«Die Künstler haben sehnlichst auf den Prix Walo gewartet»
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Monika Kaelin bei Blick TV:«Die Künstler haben sehnlichst auf den Prix Walo gewartet»

Monika Kaelin (67) spricht über den Tod und die Liebe
«Fritz hätte nicht gewollt, dass ich im Elend ertrinke»

Heute in einer Woche ist ihr grosser Tag: Monika Kaelin engagiert sich seit einem Vierteljahrhundert für die Show Szene Schweiz und den Prix Walo. Mit der begehrten Trophäe werden jährlich Schweizer Persönlichkeiten aus der Unterhaltungsbranche ausgezeichnet.
Publiziert: 31.10.2021 um 01:26 Uhr
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Aktualisiert: 31.10.2021 um 08:13 Uhr
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Monika Kaelin, aufgenommen kurz vor dem diesjährigen Prix Walo.
Foto: KURT MEIER
Jean-Claude Galli

In einer Woche findet der 46. Prix Walo statt (live auf Blick TV ab 19.30 Uhr), nach dem Ausfall im letzten Jahr nun erstmals im Herbst. Monika Kaelin (67) führt als Präsidentin der Show Szene Schweiz, als TV-Produzentin und Organisatorin durch den Abend. Ein Interview über Hoffnung, Glaube, den Tod und die Liebe.

Wie geht es Ihnen kurz vor Ihrem wichtigsten Tag des Jahres?
Monika Kaelin: Es ist eine verrückte Zeit. Der Endspurt ist immer kräftezehrend, aber dieses Jahr war es durch die kurzfristigen Veränderungen und Umstellungen noch anstrengender. Zuerst mussten wir die Gästezahl von 800 auf 250 reduzieren und durften dann wieder auf 400 erhöhen. Und mit Regula Esposito und Stefan Büsser haben wir ein tolles neues Moderationsduo, welches eingeführt werden musste. Dazu kam Anfang Oktober im Büro ein grosser Abwasserschaden, und ich musste dieses wegen gefährlichen Dämpfen und Schimmel blitzartig verlassen, in fliegendem Wechsel in ein anderes Büro umziehen – und fing mir zum Dessert auch noch eine mittelschwere Erkältung ein. Aber nun geht es mir wieder besser, und ich sehe Morgenröte. Am nächsten Sonntag ist alles picobello und à jour, so wie man es von mir kennt.

Ein erneuter Ausfall wäre nicht infrage gekommen?
Eigentlich hätten wir auch warten können bis nächsten Frühling. Aber ich denke, der Entscheid unseres Vorstands war richtig. Die Leute wollen wieder etwas fürs Gemüt, wollen sich auf etwas freuen. Gerade in unserer Branche, die derart unten durch musste. Wir hatten in der Showszene schwere Härtefälle, ich hatte weinende Künstler am Telefon, Familienväter, die nicht mehr ein noch aus wussten. Eine harte Zeit für alle, die wir nun gemeinsam hinter uns lassen wollen. Der Prix Walo soll in Erinnerung rufen, dass Kultur keine Nebensache ist. Ohne Kultur würden die Menschen in ihrem Gemüt verkümmern. Deshalb braucht sie auch eine starke Stimme in Bern. Ich vertraue da auf unseren Bundesrat.

Sie sind seit 25 Jahren im Vorstand und organisieren die Show fast ebenso lange. Haben Sie nie Ermüdungserscheinungen?
Wir fördern und zeichnen seit 46 Jahren Künstler aus, also auch schon vor meiner Zeit. Und klar halte ich ab und zu Ausschau nach potenziellen Nachfolgern. Aber es ist nicht leicht, das Know-how weiterzugeben. Ich kann nicht einfach rufen: Cobra, übernehmen Sie! Ich muss jemanden wirklich einführen, damit der Prix Walo nahtlos weitergeht. Aber ohne Salär arbeitet heutzutage niemand mehr. Wir vom Vorstand machen das ehrenamtlich. Und Aufgaben haben wir genug. Wir sind seit 2017 eine gemeinnützige Institution. Das befreit uns zwar von den Steuern, bringt uns aber noch keinen einzigen Franken ein. Die Stiftungen unterstützen uns zwar jährlich, aber es reicht nicht. Wir sind stets auf der Suche nach Sponsoren. Wir fördern junge Künstler, wir sind eine kulturelle Institution, wie es sie kein zweites Mal gibt.

Der 46. Prix Walo ist auch speziell, weil es der erste ohne Ihren Mann Fritz Künzli ist, der Ende 2019 starb ...
Ja, deshalb habe ich vielleicht bei dieser Ausgabe auch mehr zu kämpfen. Aber nächsten Sonntag wird die Freude so gross sein, dass alle Mühsal aufgewogen wird. Fritz fehlt allen, nicht nur mir. Und ihm lag die Show Szene Schweiz sehr am Herzen. Er half oft auch finanziell und moralisch und spornte mich an. Er wird unter uns sein. Ich werde mir dazu etwas einfallen lassen. Lassen Sie sich überraschen.

Ist Ihre Trauerphase abgeschlossen?
Trauer hat kein Ende, sie ist wiederkehrend. Ein geliebter Mensch fehlt immer. Aber Fritz hätte nicht gewollt, dass ich im Elend ertrinke. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er dafür sorgt, dass ich so viel um die Ohren habe. Er hält mich auf Trab, damit ich nicht traurig werde.

Das heisst, er wacht über Ihnen?
Wir alle spüren die Präsenz eines geliebten Menschen, der gegangen ist. Den Umgang mit seinem Abschied kann man nicht üben, er ist einmalig. Man ist immer geschockt, wenn jemand stirbt. Aber auf eine Art und Weise bleiben diese Menschen da, jedenfalls gefühlsmässig. Das lehrt uns ja auch unser Glaube, dass uns die guten Seelen beschützen. Und dass es ein Wiedersehen gibt, welcher Art auch immer. Das ist wichtig zu wissen, sonst würden wir das hier alles gar nicht aushalten. Das hier kann ja nicht schon alles gewesen sein, immer nur Anstrengung und «Chrampf» (lacht). Irgendwo muss sehr viel Ruhe sein.

Sie haben während der Krankheit Ihres Mannes die SRK-Pflegeschule gemacht und waren während der Pandemie für die Hirslanden-Klinik tätig. Immer noch?
Wegen dem Prix Walo habe ich gerade kurz ausgesetzt, aber Ende November geht es wieder los. Die Pflegehilfe ist für mich das perfekte Gegenmodell zur Arbeit am Computer, die mich immer müde macht. Pflegen heisst, den Menschen Freude zu bereiten, ihnen Gutes zu tun und mitzuhelfen, den Notstand an Pflegerinnen und Pflegern etwas zu lindern. Und es geht mir gut dabei, ich kann abschalten und habe einen Ausgleich. Und die Menschen in der Klinik sind wie eine neue Familie geworden, meine vierte insgesamt. Ich habe meine leibliche Familie, meine Fussball-Familie, meine Show-Familie und nun noch meine Hirslanden-Familie. Was mir zu diesem Thema noch wichtig ist: Lasst euch unbedingt alle impfen, nur so besiegen wir das Virus. Ich weiss, wovon ich spreche, denn ich habe auch Corona-Patienten mitgepflegt und tragische Sachen erlebt. Mit diesem gefährlichen Virus ist nicht zu spassen. Und wegtreicheln lässt es sich auch nicht. Das darf ich als Innerschweizerin sagen.

Sie haben dieses Jahr erstmals in einer TV-Soap mitgespielt. Kommt nun noch Ihre späte Karriere beim Film?
(Lacht schallend.) Wer weiss. Ich hatte ja früher einige internationale Filme gedreht, «S.A.S. Malko» mit Miles O'Keeffe, «Family Express» mit Peter Fonda oder «Punch» mit Donald Sutherland und Hausi Leutenegger. Die Mini-Soap «Dr Störefried» mit Gilles Tschudi und Co. war eher eine temporäre Lockdown-Sache. Aber Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich möchte gerne wieder mehr künstlerisch tätig sein auf der Theater- und Filmbühne, meine Karriere kam diesbezüglich die letzten Jahre etwas zu kurz.

In welche Richtung soll es denn gehen? Haben Sie eine heimliche Traumrolle?
Nein, aber ein anderes grosses Herzensprojekt. Ich möchte unbedingt wieder ein Musical auf die Beine stellen. Ich habe auch schon einen Namen, aber den verrate ich nicht. Doch das Musical wird sicher ein Heuler, das weiss ich jetzt schon.

Und wie sieht es mit dem Kapitel «Neue Liebe» aus?
Im Moment ist das überhaupt kein Thema (lacht). Entweder es kommt, oder es kommt nicht. Aber ich muss gar nichts, und ich suche auch nicht danach. Sie sehen ja, langweilig wird es mir nie. Und vielleicht sage ich auch mal Adieu und gehe in unsere Wohnung an der Côte d’Azur und strecke dort einfach die Beine. Im Ernst: Wenn es mit einer neuen Liebe so weit sein sollte, wird man es merken. Verstecken würde ich nie etwas.

Von der Kindergärtnerin zum Showstar

Die Schwyzerin Monika Kaelin ist ausgebildete Kindergärtnerin und studierte am Konservatorium Geige und Gesang. Bereits früh wird sie als Fotomodell entdeckt. 1975 lernt sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Legende Fritz Künzli (1946–2019) kennen. 1985 heiratet das schillernde Paar, lässt sich später scheiden, bleibt jedoch zusammen. Am 22. Dezember 2019 stirbt ihr Mann nach längerer Krankheit. Kaelin nimmt 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. In den 90er-Jahren leitet sie das Bernhard Theater in Zürich. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walo und der Show Szene Schweiz. Kaelin drehte mehrere Filme mit internationaler Besetzung und glänzte in Musicals wie «Der schwarze Hecht».

Die Schwyzerin Monika Kaelin ist ausgebildete Kindergärtnerin und studierte am Konservatorium Geige und Gesang. Bereits früh wird sie als Fotomodell entdeckt. 1975 lernt sie in einem Zürcher Nachtclub Fussball-Legende Fritz Künzli (1946–2019) kennen. 1985 heiratet das schillernde Paar, lässt sich später scheiden, bleibt jedoch zusammen. Am 22. Dezember 2019 stirbt ihr Mann nach längerer Krankheit. Kaelin nimmt 1987 am Grand Prix der Volksmusik teil. In den 90er-Jahren leitet sie das Bernhard Theater in Zürich. Seit 1998 amtiert sie als Präsidentin des Prix Walo und der Show Szene Schweiz. Kaelin drehte mehrere Filme mit internationaler Besetzung und glänzte in Musicals wie «Der schwarze Hecht».

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