Auf einen Blick
- Oesch's die Dritten: Erfolgreiche Volksmusikgruppe mit Familienbande und Leidenschaft
- Annemarie und Hansueli Oesch teilen Aufgaben in Band und Privatleben
- Neues Album «Händmade» erscheint am 24. Januar 2025
Das Bauernhaus der Familie Oesch von der Volksmusikgruppe Oesch's die Dritten liegt in Schwarzenegg BE, idyllisch mit Blick auf die Stockhornkette. Mit der weissen Schneedecke sieht die Landschaft märchenhaft aus. «Wir haben unser Glück und Paradies hier zuhause», sagt Annemarie Oesch (61). Vor 40 Jahren ist die ausgebildete Pflegefachfrau in das Elternhaus ihres Mannes und damaligen Landwirts Hansueli Oesch (66) gezogen.
Seither ist mehr als viel passiert. Gemeinsam hat das Paar die Kinder Melanie (36), Mike (35) und Kevin (34) grossgezogen und bis 2007 «buured». Und als Eltern bilden sie das Fundament von Oesch’s die Dritten, die sie 1997 gemeinsam mit ihren Kindern gegründet haben. Akkordeonist Urs Meier (44) komplettiert das Sextett. 2007 gelingt der Durchbruch: Die Volksmusikgruppe gewinnt den Stadlstern des Silvesterstadls 2007 und gehört seither zu den erfolgreichsten Acts der nationalen und internationalen Volksmusikszene.
GlücksPost: Annemarie und Hansueli Oesch, hatten Sie schon den Gedanken an eine Familien-Band im Hinterkopf, als Sie sich kennengelernt haben?
Beide: Ui nei!!!
Annemarie: Zu dieser Zeit machte Üelu viel Musik neben dem Bauern. Und ich schaute, dass es daheim läuft.
Hansueli: Ich habe bis zu 130 Mal im Jahr gespielt, und das nur nebenbei als Hobby. Die Gesundheit legte man auf die Seite, machte die Büez auch mit zwei Stunden Schlaf. Meine tiefen Runzeln kommen wohl auch daher! (Lacht.)
Annemarie: Als Familie haben wir einfach viel «gmusiged». Üelu hat gerne mit den Kindern ganze Sketches einstudiert, und das an unzähligen Sonntagen.
Und Sie hatten Ihre Ruhe?
Annemarie: Nein, ich war der Filmoperateur und nahm alles auf Video auf. Wenn ich meine Ruhe wollte, ging ich auf die Ski, das ist oder war weniger seins. Ich habe auch unsere Kinder an alle Skirennen begleitet. Er ruhte sich dann nach einer Freinacht beim Musikmachen und nach dem Stall aus.
Hansueli: Das war ein Glück. Ich brauchte den Sonntag.
Im Teenageralter lernen sich die beiden in Münsingen BE kennen, wo Annemarie Oesch aufwuchs und Hansueli Oesch unweit davon einen Auftritt hatte. «Ich ging mit meinen Eltern viel z’Tanz und kannte daher schon die Musik seines Vaters», sagt sie. «Und dann, wie’s so geit...» Wer damals den ersten Schritt wagte, wissen beide nicht mehr. «Aber als Musiker hatte ich es in der Hand», sagte Hansueli Oesch. «Wenn Annemarie einen sehr guten Tänzer erwischte, spielte ich einfach schnellere Musik.» Sie lacht. «Das habe ich natürlich bemerkt.» Noch heute gibt’s ein Tänzchen, wenn sich die Situation ergibt. «Hansueli ist ein sehr guter Tänzer.»
Sie wohnen, musizieren und arbeiten zusammen. Was für Regeln existieren bei Ihnen?
Annemarie: Es gibt nicht wirklich Regeln, wir funktionieren einfach.
Hansueli: Und du nimmst dir, wenn nötig, deine Freiheiten raus.
Annemarie: Ja, das war schon immer so, sonst wäre ich gar nicht hier in Schwarzenegg.
Was für Freiheiten?
Annemarie: In dem Sinne, dass ich mir gewisse Sachen einfach rausnehme, niemanden frage. Ich mache das, was gerade in mir drin ist. Manchmal war das auch schon der grösste Chabis.
Zum Beispiel?
Annemarie: Kein Chabis, aber ein langersehnter Herzenswunsch von mir war stets ein eigenes Ross. Ich bin früher immer geritten. Nachdem wir in Kanada in den Ferien gewesen waren, begann ich wieder Western zu reiten und habe 2016 spontan ein Westernpferd gekauft. Meiner Familie habe ich es erst nach einem Monat erzählt. 2021 habe ich mir eingestanden, dass mir zu wenig Zeit für «Boom-Boom» bleibt.
Hansueli: Ich bevorzuge einen Traktor. Wenn der Schlüssel dreht, fährt er oder steht still. Beim Tier ist es etwas anders.
Auf dem kommenden Album «Händmade» hat Annemarie Oesch ihr Freiheitsbedürfnis zum Thema gemacht und ihr erstes Lied überhaupt geschrieben. «Und vielleicht auch das letzte. Die Idee ist einfach so zu mir gekommen.» Gemeinsam mit Melanie hat sie dann Musik und Text zu «Freiheit» umgesetzt. Auch Hansueli Oesch hat mit der Tochter, die mit Partner Armin und den Söhnen Robin (4) und Eric (3) in der Dachwohnung lebt, erneut Lieder geschrieben – so das aktuelle Stück «Glück».
Was ist für Sie Glück?
Hansueli: Die ganze Situation, die wir haben, ist ein Glück. Ich sagte stets, dass es dazu keinen Text gibt. Wir haben das Hobby zum Beruf gemacht und sind als Familie und als Gruppe so viel unterwegs. Wir fahren über 50'000 Kilometer pro Jahr. Deshalb tätschle ich den Bus immer, wenn ich ihn daheim in die Garage fahre, und sage: «Dürezoge, guet!»
Annemarie: Auch dass wir als Oesch’s die Dritten noch immer so ausgebucht sind und Anfragen absagen müssen, ist ein Glück. 2025 ist bereits voll, 2026 schon nah dran. Was will man mehr?
Was ist das für ein Gefühl?
Annemarie: Freude, aber auch Respekt. Es muss stets alles rundlaufen, alle müssen gesund bleiben, familiär muss es auch gut gehen. Das ist nicht selbstverständlich. Da ist es ein Glück, dass wir die Arbeit aufteilen.
Hansueli: Wir machen viel gemeinsam. Aber jeder hat noch seine Sache zu erledigen, in die niemand reinreden kann.
Funktionieren Sie bei Oesch’s die Dritten als Paar oder als Bandmitglieder?
Annemarie: Schon mehr als Gruppenmitglieder. Oesch’s die Dritten ist eine Gruppe, auch wenn wir eine Familie sind.
Annemarie Oesch ist bei Oesch's die Dritten für die Buchhaltung und für das Merchandising verantwortlich, Hansueli Oesch für den Fahrzeugpark und das Technikmaterial, ja, die ganze Logistik. Diese Rollenverteilung haben sie auch als Paar inne und das schon seit sie den Bauernhof bewirtschafteten. Heute beherbergt der Stall längst keine Tiere mehr, dafür alle Arten von Freizeitgeräten – ob für Sport oder den Garten.
Wie ticken Sie als Paar?
Hansueli: Also wenn man so lange beieinander ist, ist es wie gegeben, dass man einige Gemeinsamkeiten hat.
Annemarie:… oder auch erarbeitet hat. (Lacht.)
Hansueli: Ein banales Beispiel: Wir schauen die gleichen TV-Sendungen, von «Schweiz aktuell» bis «Tagesschau», danach separieren wir uns. Ich gehe proben oder in den Keller und sie schaut etwas, was mich nicht interessiert.
Keinen Streit um die Fernbedienung?
Hansueli: Nein. Sie schaut auch mal einen Film, in dem viel geschossen wird, weil ich gerne Actionfilme mag. Dann lismet sie ein bisschen mehr. (Beide lachen.)
Gerade trägt Annemarie Oesch eine ihrer Eigenkreationen und ist am Geburtstagspullover für Tochter Melanie dran. Wie das nächste Album «Händmade» verrät, ist nicht nur die Musik von Oesch’s die Dritten handgemacht, sondern die Familie legt auch privat und rund ums Haus gerne und oft Hand an. Während der Coronazeit hat Hansueli Oesch mit den Söhnen und dem Schwiegersohn die mittlere Wohnung in Eigenregie umgebaut und zu einem schmucken Sitz ihrer GmbH gemacht.
Was schätzen Sie an Hansueli?
Annemarie: Seine Zuverlässigkeit und dass er für alles eine Lösung hat. Er packt an, wenn etwas anfällt.
Hansueli: Ich «grümschele» auch gerne. Annemarie kocht nicht gerne, aber sehr gut. Manchmal zu meinem Leid, weil ich dann zu viel esse.
Annemarie: Du bist eine treue Seele und hast viel Geduld. Es braucht viel, bis du an die Decke gehst. Ich bin schneller mal explosiv, aber auch weniger nachtragend. Und wir haben eine gute Streitkultur. Wir haben immer Diskussionen, aber manche führen wir gar nicht erst.
Hansueli: Wir haben uns nicht auseinandergelebt, aber bei der Meinungsbildung habe ich den konservativeren Blick als sie. Ich bin zum Beispiel ein Gegner von Künstlicher Intelligenz, aber ich weiss auch selbst nicht, wie sie nützen.
Annemarie: Ich hingegen habe immer das neueste Handy und bin jemand, der gerne etwas Neues ausprobiert, am besten noch bevor ich darüber diskutiere – auch KI-Programme wie ChatGPT. Aber mein Lied «Freiheit» habe ich ohne geschrieben.
Wie viel Energie und Tatendrang seine Frau besitzt, wird beim offerierten Fleisch- und Käseplättli klar. Als über Sport gesprochen wird, folgt Annemarie Oeschs Kopfstand mitten in der Stube. Diesen beherrscht sie seit Kindheit. Sie hält sich mit Pilates und Yoga fit.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Und jetzt, da der erste Schnee gefallen ist, steht sie bereits auf den Ski. Früher gab sie im Eriztal Ski-Unterricht. Auch Hansueli Oesch war in Vereinen oder der Schulkommission engagiert. Doch je voller der Terminkalender durch den Erfolg der Volksmusikgruppe wurde, desto weniger Zeit blieb für die Nachbarn und Einheimischen. «Es gab nie etwas Ungrades. Mit den Grosskindern, also dank der neuen Generation und dank Melanie, nehmen wir nun wieder mehr am Dorfleben teil», sagt Hansueli Oesch.
Wie ist es, wenn einer mehr Tatendrang hat als der andere?
Annemarie: In die Natur und die Berge gehen habe ich sicher mehr verinnerlicht.
Hansueli: Für manche sind die Berge erst schön, wenn sie nach oben kraxeln. Für mich sind sie es von unten. (Lacht.) Annemarie würde wohl noch öfter weggehen. Mir ist eher wohl daheim.
Annemarie: Aber mittlerweile fährt Üelu auch gerne E-Bike mit mir.
Wer fährt im Windschatten?
Annemarie: Kommt darauf an, wo wir unterwegs sind, aber meist fahren wir nebeneinander. Üelu ist begeisterungsfähig, aber organisiert nicht gerne. Deshalb braucht es oft einfach einen Anstoss.
Hansueli: Mittlerweile gehen wir auch «ga loofe». Als Bauer tat ich dies doch nie! Manchmal sind auch die Enkel dabei. Sie hängen sehr an uns, an Nonna und Dättu. Und mittlerweile kommen sie auch mehr zu mir in den Holzschopf und werkeln.
Annemarie: Das Privileg eines Mehrgenerationenhauses hatten auch unsere Kinder. Wir haben alles hier, wohnen an einem so schönen Ort. Wir müssen die kleinen Dinge sehen und schätzen, die wir um uns haben. Auch dass es uns als Familie so geht, dass wir als Paar überhaupt noch zusammen sind, das ist überhaupt nicht selbstverständlich.
Hatten Sie nie Krisen? Zum Beispiel als die Kinder auszogen?
Annemarie: Als die Giele, Mike und Kevin, auszogen und wir die Wohnung für uns hatten, sagten wir: Das ist jetzt schön.
Hansueli: Wir dürfen das sagen, weil wir sonst schon oft zusammen sind.
Annemarie: Aber mit der Band hatten wir schon viele Krisen. In einer normalen Familie geht man bei einem Problem zu den Eltern. Aber in der Band sind wir auch ins Problem involviert. Da brauchen wir manchmal auch jemand Aussenstehendes. Aber dadurch, dass wir auch Familie sind, besteht Zusammenhalt, Respekt und Liebe. Das alles hält Krisen stand.
Am 24. Januar 2025 erscheint das neue Album von Oesch’s die Dritten. «Händmade» ist eine Hommage an handgemachte und lebendige Volksmusik.