Roger Schawinski kämpft gegen UKW-Abschaltung
«Unsinnige Lösung eines nicht existierenden Problems»

Roger Schawinski kämpft gegen die UKW-Abschaltung und die Umstellung auf DAB+. Der Radiopionier spricht von einer «gigantischen Fehlinvestition». Damit ist er allerdings Einzelkämpfer. Die grosse Mehrheit in der Branche steht hinter der Umstellung – auch Radio Energy.
Publiziert: 29.04.2021 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 16:06 Uhr
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Medienunternehmer Roger Schawinski, aufgenommen im Sommer 2020 in Zürich.
Foto: STEFAN BOHRER
Jean-Claude Galli und Andreas Engel

Radiopionier Roger Schawinski (75) hat eine neue Mission: den Kampf gegen die UKW-Abschaltung und die Umstellung auf DAB+. Vor kurzem hat das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) die UKW-Sendekonzession der Privaten auf Anfang 2023 widerrufen. In gut einem Jahr wird die SRG alle UKW-Sender abschalten, ein halbes Jahr später die Privaten. Der Besitzer des Zürcher Senders Radio 1 hat bereits angekündigt, beim Bundesverwaltungsgericht Beschwerde einzureichen.

Gegenüber Blick sagt Schawinski: «Das staatlich verordnete Abwürgen von UKW ist die komplett unsinnige Lösung für ein nicht existierendes Problem.» Nun sucht er Support bei Politikern, um die UKW-Abschaltung zu bekämpfen und «die ganze Sache im Parlament noch zu kippen». Erste Gespräche mit Vertretern aller grossen Parteien hätten bereits stattgefunden. «Zum Teil kommen die Exponenten sogar selber auf mich zu.»

Schawinski sorgt sich um die Konsumenten

Schawinski bezeichnet DAB als Fehlinvestition und als Technologie, die sich international nicht durchgesetzt habe. «Das Bakom und die SRG hatten vor Jahrzehnten das Gefühl, digital und cool werden zu müssen, als sie auf DAB setzten. Was sie damals noch nicht wussten, war, dass das Internet einmal so wichtig werden würde. Sie liefen in eine Falle, aus der sie nun nicht mehr herauskommen.» Bald würden alle Anwendungen über eine einzige Plattform (IP und 5G) laufen, ausser den DAB+-Radios.

Als Resultat sieht er nach der «Entsorgung von Millionen von verstummten UKW-Radios in zehn Jahren bereits einen zweiten riesigen Haufen Elektroschrott aus nutzlos gewordenen DAB-Empfängern. Das ist auch ökologisch gesehen ein Unfug». Die UKW-Abschaltung diene bloss dazu, einen millionenteuren Fehlentscheid nachträglich zu rechtfertigen. Am Schluss sei der Konsument derjenige, der die Zeche bezahlen müsse. Besonders hart treffe es die Autofahrer (siehe Box).

«Energy steht voll hinter der Umstellung»

In der Radiobranche ist Schawinski allerdings allein auf weiter Flur. Ende 2020 haben der Verband Schweizer Privatradios (VSP), die Union romande des radios régionales (RRR), die Union nicht gewinnorientierter Lokalradios (Unikom) und die SRG dem Vorgehen zugestimmt.

Roger Spillmann (42), Mitglied der Energy-Gruppenleitung, sagt: «Energy steht voll hinter der Umstellung von UKW auf DAB+. Die Risiken und Herausforderungen bei der Einstellung der UKW-Verbreitung sind uns bewusst. Speziell in Bezug auf die Autofahrer und Pendler, aber auch auf alle Haushalte oder Büros, die noch ein altes UKW-Radio in Betrieb haben.» Die Verbreitungskosten via UKW, DAB+ und Online seien für die Radios aktuell schlicht zu hoch. «DAB+ ermöglicht eine grössere Auswahl an Sendern, welche auch überregional und schweizweit empfangbar sind. Und mit der DAB+-Technologie haben die privaten Radiostationen erstmals die Möglichkeit, eine ähnliche Verbreitung und gleiche Sendegebiete wie die SRG-Radios zu erreichen», so Spillmann.

Grundsätzlich setzt sich der Trend zum Digitalradio weiter fort: Drei Viertel der Nutzung erfolgen bereits digital. DAB+ ist der am meisten genutzte Radio-Empfangsweg in allen Landesteilen. Nur noch jede achte Person gibt an, ausschliesslich UKW-Radio einzuschalten.

Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie noch viele UKW-Radios zu Hause? Wären Sie von Zwangsumschaltung auf DAB stark betroffen? Melden Sie sich bei BLICK. Betreff: UKW. redaktion@blick.ch oder über das Leserreporter-Tool.

DAB+: Autofahrer müssen umrüsten

Bisher haben rund 42 Prozent aller Schweizer Autofahrer DAB+ eingebaut. Auf dem Markt sind verschiedene Empfänger. Es handelt sich in der Regel um Zusatzgeräte, die sich mit FM-Radios verbinden lassen. So muss kein komplett neues Radio gekauft werden – das vorhandene Gerät lässt sich simpel mit einem DAB+-Empfänger nachrüsten. Allerdings führt man ein weiteres Gerät mit Kabeln für Spannungsversorgung, Radioverbindung und Antenne mit. Wenn zum Beispiel schon ein portables Navi installiert ist, könnte dies unpraktisch werden. Grösster Vorteil der Nachrüstlösung ist der Preis: Gute DAB+-Empfänger sind schon ab unter 150 Franken erhältlich. Nachrüster bieten aber auch DAB+-Radios ab 200 Franken an. Inklusive Einbau resultieren dabei aber schnell über 500 Franken. Ob dies qualitativ funktioniert, bleibt abzuwarten. Roger Schawinski ist skeptisch gegenüber «Bastellösungen» und erwartet generell einen «Sturm der Entrüstung». Wer es von Anfang an professionell haben will, muss mehr investieren: Bei den grossen Herstellern kosten fachmännische Umrüstungen ab rund 400 bis über 1000 Franken.

Timothy Pfannkuchen

Bisher haben rund 42 Prozent aller Schweizer Autofahrer DAB+ eingebaut. Auf dem Markt sind verschiedene Empfänger. Es handelt sich in der Regel um Zusatzgeräte, die sich mit FM-Radios verbinden lassen. So muss kein komplett neues Radio gekauft werden – das vorhandene Gerät lässt sich simpel mit einem DAB+-Empfänger nachrüsten. Allerdings führt man ein weiteres Gerät mit Kabeln für Spannungsversorgung, Radioverbindung und Antenne mit. Wenn zum Beispiel schon ein portables Navi installiert ist, könnte dies unpraktisch werden. Grösster Vorteil der Nachrüstlösung ist der Preis: Gute DAB+-Empfänger sind schon ab unter 150 Franken erhältlich. Nachrüster bieten aber auch DAB+-Radios ab 200 Franken an. Inklusive Einbau resultieren dabei aber schnell über 500 Franken. Ob dies qualitativ funktioniert, bleibt abzuwarten. Roger Schawinski ist skeptisch gegenüber «Bastellösungen» und erwartet generell einen «Sturm der Entrüstung». Wer es von Anfang an professionell haben will, muss mehr investieren: Bei den grossen Herstellern kosten fachmännische Umrüstungen ab rund 400 bis über 1000 Franken.

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