Sie gilt als berühmteste kleine Rolle der Theaterwelt und als österreichisches Nationalheiligtum: die «Buhlschaft» im Stück «Jedermann» von Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), das seit 1920 (!) an den Salzburger Festspielen läuft. Gespielt wird sie ab dem 19. Juli von der Zürcherin Deleila Piasko (33). Diese begeistert die kulturaffinen Österreicher bereits seit ihrer Zeit beim Wiener Burgtheater, als die Tageszeitung «Kurier» von der «Schweizer Penélope Cruz» schrieb.
Piasko schwärmt von der historischen Kulisse am Domplatz und der grossen Tradition des Stoffes. An die Aufmerksamkeit als «Buhlschaft» musste sie sich zuerst etwas gewöhnen. «Der Rummel um die Rolle ist hier riesig, das kenne ich so nicht», sagt Piasko, die während der ganzen Festspielzeit in der Mozartstadt wohnt.
«Das muss ich unbedingt machen»
«Ich bin mit sehr viel Demut angereist und nun äusserst stolz, die Arbeit meiner berühmten Vorgängerinnen fortführen und gleichzeitig meine eigene Interpretation zeigen zu dürfen.» Sie ist die 38. «Buhlschaft». Vor ihr hatten Grössen wie Christiane Hörbiger (1938–2022), Senta Berger (83) oder Landsfrau Marthe Keller (79) die Rolle inne.
An den Moment, als die Agentin ihr eine Sprachnachricht mit dem Salzburg-Angebot schickte, kann sich Piasko noch genau erinnern. «Ich war gerade bei einem Dreh in einem Schwimmbad. Danach hatte ich einen sehr guten Tag. Ich wusste, das muss ich unbedingt machen. So eine Chance kommt nie wieder.»
Piasko wurde in Zürich geboren und besuchte nach der Matura die Schauspielschule Ernst Busch in Berlin. Nach Abschluss ihrer Ausbildung war sie Ensemblemitglied beim Berner Stadttheater, bevor sie über Dresden nach Wien wechselte. «Als Kind habe ich mich oft verkleidet und mit meinen beiden jüngeren Geschwistern kleine Geschichten aufgeführt. Ich habe gerne getanzt und gesungen.» Ihre Mutter erkannte als Tänzerin ihr kreatives Talent und brachte sie zum Kinder- und Jugendtheater Metzenthin.
Sämtliche Aufführungen ausverkauft
Ihr Kino-Debüt hatte Piasko 2006 als 15-Jährige im Spielfilm «Cannabis» mit Joel Basman (34). Zuletzt glänzte sie in der Netflix-Serie «Transatlantic» und der ARD-Reihe «Die Zweiflers». Bühne und Leinwand oder Bildschirm sind für sie gleichermassen «stimulierend und befruchtend». «Ich habe jetzt länger nicht mehr Theater gespielt und gemerkt, wie stark ich das regelmässige Proben vermisst habe.»
«Jedermann», das «Spiel vom Sterben des reichen Mannes» in einer Neuinszenierung des Kanadiers Robert Carsen (70), wird bis Ende August 15 Mal gezeigt. Sämtliche Aufführungen sind schon länger ausverkauft. Für Spitzenplätze blätterten Fans bis zu 470 Euro hin.
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