Früher war sie eher die Chaotin, jetzt liebt sie die Ordnung: Michèle Burkart (36) hat das Aufräumen entdeckt. «Wir leben mit drei Kindern auf drei Stockwerken. Da räumt man alles hin und her, aber irgendwie bleibt immer ein Puff», erzählt die Frau von Divertimento-Komiker Manu Burkart (42). «Irgendwann war das Fass voll. Im letzten Sommer haben wir eine Mulde bestellt und ausgemistet, das war der Auslöser.»
Seither bringt sie Ordnung ins Zuhause, Zimmer um Zimmer – und es macht Spass: «Wenn man mal damit angefangen hat, kann das fast süchtig machen.» Glückselig beim Ausmisten, Ordnen und Wäschefalten – dabei ist Michèle Burkart längst nicht allein. Die Japanerin Marie Kondo hat mit «Magic Cleaning» das Aufräumen mit Zen-Inspiration zum Erfolgsmodell gemacht und einen regelrechten Boom ausgelöst.
Das Credo von Kondo
«Sie hat unseren Beruf salonfähig gemacht», so Ordnungsberaterin Marianne Leber. Die ehemalige Stylistin begleitet ihre Kunden beim Aufräumen und Einrichten. «Oft wissen die Leute gar nicht, wo sie anfangen sollen, da hat sich so vieles angesammelt.» Leber packt praktisch mit an und schafft ein System, damit alles seinen Platz bekommt. Aber wie entscheidet man, was wegkommt oder bleibt? Da hält sich Leber wie viele ihres Fachs an das Credo von Kondo. Man stellt sich bei jedem Gegenstand die Frage: «Macht es mir Freude?»
Loslassen für die Psychohygiene
Die Zeit, sich die Frage bei jeder Socke und jedem Lego zu stellen, fehlt Michèle Burkart. Bei ihr müsse es etwas zackiger gehen. Aber System sei wichtig. Sie hat sich auf verschiedenen Kanälen schlaugemacht, insbesondere bei «Frau Ordnung» (siehe Tipps). Seither hat jeder Gegenstand seinen Platz, alles ist in durchsichtigen Boxen versorgt und angeschrieben. Und sie hat eine goldene Regel beibehalten: «Jeden Abend zehn Minuten aufräumen.» Dank der neuen Ordnung ist das für die Familie im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. «Manu und ich sind beide eher chaotisch, das überträgt sich auch auf die Kinder. Jetzt haben wir alle innerlich mehr Ruhe.»
Tipps zum Aufräumen mit Frau OrdnungBeim Loslassen von Dingen geht es auch um Psychohygiene – im Pandemie-Jahr ist das besonders wertvoll. Nach so langer Zeit in den eigenen vier Wänden klopft der Frühling umso heftiger ans Fenster. Wenn die Sonne auf die Staubschichten scheint, erwacht auch der letzte Putzmuffel aus dem Winterschlaf.
Anita Buri (42) putzt sich glücklich
«Ich bin happy, wenn es glänzt! Putzen und Aufräumen machen mir schon seit meiner Kindheit Spass und machen mich stolz. Empfinde ich es für nötig, düse ich zu Hause mit Staubsauger und Wischlappen herum, höre dabei gute Musik, telefoniere mit Freundinnen oder höre mir Podcasts an. Beim Putzen kann ich vom Alltag abschalten und mir Gedanken über Erlebtes und Gehörtes machen. Ich putze selbst. Das ist für mich ein wichtiges Ritual, auf das ich nicht verzichten will.»
Mona Vetsch (45) bleibt die unbelehrbare Chaotin
«Ich bewundere all jene, die beim Ordnen und Putzen ihren inneren Frieden finden. Ich gehöre zu den unbelehrbaren Chaoten und habe damit Frieden geschlossen. Kürzlich habe ich aber zwischendurch dann doch den Vorratskasten herausgeputzt. Ein kleiner Schritt für andere, ein grosser für mich. Lustig, was da so alles aufgetaucht ist: Bouillon aus den Zeiten des Réduit. Oder vier Packungen Blumensalz – alles nie gebraucht.»
Sven Epiney (49) befreit Aufräumen
«Schon im ersten Lockdown haben wir eine Mulde bestellt. Diesen Frühling machen wir das wieder. Alles, was noch brauchbar ist, verschenken wir. Defektes entsorgen wir. Es sammelt sich so vieles an. Und es ist total befreiend, das loszulassen. Es schafft Luft und neuen Raum. Ordentlichkeit ist uns wichtig. Aber ein kreatives Chaos darf bleiben. Und wir rennen auch nicht hinter jedem Hundehaar her. Hausarbeit hat was Entspannendes, beim Hemdenbügeln kann ich den Kopf leeren.»
«Magic Cleaning», Marie Kondo und ihr System «Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert».
«Die Kunst des achtsamen Putzens: Wie wir Haus und Seele reinigen», von Shoukei Matsumoto, buddhistischer Mönch, Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler.
«Putzen lieben», Linda Thomas hat mehr als 20 Jahre lang eine ökologische Reinigungsfirma in der Schweiz betrieben und hält weltweit Seminare. Ihr Buch ist soeben auch auf Chinesisch erschienen.
«Vom Fleck weg», Erica Matile ist ursprünglich Modemacherin und hat rund 1000 altbewährte Ratschläge für den Haushalt zusammengetragen.
«Magic Cleaning», Marie Kondo und ihr System «Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert».
«Die Kunst des achtsamen Putzens: Wie wir Haus und Seele reinigen», von Shoukei Matsumoto, buddhistischer Mönch, Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler.
«Putzen lieben», Linda Thomas hat mehr als 20 Jahre lang eine ökologische Reinigungsfirma in der Schweiz betrieben und hält weltweit Seminare. Ihr Buch ist soeben auch auf Chinesisch erschienen.
«Vom Fleck weg», Erica Matile ist ursprünglich Modemacherin und hat rund 1000 altbewährte Ratschläge für den Haushalt zusammengetragen.