Nach dem «Reality Shore»-Dreh kam es zur Schock-Diagnose: Beim Walliser Model Venance Pfammatter (28) wurde eine Vorstufe von Brustkrebs diagnostiziert. Auch wenn sie momentan schwer mit der Entscheidung beschäftigt ist, wie es mit der Behandlung weitergehen soll, versucht sie sich beim Interview-Termin nichts davon anmerken zu lassen. Bis auf einen Moment hat die «Switzerlands's Next Topmodel»-Zweite stets ein Lächeln im Gesicht – selbst wenn sie über traurige Dinge spricht.
Wie kam es zur Diagnose?
Venance Pfammatter: Ich habe meiner Frauenärztin bei der Kontrolle gesagt, dass ich Schmerzen in der Brust habe, aber sie meinte damals, dass das ganz normal sei. Als ich wegen eines verstauchten Beins in der Notfallstation des Spitals landete, bat ich die Ärzte um eine Zweitmeinung. Sie entnahmen dann eine Gewebeprobe. Und nach zehn Tagen hiess es: Frau Pfammatter, Sie haben eine Vorstufe von Brustkrebs. Ich habe das im ersten Moment nicht verstanden – mir ging es ja gut.
Wie ging es danach weiter?
Seither bin ich sehr oft im Spital. Im September hatte ich eine OP, in der mir die ganze Brust sowie die Brustwarzen amputiert und Implantate eingesetzt wurden. Es sah alles gut aus und die Wunden sind verheilt. Doch bei einer Kontrolle wurden Ableger gefunden. Das zu verdauen ist echt nicht easy. Jetzt stellt sich die Frage: Will ich eine Antihormontherapie machen oder nicht? Diese würde zwischen sieben bis zehn Jahre dauern und könnte die Folge haben, dass ich nicht mehr schwanger werde. Für mich ist das eine riesige Entscheidung: Ich hätte schon gerne noch ein zweites Baby gehabt.
Oft wird Brustkrebs lange nicht entdeckt, weil die Patientinnen keine Schmerzen haben. Diese Beschwerden deuten jedoch darauf hin, dass man einen Arzt konsultieren sollte:
- Knoten oder Verhärtung in der Brust
- Veränderung der Haut der Brust – das kann eine Entzündung, eine Rötung oder Cellulite sein
- Dellen oder Wölbungen in der Haut der Brust
- Entzündete Brustwarze
- Brust wächst plötzlich
- Flüssigkeit läuft aus der Brust
- Geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle sowie unter- und oberhalb des Schlüsselbeins
- Ungewollter Gewichtsverlust
Oft wird Brustkrebs lange nicht entdeckt, weil die Patientinnen keine Schmerzen haben. Diese Beschwerden deuten jedoch darauf hin, dass man einen Arzt konsultieren sollte:
- Knoten oder Verhärtung in der Brust
- Veränderung der Haut der Brust – das kann eine Entzündung, eine Rötung oder Cellulite sein
- Dellen oder Wölbungen in der Haut der Brust
- Entzündete Brustwarze
- Brust wächst plötzlich
- Flüssigkeit läuft aus der Brust
- Geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle sowie unter- und oberhalb des Schlüsselbeins
- Ungewollter Gewichtsverlust
Wer gibt Ihnen nun Rückhalt?
Mein Sohn und meine Familie geben mir viel Halt. Die Person, die ich dachte, sie würde an meiner Seite stehen, macht es nicht. Ich kann es ihm nicht mal böse nehmen, weil es auch für mich schwierig ist, mit dem Ganzen umzugehen. Ich bin aber eine Person, die Mühe hat, über die eigenen Probleme und Gefühle zu sprechen.
Mit niemandem über die eigenen Probleme zu sprechen, kann einem in so einer Situation aber auch ziemlich zusetzen.
In den letzten Wochen hatte ich mit Depressionen zu kämpfen. Deshalb habe ich mich entschieden, bei einer Psychologin Hilfe zu holen. Bereits nach den ersten Terminen habe ich gemerkt: Ich hätte das direkt machen sollen, als ich die Diagnose bekommen habe. Es hat sich so viel aufgestaut. Für mich war es immer schwer, mit meinen Freunden darüber zu sprechen, weil ich gesehen habe, wie sehr sie mit mir mitleiden.
Wie geht es Ihnen denn im Moment?
Ich bin hin- und hergerissen. Ich entdecke gerade meinen Körper nochmals neu. Ich lebe vom Tanzen und Model, dadurch ist der Körper eine wichtige Ressource. Die Krankheit hat ihn aber beschädigt und ich muss ihn erst wieder aufbauen. Das braucht Zeit. Deshalb fühlt sich im Moment gerade alles scheisse an. Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch und diese Einstellung hilft mir, dass ich überhaupt noch da bin.
Sie haben sich zu einer sogenannten Mastektomie, also dem Entfernen der ganzen Brust, entschieden. Warum?
Ich musste diesen radikalen Schritt machen. Die Ärzte haben mir das empfohlen, damit der Krebs sich nicht weiter ausdehnen kann. Dadurch konnte ich auch auf die Chemotherapie verzichten. Nach sechs Wochen war ich so nicht mehr eingeschränkt, ansonsten wäre das ganz anders gewesen.
Sie sind Mutter eines neunjährigen Sohnes. Wie geht er mit der Situation um?
Ich brauchte sehr lange, bis ich es ihm überhaupt erzählte. Erst als ich das Gefühl hatte, ich kann mich emotional nicht mehr verstellen, habe ich mit ihm darüber gesprochen. Seine Reaktion war mega herzig, aber auch herzzerreissend. Er fragte mich: «Aber du stirbst nicht, oder?» Er gab mir dann eine ganz, ganz feste Umarmung. Jetzt fragt er immer wieder, ob nun alles wieder gut sei. (Sie kämpft mit den Tränen und muss immer wieder kurze Pausen beim Sprechen machen, Anm. d. Red.)
Haben Sie sich Gedanken über den Tod gemacht?
Ich dachte mir schon: Scheisse, ich bin 28 Jahre alt und habe einen neunjährigen Sohn. Wenn der Krebs sich weiter ausbreitet, weiss ich nicht, wie lange ich noch auf dieser Welt sein kann. In dieser Phase hinterfragte ich mega viel. Ich habe aber auch gelernt, dass ich mein Leben mit positiven Erinnerungen füllen will. Aber ja, Gedanken an den Tod hatte ich häufig. Ich fragte mich, was dann mit meinem Sohn passiert und was ich im Leben überhaupt erreicht habe.
Was hat Ihnen dabei geholfen, sich in solchen Gedanken nicht zu verlieren?
Tanzen, Musik machen und Zeit mit meinem Sohn zu verbringen, bringt mich runter und tut mir gut. Ich habe dieses Jahr besonders viel Rückhalt in der Musik gefunden. Ich schreibe viele Texte und freue mich, am 11. Januar meine erste eigene Single zu veröffentlichen.
Aufgrund Ihrer Diagnose sind Sie auch von Solothurn zurück in ihre Heimat, das Wallis, gezogen.
Ich hatte das Gefühl, ich muss näher bei meinem Sohn sein. Ich habe gespürt, dass er sein Mami näher bei sich haben will, um zu wissen, dass es mir gut geht. Für mich war es auch immer sehr anstrengend, von Olten ins Wallis zu pendeln, um ihn zu sehen.