitgespielt. Mittlerweile spiele ich nicht mehr.

Was sind heute Ihre Hobbys?
Bewegung, oft auf dem Velo. Mein Fitnesstraining ist eine halbe Stunde Fahrt vom Zürcher Hauptbahnhof über den Bucheggplatz bis ins Fernsehstudio in Oerlikon. Das mache ich mit einem alten, unverwüstlichen Villiger-Velo.

Bei Wind und Wetter?
Ja, ausser wenn die Strassen gefroren sind. Ich zwinge mich dazu. Und weil ich herumerzähle, dass ich das mache, muss ich das durchziehen, das ist Ehrensache.

Sie halten Wort.
Genau (lacht). Vor ein paar Wochen kam mein Mann Thierry mit und wollte danach alles optimieren, meinte, dass ich die Strecke auf einem geraderen Wege machen könnte. Dabei ist doch der Weg das Ziel, wie bei einer Schnecke (lacht).

Ihr Mann ist als Gemeinderat verankert in Vitznau LU. Können Sie sich so ein Amt auch vorstellen?
Dafür bin ich, so glaube ich, zu introvertiert. Ich bin nicht so gut in Sitzungen oder Workshops, in denen gemeinsam Beschlüsse gefasst werden müssen. Ich muss für mich alleine nachdenken und kreativ sein. Ich bin deshalb auch kein Vereinsoder Gruppenmensch. Aber das Kamerateam für «Schweiz aktuell» leite ich draussen auf Reportage – so wie ich früher meine Geschwister dirigiert habe (lacht). Mein Vater war erst im Journalismus und später in der Politik. Ich fand es immer schwierig, wie viele in der Politik die Dinge in Schwarz oder Weiss, richtig oder falsch einteilen. Der Ausgleich und das Zuhören liegen mir.

Meine Schweiz

Mein liebstes Schweizer Lied: Die Urner «Nationalhymne», «Zoogä-n am Boogä»
Mein liebstes Schweizer Rezept: Gschwellti Härdepfel mit Alpchääs
Das ist sehr schweizerisch an mir: Ich habe es gern aufgeräumt und ruhig.
Mein Heimatort: Weggis LU
Mein liebster Anlass in der Schweiz: Alle Theater, bei denen meine Schwester Franziska Dahinden Regie führt oder als Sängerin auftritt.

Mein liebstes Schweizer Lied: Die Urner «Nationalhymne», «Zoogä-n am Boogä»
Mein liebstes Schweizer Rezept: Gschwellti Härdepfel mit Alpchääs
Das ist sehr schweizerisch an mir: Ich habe es gern aufgeräumt und ruhig.
Mein Heimatort: Weggis LU
Mein liebster Anlass in der Schweiz: Alle Theater, bei denen meine Schwester Franziska Dahinden Regie führt oder als Sängerin auftritt.

Wem geben Sie Ihre Werte weiter?
Ich habe eine Nichte, die 16 ist. An ihr habe ich sehr Freude. Und zur Tochter von meinem Mann habe ich ein enges Verhältnis. Sie und ihr Partner sind uns sehr wichtig. Und dann habe ich drei erwachsene Patenkinder. Diesen Kontakt zur jüngeren Generation schätze ich sehr, auch in meinem beruflichen Umfeld. Manchmal kann ich ihnen sogar in Sachen Technik, die mich fasziniert, etwas beibringen.

Welche Technik mögen Sie?
Ich filme und schneide Beiträge, für die Familie oder privat, zum Beispiel bei arttv.ch. Und manche darf ich auch bei SRF zeigen. Ich erzähle sehr gerne Geschichten in wenigen Minuten. Selber Videos zu machen, ist für mich eine Horizonterweiterung, die mir sehr guttut. Etwas zwischen Hobby und Beruf.

Sie sind nun 55.
Ich freue mich über das Älterwerden, nur die Falten finde ich etwas unnötig. Aber das Älterwerden bringt mir so viel Sicherheit und Ruhe. Und vielleicht ist es abgedroschen, aber ich weiss, wer ich bin und was ich will. Ich kenne nun meine Gebrauchsanweisung.

Was brauchen Sie denn und was nicht?
Ich habe sehr gerne Gesellschaft für einen Moment. Aber danach muss ich wieder gehen und etwas für mich alleine machen können. Das weiss ich jetzt über mich und traue es auch zu sagen. Mein Gotti wurde 105 Jahre alt und war mir ein gutes Vorbild, auch im Bezug aufs Älterwerden. Sie hatte jeden Tag ein Ziel, hat sich aufgerafft und etwas getan. Nicht sitzenbleiben. Als Mensch braucht man Ziele und Erfolgserlebnisse. Wenn ich nicht mehr arbeiten würde, würde ich mir dennoch weiterhin jeden Tag ein kleines Ziel stecken.

Sie machen gerne Pläne. Haben Sie auch schon durchdacht, was Sie nach Ihrer TV-Karriere machen wollen?
Ich bin froh, dass ich gut für mich alleine sein kann. Introvertiertheit hat nicht nur Nachteile, sondern einen Supervorteil: Ich kann gut für mich alleine «wursteln», sehr kreativ sein.

Sie und Ihr Partner sind beide erfolgreich und gestanden in Ihren jeweiligen Berufen. Wie wichtig ist das für Ihre Ehe?
Bei uns ist es schon so, dass jeder seine eigene Arbeit und Aufgabe hat. Das heisst aber nicht, dass wir zu wenig gemeinsame Zeit miteinander haben. Aber jeder kann andere Sorgen und Gedanken einbringen. Thierry hat so viele Ideen und weckt mich mit diesen schon etwas auf. Und mit seinem Spitalberuf bringt er eine andere Welt mit, was für mich befruchtend ist und dafür sorgt, dass ich nicht nur auf dem «TV-Planeten» lebe. Durch ihn, seine Operationen in der Schweiz und mit seiner Stiftung in der Entwicklungshilfe weiss ich, wie viele ernstere Dinge es gibt auf der Welt.

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Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung

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Wie gut ertragen Sie Leid?
Ich konnte in Russland ein paarmal bei Operationen dabei sein, merkte aber, dass vor Ort meine Fähigkeit, Hilfe zu leisten, begrenzt ist. Früher bin ich aber schon wegen des kleinsten Tropfens Blut in Ohnmacht gefallen. Andere Männer schicken ihren Frauen vielleicht ein Foto von einer schönen Landschaft. Ich bekomme manchmal ein Foto aus dem OP mit dem Satz: «Schau diese schöne Naht.» Daran musste ich mich etwas gewöhnen (lacht). Aber für mich ist es nach wie vor ein Phänomen, dass Menschen operieren können. Absolut bewundernswert, wenn das jemand so gewissenhaft macht wie Thierry.

Wann stehen Ihre Sommerferien an?
Im August haben wir zwei Wochen Ferien, die wir immer in der Innerschweiz verbringen. Wir gehen in die Berge und geniessen den See.

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