Für Musiker und Nachtschwärmer ist die Uhrzeit gewöhnungsbedürftig: Um acht Uhr morgens eröffneten Mundart-Hitsänger Marc Trauffer (42) und seine Frau Brigitte (42) gestern in Hofstetten bei Brienz BE ihr Hotel samt Erlebniswelt und Restaurant. Deshalb gibt es nicht Weisswein und Häppchen, sondern Gipfeli und Kaffee. «Wir sind wahnsinnig nervös und unglaublich stolz», schwärmen sie.
Unweit des schweizweit bekannten Holzschnitzgeschäfts ist ein markanter Bretter-Komplex mit 31 Zimmern und 104 Betten entstanden. Vor 14 Monaten war Grundsteinlegung, am 1. April 2021. «Was aber seither hier entstanden ist, ist kein Scherz», sagt Marc Trauffer. Die Anlage beinhaltet zudem einen Dorfladen und die Poststelle. «Unser Betrieb erfüllt auch soziale Aufgaben und soll als Begegnungszentrum funktionieren.» Dann montieren Trauffers mit Gemeindepräsidentin Anita Abächerli (55) das Schild für den «Holzkuhplatz 1», wie der Eingangsbereich nun offiziell heisst.
«Wenn es chlepft, dann richtig»
Ab kommendem Wochenende steht das Hotel für Gäste offen, der Buchungsstand sei «schon sehr erfreulich». Doch die Gegend liegt eher am Rand der grossen Touristenströme durchs Berner Oberland. Fürchten Trauffers das Risiko nicht? «In der Nacht haben wir manchmal schon Schiss, den Tag durch eher Respekt. Uns ist bewusst, dass dies eine Riesenherausforderung wird», sagen sie. «Hier ein Hotel zu eröffnen, ist wirklich nicht alltäglich, und uns fehlen Vergleichswerte.» Trauffers haben weder Investoren noch einen Mäzen im Rücken, im Haus stecken eigene Mittel und Bankkredite. «Wenn es chlepft, chlepft es richtig», sagt Marc Trauffer, «aber falls es uns umhaut, stehen wir auf, richten die Krone und weiter geht es.»
Brigitte Trauffer übernimmt die Geschäftsführung, ihr Mann kümmert sich weiter um den Holzschnitzbetrieb und steht wie bis anhin als Musiker im Fokus – so diesen August mit Büetzer-Buebe-Kollege Göla (53) zweimal im Zürcher Letzigrund.
Als grösste Knacknuss erachten Trauffers die Gastronomie, mit der sie auch externe Gäste anlocken wollen. Das nach Marcs Grossvater Alfred benannte Lokal ist 365 Tage im Jahr offen, bietet Gerichte aus der Gegend und ganzjährig Raclette und Fondue an, dazu Burger und Dry-Aged-Fleisch. «Mit unserem Betrieb müssen wir eine eierlegende Wollmilchsau sein und können nicht nur auf den herkömmlichen Tourismus setzen», so Trauffer. Deshalb wird auf einer eigenen Etage zusätzlich der Eventbereich forciert. Bereits gingen bis nächstes Jahr 130 Event-Buchungen ein. «Es braucht Mut, manchmal sogar Übermut. Doch wir bereuen den Schritt keinen Augenblick.»
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