Grosse Aufregung um Stefan Büsser (40). In der Sendung «Late Night Switzerland» von vergangenem Sonntag vergleicht Büssi SP-Politikerin Vera Çelik (19), welche ein Kopftuch trägt, mit dem JSVP-Präsidenten Nils Fiechter (28). Dieser trat in der Vergangenheit mit einem selbst gebastelten Sprengstoffkostüm auf dem Bundesplatz für das Verhüllungsverbot auf. Çelik, Vorstandsmitglied der SP im Zürcher Kreis 11 und Juso-Angehörige, zeigte sich in sozialen Medien entrüstet. Der Witz sei ein Beweis für tief sitzenden antimuslimischen Rassismus. «Das zeigt, wie tief Diskriminierung in der Schweiz sitzt», so Çelik, die seither Hassbotschaften auf Social Media erhält. Büsser entschuldigte sich kurz darauf per Instagram bei ihr – allerdings nicht für den Witz. Dieser sei ja nicht gegen sie gerichtet gewesen, die Kritik habe JSVP-Präsident Nils Fiechter gegolten.
Doch das lässt Comedian Renato Kaiser (39) nicht gelten. «Der Witz macht sich nicht lustig über Nils Fiechter, sondern reproduziert nur seine menschenfeindliche Aussage», schreibt Kaiser in einer Instagram-Story. Ein antimuslimischer Witz, der mit dem billigsten Stereotyp spiele, bleibe auch dann ein solcher, wenn man es nicht so gemeint habe. «Vera Çelik kriegt nicht Hassbotschaften, weil sie sich gewehrt hat, sondern weil sie in der grössten Late-Night-Sendung des Landes im Fokus eines schlechten, antimuslimischen Jokes stand», so Kaiser, der Co-Headwriter der SRF-Satire-Show «Die Sendung des Monats» ist. Die Verantwortung für diese Eskalation der Person zu übergeben, die vom Witz betroffen ist, sei «nicht nur irre», sondern «vor allem irreführend», schreibt der Komiker und betont: «Eine Entschuldigung enthält kein Victim Blaming.» Weder Stefan Büsser noch Renato Kaiser wollten sich auf Anfrage von Blick in dieser Angelegenheit weiter äussern.
Büsser hält an Pointe fest
Die Pressestelle von SRF verteidigte den Beitrag von Stefan Büsser erst und erklärte, dass nicht Çelik, sondern das unkritische Interview mit SVP-Politiker Sandro Subotic Fokus der Comedy-Sendung gewesen sei. Die Kritik nehme man zur Kenntnis. Am Mittwochabend äusserte sich Stefan Büsser in einem Instagram-Video selbst zur Kritik und erklärte: «Liebe Vera, dass ich dich mit diesem Scherz verletzt habe, tut mir aufrichtig leid. Denn dies war gewiss nicht die Absicht», so der Komiker.
An der ursprünglichen Intention seiner Pointe hielt Büsser dennoch fest: «Anvisiert ist Nils Fiechter und seine rassistische Vorstellung, die er von muslimischen Menschen hat. Aus diesem Grund kann ich mich für diesen Scherz nicht entschuldigen, denn dann würde ich mich bei Nils Fiechter entschuldigen.» Büsser bemängelt zudem die öffentliche Debatte: «Weshalb spricht man nicht zuerst miteinander, bevor man seine Meinung ins Internet posaunt?» Er hätte es begrüsst, wenn Çelik ihn direkt kontaktiert hätte. Nun erhalte sie «sehr schlimme Nachrichten» auf ihrer Seite und er gehässige Nachrichten in seinen Direktnachrichten.
«Witz war nie lustig, er ist diskriminierend»
Vera Çelik selbst reagiert in einem Video auf Instagram ebenfalls auf die Entschuldigung von Stefan Büsser. Sie sei erst 19 und habe keine Redaktion und keine TV-Sendung im Rücken, aber sie habe etwas, das er verloren habe: «Und zwar Rückgrat», so Çelik. «Der Witz war nie lustig. Er ist diskriminierend. Und wenn du es zum 21. Mal erzählst, wird es nicht besser, es wird nur noch peinlicher.» Çelik zeigt sich enttäuscht darüber, dass Büsser sich nie bei ihr gemeldet hat. «Du hast mit anderen Menschen über mich geredet, aber nicht mit mir. Und du wirfst mir vor, dass ich mit meinem Video das Ganze öffentlich gemacht habe. Nein, Stefan, nein! Du hättest es nie öffentlich machen müssen, wenn du deinen Job richtig gemacht hättest.»
Stefan Büsser sei einer der wichtigsten Satiriker in der Schweiz, aber es gebe auch Grenzen. «Es ist wichtig, dass du das auch eingestehst», so die Politikerin. Ihr liege es besonders am Herzen, «dass du weisst, dass du den Hass in der Gesellschaft reproduziert hast und es nicht einfacher für uns gemacht hast», erklärt Vera Çelik abschliessend. «Und dass du subtil die Schuld auf mich schiebst, macht das auch nicht besser.»