Paartherapeutin Caroline Fux zu Bianca Sissings Kinderwunsch
«Viele Menschen scheuen sich, die Zeit im Blick zu behalten»

In einem Interview spricht die ehemalige Miss Schweiz Bianca Sissing über ihren unerfüllten Kinderwunsch und rät Frauen, nicht zu lange mit der Nachwuchsplanung zu warten. Paartherapeutin Caroline Fux ordnet im Interview ein – und gibt wichtige Tipps.
Publiziert: 25.02.2023 um 00:52 Uhr
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Bianca Sissing sprach in einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» über ihren unerfüllten Kinderwunsch.
Foto: PD

Die Miss Schweiz von 2003, Bianca Sissing, spricht in einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» offen über ihren unerfüllten Kinderwunsch – und die Depressionen, unter denen sie in diesem Zusammenhang gelitten habe. Sie bereue, dass sie zu lange gewartet habe. Schuld daran sei auch ihr Ex-Mann Pirmin Lötscher (45), der stets von einem «unpassenden Moment» gesprochen habe. Nicht zuletzt wegen der Diskussion um Nachwuchs ging Sissings Ehe in die Brüche. Mit ihrem neuen Partner, Juan Carlos Russo (45), versuche sie zwar weiterhin, Kinder zu bekommen – bisher hat sie jedoch zwei Fehlgeburten erlitten. Für Sissing waren es traumatische Erlebnisse. Nicht zuletzt deshalb rät sie Frauen mit Kinderwunsch, nicht zu lange zu warten: «Macht den Mund auf! Denkt nicht, ihr habt noch genug Zeit. Ihr wisst nie, ob es klappt.»

Paartherapeutin Caroline Fux (41) spricht im Interview mit Blick über den stetigen gesellschaftlichen Druck auf Frauen, den Umgang mit Traumata und wie der Partner oder die Partnerin in Situationen, wie sie Sissing erlebt hat, helfen kann.

Blick: Bianca Sissing offenbart, dass sie unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch leidet. Ist das häufig der Fall?
Caroline Fux: Das ist schwierig zu beziffern. Klar ist: Wenn Menschen tatsächlich mit diesem Thema hadern, dann geht der Schmerz in der Regel sehr tief.

...und er hat, wie das Beispiel von Frau Sissing zeigt, eine tiefe Depression ausgelöst. Was raten Sie Frauen in ähnlichen Situationen?
Das kommt immer auf die Bedürfnisse, Vorstellungen und die Geschichte der betreffenden Person an. Letztlich muss sich die Person von einem Traum, vom grossem Glück verabschieden. Und das ist hart.

Hart war für Sissing vor allem auch, dass sie ihr Ex-Mann ständig vertröstete.
Viele Menschen scheuen sich, beim Thema Kinderwunsch konkret zu werden und auch die Zeit im Blick zu behalten. Das ist verständlich, weil es vielleicht das bestehende Glück und den Frieden bedroht. Man schaut vielleicht weg, weil es die Situation leichter macht, zahlt dann aber später. So etwas zu erleben, ist extrem bitter.

Nebst Diskussionen in der Partnerschaft habe ich den Eindruck, dass der gesellschaftliche Druck auf Frauen, unbedingt ein Kind zu bekommen, wieder zugenommen hat. Können Sie das bestätigen?
Der Druck war schon immer da und das Thema «biologische Uhr» ist auch nicht neu. Aber eben: Sich dem zu stellen, kann herausfordernd sein.

Nicht nur herausfordernd, sondern geradezu traumatisch beschreibt Sissing ihre zwei Fehlgeburten. Wie kann man diesen Schmerz am besten verarbeiten?
Die einen erleben das als Schmerz fürs Leben, andere als seelische Narbe, wieder andere akzeptieren es. Es ist nie falsch, Hilfe anzunehmen, wenn man mit etwas nicht klarkommt.

Bis zu welchem Grad können auch die Partnerin oder der Partner Trost spenden, wenn der Kinderwunsch unerfüllt bleibt?
Das wichtig ist, dass man präsent ist und sich gegenseitig zuhört. Nicht das Gefühl haben, dass man den Schmerz beseitigen und die Situation einfach so auflösen kann. So schafft man die Basis dafür, in dieser schwierigen Zeit verbunden zu bleiben.


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