Auch 40 Jahre nach der Auflösung von Peter, Sue & Marc sind die Hits des Berner Trios noch beliebt und dank des Musicals «Io senza te» wieder voll im Fokus. SonntagsBlick hat mit Komponist und Sänger Peter Reber (73) über die Gründe des Erfolgs gesprochen.
Herr Reber, wie war Ihre Gefühlslage, als Sie am Mittwoch bei der Musical-Premiere bei den Thunerseespielen sassen und die Begeisterung des Publikums spürten?
Peter Reber: Sehr emotional. Mit den Liedern verbinden sich viele Erinnerungen, die 40 Jahre und mehr zurückliegen. Da ist die eine oder andere hochgekommen. Es war ein bisschen wie in einer Zeitmaschine: mal zurück in die 70er-Jahre und dann wieder in die Gegenwart, mitten im Publikum und im Jetzt.
Unter den Zuschauenden waren auch sehr viele junge Menschen, die das Trio nicht zu Aktivzeiten erlebt haben. Weshalb funktionieren Ihre Songs bis heute?
Da gibt es sicher mehrere Gründe. Die Verpackung, die ein Musical mit einer verbindenden, anrührenden Geschichte bietet, ist per se attraktiv. Und das Setting am Thunersee ist schlicht einmalig. Zudem sind die Lieder offenbar stark genug, dass sie auch ohne die Interpretation von Peter, Sue & Marc dem Publikum gefallen. Die Darstellenden, die gekonnte Musikbearbeitung durch Kai Titje und ein engagiertes Orchester sind ein Glücksfall.
Hatten Sie je Zweifel, dass sie auch als Musical so gut ankommen würden?
Als ich vor mehr als zehn Jahren begann, mich mit der Idee eines Musicals zu befassen, wusste ich genau, wie schwierig es sein würde, ein solches Projekt zu realisieren. Es gab Rückschläge, und zwischendurch hatte ich auch mal den Mut verloren. Mein lieber Freund Jean-Marie Fontana von meiner Plattenfirma ist mir zur Seite gestanden, und als dann Gérard Jenni von Good News dazukam, begann die Idee Fahrt aufzunehmen. Man darf nie davon ausgehen, dass ein Projekt ein Erfolg wird, aber man muss alles unternehmen, dass es ein Erfolg werden kann.
Der titelgebende Song «Io senza te» ist eines der stimmigsten je in der Schweiz komponierten Liebeslieder. Wie erinnern Sie sich an dessen Entstehung?
Ich habe den Titel 1980 zu Hause auf meinem alten Flügel in Herrenschwanden komponiert, und ich wusste sofort, dass es ein starker Song werden würde. Schon beim Komponieren hörte ich Marcs raue Bluesröhre im Vers und Susies schwebenden Sopran im Refrain. Das Intro musste eine Panflöte sein. Ein Liebeslied, ganz klar. Zu der Zeit hatte ich auch oft Kontakt zu Nella Martinetti, und wir sassen zusammen, um daraus ein schönes Canzone zu machen. Denn in keiner Sprache klingt Liebe emotionaler als auf Italienisch.
Sie und Ihre Frau Livia sind seit 45 Jahren ein Paar und 40 Jahre verheiratet. Welches ist Ihr Rezept für eine so konstante und glückliche Beziehung?
Ich würde mich hüten, irgendwelche Tipps zu geben. Das funktioniert wohl bei allen Paaren ein bisschen anders. Aber Respekt voreinander und ganz viel Liebe – die rational nicht erklärt werden kann – helfen bestimmt.
War und ist diese Beziehung auch der Schlüssel zu Ihren künstlerischen Erfolgen?
Sicher auch. Livia hat mich zu vielen Liedern inspiriert – «E Vogel ohni Flügel» zum Beispiel – und das Wissen, dass es da jemanden gibt, der immer zu einem stehen würde und alles teilt, macht es auch einfacher, die Durststrecken zu überstehen.
Welches sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Künstler mitbringen muss, damit er Erfolg hat?
Talent, Leidenschaft, Fleiss und Ausdauer. Und zwar alles zusammen. Aber: Erfolg ist relativ. Für den einen ist erfolgreich, wenn er bei der Jahresversammlung des Chüngelizüchtervereins auftreten darf, für den anderen muss es dann schon ein Sieg beim Eurovision Song Contest sein. Ersterer wird wesentlich glücklicher im Leben sein.
Aufgewachsen in Bern-Bümpliz, erhielt Peter Reber (73) ab acht Jahren Klavierunterricht im Konservatorium Bern und lernte Gitarre spielen. Nach der Matur gründete er 1968 mit Marc Dietrich und Sue Schell die Hitgruppe Peter, Sue & Marc, mit der er viermal am ESC teilnahm. Von 1970 bis 1976 studierte er Psychologie an der Uni Bern. Nach der Auflösung des Trios 1981 startete Reber eine nicht minder erfolgreiche Solokarriere und lebte mit seiner Familie zeitweise auf den Bahamas. Reber und seine Ehefrau Livia sind seit 45 Jahren ein Paar und seit 38 Jahren verheiratet, Sohn Simon kam 1985 zur Welt, Tochter Nina 1992.
Aufgewachsen in Bern-Bümpliz, erhielt Peter Reber (73) ab acht Jahren Klavierunterricht im Konservatorium Bern und lernte Gitarre spielen. Nach der Matur gründete er 1968 mit Marc Dietrich und Sue Schell die Hitgruppe Peter, Sue & Marc, mit der er viermal am ESC teilnahm. Von 1970 bis 1976 studierte er Psychologie an der Uni Bern. Nach der Auflösung des Trios 1981 startete Reber eine nicht minder erfolgreiche Solokarriere und lebte mit seiner Familie zeitweise auf den Bahamas. Reber und seine Ehefrau Livia sind seit 45 Jahren ein Paar und seit 38 Jahren verheiratet, Sohn Simon kam 1985 zur Welt, Tochter Nina 1992.
Wie wichtig ist Talent? Oder anders gefragt: Kann Kunst durch Fleiss und Üben überhaupt entstehen?
Nein, ohne Talent keine Kunst, denn Kunst muss inspiriert sein. Aber das grösste Talent nützt dir nichts, wenn du nicht dranbleibst und immer wieder versuchst, deine Ideen umzusetzen.
Ist Talent jeder Art ein Geschenk oder Zufall? Sind wir dafür jemandem zu Dank verpflichtet? Wem?
Ja, oft wird einem ein Talent als Geschenk in die Wiege gelegt, aber was man daraus macht, ist alles andere als Zufall. Wir haben jenen zu danken, die uns die Möglichkeit gegeben haben, allenfalls vorhandenes Talent zu entfalten, die uns gefördert und ermutigt haben – unseren Eltern zum Beispiel oder unseren Lehrerinnen und Lehrern. Ich danke beiden.
Wieso war es die richtige Entscheidung, Peter, Sue & Marc 1981 aufzulösen?
Die Beatles waren zehn Jahre zusammen. Wir haben sogar 13 geschafft. Das ist eine ziemlich lange Zeit. Da ist es nicht erstaunlich, dass der Wunsch aufkommt, auch mal Projekte als Einzelperson anzupacken. Ich hatte den Wunsch, diesen seltsamen Planeten auf einem Segelschiff zu bereisen. Und es ist immer besser, dann aufzuhören, wenn die Leute es bedauern, als wenn sie sagen: Gott sei Dank haben die aufgehört!
Sie scheinen absolut geerdet und wunschlos glücklich zu sein. Sicher haben aber auch Sie noch unerfüllte Träume ...
Absolut geerdet? Aber nein, ich würde eher sagen: mit beiden Füssen fest in der Luft! Ich bin dankbar, dass ich mir den Traum vom Reisen erfüllen konnte und denjenigen, ein Leben lang Musik zu machen. Meine Träume und Wünsche sind kleiner geworden. Sie gehören dem Wohlergehen meiner Familie und meinen Freunden: Gesundheit und noch ein paar Jahre dabei sein zu dürfen – ja, und ab und zu auch noch mal in die Tasten oder Saiten zu greifen.
Am 22. Juli jährt sich Polo Hofers Todestag zum fünften Mal. Er war wie Sie ein ganz Grosser der Mundartliedkunst. Was ist sein künstlerisches Vermächtnis?
Da gibt es ganz viele wunderbar freche Songs. Er hat viel dazu beigetragen, dass der Dialekt in Rock und Pop Eingang gefunden hat.
Für ihn gibt es in Bern weder Weg noch Platz, und bei Mani Matter dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis er einigermassen gewürdigt wurde. Macht die Stadt zu wenig für ihre berühmten Musiker?
Es ist nicht so wichtig, ob die Namen der Künstlerinnen und Künstler auf Strassenschildern und Plätzen verewigt werden. Den Platz, den wir wirklich gerne besetzen möchten, sind die Herzen unseres Publikums.
Über welche Anerkennung haben Sie sich bisher am meisten gefreut und weshalb?
Klar freut man sich über die Würdigungen, die man im Laufe der Zeit so erhält. Für mich ist es aber immer noch die schönste Anerkennung meines Schaffens, wenn mir jemand erzählt, dass ein Lied von mir an der Taufe der Kinder oder an der Hochzeit gespielt worden sei. Bei so wichtigen Momenten musikalisch dabei sein zu dürfen, das gibt meinem Leben einen Sinn.
Nach dem Musical müsste es jetzt dringend auch noch einen Spielfilm über Peter, Sue & Marc geben. Wie würde er heissen?
Ich bin ganz happy mit dem Musical, welches übrigens keine 1:1-Peter, Sue & Marc–Story ist. Das ist schon weit mehr, als ich mir vor vierzig Jahren je erträumt habe. Das muss ich erst noch richtig verdauen. Da brauch ich noch ein paar Jahre. Das mit dem Film kann also noch ein bisschen warten.