Das Schicksal der Rentnerin Monika Steiger (75) hat die ganze Schweiz bewegt. Die Dietikerin erzählte Moderatorin Mona Vetsch (47) im SRF-Format «Mona mittendrin» von ihrer Altersarmut. Steiger müsse von 1100 Franken monatlich leben, wegen Verschuldung sei ihre Pensionskasse gepfändet worden. Ihr sehnlichster Wunsch, so die Rentnerin, sei ein GA, um bei einem Glas Rotwein die Schweiz bereisen zu können.
Wie Tausende andere berührte die Geschichte auch den Zürcher Werber Parvez Sheik Fareed (42). Er rief ein Crowdfunding für Steigers GA-Traum ins Leben – innert einer Woche kamen statt der erforderlichen 3000 knapp 70'000 Franken zusammen. Laut «Watson» hat Steigers Geschichte aber einen Haken.
Das Portal zitiert Daniel Leuzinger, Dozent für Sozialversicherungen und Case Manager, der sich fragt, wieso Steiger keine Ergänzungsleistungen bezogen habe – auf diese hat man in der Schweiz Anspruch, «wenn Renten und Einkommen nicht reichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken». Die Frage sei während der Sendung nicht gestellt worden.
Steiger bezog Ergänzungsleistungen
Auf Nachfrage seitens «Watson» habe Steiger dann bestätigt, dass sie Ergänzungsleistungen beziehe. Darin seien auch die Heimkosten für ihren mittlerweile verstorbenen Ehemann inbegriffen gewesen. Die Schulden sind laut Online-Magazin durch Taxifahrten zur Pflegeeinrichtung, Verköstigung in der Cafeteria sowie Kleiderkauf für ihren Mann angefallen.
Das Portal schreibt weiter, Steiger habe im Anschluss erklärt, dass sie den Überblick über ihre Finanzen verloren und die Heimkosten nicht mehr habe bezahlen können. Auch die Stadt Dietikon bestätigte gegenüber «Watson», dass die Rentnerin Ergänzungsleistungen erhalten habe und noch immer beziehe – und bemängelt im selben Atemzug die ursprüngliche Recherche von SRF.
Der Sender erklärt auf Anfrage des Newsportals, wieso man die Frage nach den Zusatzeinnahmen nicht gestellt habe: «In Gesprächen mit Monika S. haben wir ihre Situation in Bezug auf Armut und Schulden abgeklärt. Gemäss ihren Aussagen erhält sie monatlich 1100 Franken für ihren Grundbedarf, weil sie Schulden tilgen muss. Wir standen diesbezüglich auch in Kontakt mit Pro Senectute, die Frau S. in finanziellen Belangen berät.»
«Ändert für mich nichts»
Gegenüber Blick wollte Steiger die Berichterstattung nicht kommentieren – Blick weiss aber, dass sie ihr schwer zu schaffen macht. Die Frage, die sich nun natürlich stellt: Verliert die Rentnerin im Lichte dieser neuen Erkenntnisse nun ihre Spendengelder?
Auch Spenden-Initiator Sheik Fareed bestätigte gegenüber Blick, dass er bei Lancierung des Crowdfundings nichts von den Ergänzungsleistungen gewusst habe, aber: «Allerdings hätte das für mich auch nichts geändert, denn wie ich von Anfang an mitgeteilt hatte, ist Helfen für mich nicht an Erwartungen geknüpft.» Dem Werber seien bisher auch keine Fälle bekannt, in denen Spenderinnen oder Spender ihren Betrag zurückverlangt hätten. Derzeit sei seitens des Crowdfunding-Portals «Gofundme» der Verifizierungsprozess im Gange, Geld habe Steiger demnach noch nicht erhalten.