«Liebeslieder zu schreiben, ist vergleichsweise einfach», sagt Remo Forrer (22) zu Blick. «Herzschmerz haben die meisten schon mal erlebt.» Sein neustes musikalisches Werk «The Letter» hingegen erzählt eine einzigartige Geschichte, die so traurig wie speziell ist. Das Lied handelt von Monika, einer 80-jährigen Frau, die nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist und entscheidet, mithilfe von Sterbebegleitung aus dem Leben zu gehen.
Remo Forrer und Monika hatten eine enge und herzliche Verbindung, die seit seinem Sieg bei «The Voice of Switzerland» im Jahr 2020 bestand. «Sie schrieb mir damals einen langen Brief, der mir sofort ans Herz ging», sagt der Musiker. Wegen ihrer Behinderung konnte Monika kaum aus dem Haus, und weil sie weder Mann noch Kinder hatte, war ihre einzige Freude im Leben die Musik. Besonders die von Remo Forrer und insbesondere seine Stimme hatten es ihr angetan, schrieb sie ihm und hinterliess ihre Telefonnummer. Remo Forrer rief sie an, die beiden sprachen über zwei Stunden lang und entwickelten fortan eine Telefonfreundschaft, die drei Jahre lang dauern sollte.
Monika wurde zu Freundin, Kritikerin und festem Wert
«Monika beeindruckte mich, weil sie so jung geblieben war, wegen ihres tollen Humors und ihrer positiven Einstellung zum Leben», sagt Remo Forrer. In ihren wöchentlichen Telefongesprächen erzählte sie ihm ihre Lieblingswitze, sie plauderten über Gott und die Welt, und weil Monika keinen Computer besass, informierte Remo Forrer sie immer über die nächsten Schritte und Auftritte seiner Karriere. «Manchmal spielte ich ihr auch neue Songs vor, die ich gerade erst aufgenommen hatte – daran hatte sie besonders viel Freude», sagt er.
Eines Tages eröffnete Monika Remo Forrer, dass es ihr wegen eines Infekts gesundheitlich immer schlechter gehe und sie so nicht mehr leben wolle. «Schon beim allerersten Gespräch sagte sie mir, dass sie bei einer Sterbehilfeorganisation angemeldet sei und diesen Dienst auch in Anspruch nehmen werde, sollte ihre Krankheit unerträglich werden», erinnert sich Remo Forrer. Wegen des regen Austauschs mit dem Musiker war ein Abschied aus dem Leben aber lange kein Thema mehr. Bis zu diesem einen Abend.
Was sagt man, wenn man sich zum letzten Mal hört?
Als sich Monikas Gesundheitszustand dramatisch verschlechterte, entschied sie, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Und als Remo Forrer sie zum letzten Mal anrief, war er nervös. «Worüber spricht man beim letzten Gespräch? Wie verabschiedet man sich? Doch diese Fragen spielten beim allerletzten Telefonat keine Rolle – wir unterhielten uns lustig und angeregt wie immer», sagt er. Als sie sich das Gespräch dem Ende zuneigte, wurden die beiden aber doch emotional. Am nächsten Tag um 11 Uhr war Monika tot – die Telefonleitung zu ihr für immer gekappt.
Der Verlust riss eine grosse Lücke in das Leben von Remo Forrer. «Ich habe sie sehr vermisst, denn wir haben über eine lange Zeit sehr viele miteinander geteilt», sagt er. Vieles von ihr begleitet ihn bis heute: «Freude, an den kleinen Dingen zu haben, dankbar zu sein und das Leben zu geniessen» – das und mehr hat ihn Monika gelehrt.
Und Remo Forrer ist überzeugt, dass «The Letter» Monika gefallen hätte. «Sie mochte Songs mit viel Gefühl, wo die Stimme im Fokus steht.» Vorspielen kann er ihr das Lied nicht mehr. «Ich bin überzeugt, dass sie mein Lied auch so hören kann – wo auch immer sie jetzt ist.»
Am Freitag, 31. Mai 2024, erscheint Remo Forrers Minialbum mit dem Titel «Favorite Kind Of Lonely», mit dem ESC-Hit «Watergun» und «The Letter», dem Song für Monika.
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