Auf einen Blick
- Monika Kaelin feiert ihren 70. Geburtstag und 60-Jahr-Bühnenjubiläum
- Kaelin ist eine vielseitige Künstlerin: Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin und Produzentin
- Mit acht Jahren spielte sie im Casino-Theater Schwyz das Heidi
- Sie organisiert den jährlich stattfindenden Prix Walo
- Kaelin arbeitet heute Teilzeit in der Klinik Hirslanden Zürich
Warnung: Wer es gern langweilig und griesgrämig mag, macht besser einen Bogen um diese Frau. Denn Monika Kaelin ist das perfekte Mittel gegen schlechte Laune und ein echtes Ereignis. «Guten Morgen, meine Lieben», begrüsst sie die Fotografin und den Journalisten euphorisch. Ihre Augen blitzen, der elegante Look sitzt.
Sie ist Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin, Produzentin und Organisatorin des Prix Walo. Blick will Kaelin zu ihrem 70. Geburtstag am 13. Oktober an ihrem Lieblingsort treffen. «Gute Idee, lasst mich nachdenken.» Schlussendlich meint sie: «Ganz einfach auf der Bühne, am besten im Bernhard Theater.» Im April 1976 kommt sie dort zu ihrem Debüt im Musical «Z wie Züri». «Die nimmsch, die kann singen wie ein Vögeli», sagt Regisseur Karl Suter (1926–1977) zum Autor Hans Gmür (1927–2004).
Doch entdeckt wird Kaelin schon als Kind. So wird sie heuer nicht nur 70, sondern begeht im November auch ihr 60-Jahr-Bühnenjubiläum. 1964 spielt sie im Casino-Theater Schwyz das Heidi. «Eines Tages kam der Pfarrhelfer in die Schule und fragte: Wer kann gut singen? Wer hat Talent? Die Lehrerin zeigte sofort auf mich.» In der Inszenierung gibt es zwei echte Ziegen, nicht ganz stubenrein. «Als ich bei der ersten Szene hereinstürmte, rutschte ich auf einer ominösen Pfütze aus und landete schwungvoll auf dem Boden. Ich lernte schnell, wie man das Publikum zum Lachen bringt.»
Monika Kaelin
«Ich konnte die Träume meiner Mutter verwirklichen»
Kaelins Mutter ist das älteste von zwölf Bauernkindern und Hauswirtschaftslehrerin, der Vater Polizeikommandant. «In den Ferien haben wir beim Heuen auf dem Hof der Grosseltern geholfen, im Bikini, und haben Melkfett eingerieben, damit wir trotz fehlendem Strand braun wurden. Und das erste Sackgeld haben wir verdient, indem wir bei unseren Verwandten in den Gasthöfen halfen.» Später hat Kaelin auch selber gewirtet und von 1980 bis 1988 den «Ochsen» an der Zürcher Zwinglistrasse geführt.
Die Mutter wäre gerne Sängerin und Schauspielerin geworden, «nun konnte ich ihre Träume verwirklichen». Mit sieben beginnt Kaelin Geige zu spielen. Auf Wunsch ihrer Mutter macht sie zuerst das Hauswirtschafts-Diplom bei den Ursulinen in Orsonnens FR. «Einmal in der Woche durfte ich im Konsi Fribourg Geige spielen und habe dann im Instrumentenkoffer jeweils das ‹Bravo› ins Internat geschmuggelt – sehr zur Freude meiner Kolleginnen.»
Nach dem Kindergärtnerinnen-Seminar arbeitet Kaelin in Witikon ZH und Pfäffikon SZ, bevor 1976 das Theater ruft. «Damals lebte ich mit Mascotte-Barfrau Uschi an der Anwandstrasse im Kreis 4, das waren wilde Zeiten, Hallelujah!». Ein Jahr zuvor lernt sie den FCZ-Star Fritz Künzli kennen, «an Pfingsten gehts am ‹ringsten›», scherzt Kaelin.
Er wird die Liebe ihres Lebens, zusammen bilden sie ein schweizweit bekanntes Traumpaar und sind der Inbegriff von Freude und purer Lebenslust. «Er hat mich immer in allem bestärkt. Auch als ich voll auf die Karte Unterhaltung setzte.» Künzli stirbt 2019 nach langer Krankheit 73-jährig, ein ganz bitterer Moment für Kaelin. Doch die engen Bande bleiben über den Tod hinaus. «Ich spreche heute noch täglich mit Fritz, gerade, wenn ich müde bin und nicht mehr weiter weiss. ‹Fritz, was söll i›, frage ich ihn. Und ich bin überzeugt, dass er mich hört.»
Durch seine Krankheit sensibilisiert, lässt sie sich 2021 beim SRK und danach im Kloster Ingenbohl SZ zur Pflegeassistentin ausbilden und arbeitet bis heute Teilzeit in der Klinik Hirslanden Zürich. «Du musst voll auf Zack und topfit sein, um so eine Schicht durchzustehen», sagt sie. «Ich habe ein starkes Helfer-Syndrom. Zuerst immer alle anderen, erst dann ich. Aber das ist egal, ich komme schon auch nicht zu kurz.»
Richtig gefeiert wird am 15. Oktober
Der 13. Oktober ist für sie ein «zweischneidiges Schwert». «Unser Vater starb damals vor 24 Jahren. Deshalb ist dies auch ein trauriger Tag. Ich trat auf, als er starb. Und am nächsten Tag sollte ich wieder auf die Bühne und Rambazamba machen. Das war der härteste Auftritt meines Lebens und ich konnte ihn nicht absagen. Danach war ich fix und fertig. Seither gehört der Morgen dieses Tages immer dem Gedenken an unseren Vater.»
Kaelin ist dann meistens in ihrer zweiten Heimat Cannes, wo sie eine Wohnung besitzt. «Dort gehe ich in die berühmte gotische Kirche Notre-Dame-d'Espérance. In der einen Ecke steht der Heilige Expedit. Den stupse ich jeweils am Fuss ganz leicht an und sage, ‹gell, du hilfst mir›, und zünde eine Kerze an. Ich singe bei der Messe die Lieder mit und gehe über den Forville-Markt und später zu Christophe ins ‹La Salle›, wo sich die Einheimischen treffen.»
Richtig feiern wird Kaelin erst zwei Tage später, natürlich auf einer Bühne. Am Dienstag führt sie im Hotel de Paris durch das 75-Jahr-Jubiläum des «Club Suisse de Monaco» und singt dort auch. «Dieser Auftritt ist für mich das grösste Geschenk. Seit letztem Jahr bin ich Clubmitglied. So kam ich auch zu diesem Engagement.» Ehrengast ist kein Geringerer als Fürst Albert (66).
«Keine Flausen, dafür sehr viel Demut»
Mühe mit dem Älterwerden hatte sie nie. «Ich sage immer, ich werde zwischen 94 und 96, da bin ich ganz sicher. Es würde mich aber auch nicht wundern, wenn ich hundert würde. Man sollte nicht Angst haben vor dem Alter. Ich pflege so viele Leute und sehe viele schlimme Dinge. Man muss einfach unendlich dankbar sein, wenn man noch gesund ist. Und nicht jammern, wenn man nur ein kleines ‹Bobo› hat.»
Wer glaubt, sie habe ein Bühnen- und ein Privatgesicht, täusche sich. «Ich habe gar keine Zeit, mich zu verstellen. Entweder man mag mich, oder man mag mich nicht. Und zum Glück mögen mich einige. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich nicht so wahnsinnig kompliziert bin», sagt sie und lacht schallend.
«Ich bin bodenständig und möchte niemals abgehoben wirken. Wenn die Leute mir gegenüber bewundernde Worte äussern, sage ich ‹ruhig, ruhig, ich bin ganz normal, ich habe einfach einen verrückten Beruf›. Jeder hat ein Talent. Wichtig ist, keine Flausen zu haben, dafür sehr viel Demut, das rate ich auch den Nachwuchskünstlern beim Kleinen Prix Walo. Ich sage ihnen, das Publikum ist wichtig, es muss euch gern haben, nicht nur ihr euch selber.»