Rund ein halbes Jahr lang ist die wohl erfolgreichste Satirikerin der Schweiz, Patti Basler (44), nicht mehr vor Publikum aufgetreten. Seit September ist das anders, die Agenda der umtriebigen Komikerin ist wieder voll, die coronabedingte Auftrittspause beendet: «Es ist wirklich schön, wieder vor Publikum spielen zu können», freu sich die Aargauerin, die mit ihrem Bühnenpartner Philippe Kuhn (44) die Tournee mit dem aktuellen Programm «Nachsitzen» vor einigen Tagen wieder aufnehmen konnte.
Ihr Bühnencomeback vergleicht Basler, die diesen Sonntag an den Swiss Comedy Awards auftritt, mit einer Liebesbeziehung, die beendet wurde und wieder aufgenommen wird. «Man muss sich langsam wieder aneinander gewöhnen und herantasten.» Ihren allerersten Auftritt seit dem Lockdown hatte die Künstlerin vor kurzem in Appenzell. «Dort gibt es kein Corona, keine Fallzahlen, im Notfall wird einfach mit dem lokalen Kräuterschnaps desinfiziert – von innen. Die Stimmung war dementsprechend hervorragend und wohlwollend», erklärt Basler lachend.
Nach dem Auftritt war keiner mehr da
Ein paar Tage später und drei Dörfer weiter im Kanton St. Gallen sei alles anders gewesen: «Die Leute sassen aufgrund des lokalen Schutzkonzepts weiter auseinander, die Bühne war weiter weg vom Publikum, dadurch hatten wir mehr Mühe, die Zuschauer zu spüren. Das ist für einen Kleinkünstler sehr problematisch, da er stark von der Reaktion des Publikums getragen wird.»
Auch die Stimmung nach dem Auftritt sei eine ganz andere gewesen. «Philipp und ich wollten an der Bar noch was trinken, uns mit den Leuten unterhalten, aber es war niemand mehr da. Die Zuschauer haben die Lokalität sofort nach dem Schlussapplaus verlassen. Da kam uns unser Auftritt vor wie ein One-Night-Stand ohne Zmorge», witzelt sie. «Das hat uns als Künstler, die sich gerne mit ihrem Publikum austauschen, deprimiert, aber mit dieser neuen Realität müssen wir lernen umzugehen.»
Trotzdem überwiege das Positive bei der Bühnenerfahrung auch in Zeiten der Pandemie, erklärt die studierte Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin: «Beim Auftritt im Casinotheater in Winterthur hatten wir ein ganz besonderes Erlebnis. Wir spielten vor einem Meer von Masken, und trotzdem kam die Stimmung rüber. Obwohl wir das Lachen nicht sehen konnten, konnten wir es hören – das war wunderschön und ein bisschen so wie früher», erklärt Basler. Und resümiert: «Corona hat mich Demut gelehrt, wieder vor einem kleinen Publikum von 40 Leuten zu spielen und nicht immer vor 300 bis 400 Leuten.»
«Lachen kann man auch gut mit Maske»
Auch die vielen Rückmeldungen von Fans hätten sie berührt, erklärt Basler: «Viele melden mir auch via Social Media, wie sehr sie es vermisst hätten, unter die Leute zu gehen und Kultur zu geniessen.» Und gerade hier habe die Kleinkunst ihren Vorteil: «Bei uns ist das Kollektiverlebnis mit Sicherheitsabstand möglich. Zu uns kommen die Menschen nicht, wie in den Clubs und Bars, um anderen möglichst nahe zu sein, sondern um gemeinsam lachen zu können, und das kann man auch gut mit Maske.»
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