Bei der aktuellen Sendung «Mona mittendrin» kam Mona Vetsch (48) ihrer Redaktion schnell auf die Schliche und musste nicht lange überlegen, um die Hinweise zu deuten. Ein Autoschlüssel und ein Pikett-Telefon und das über das Auffahrtswochenende. Für die Moderatorin ist schnell klar, wohin es geht: «Auf eine Autobahnraststätte.» Und auch ihre Vermutung, was sie dort für Arbeiten verrichten muss, treffen zu. Als Erstes wird Mona Vetsch zum WC-Putzen verdonnert.
Hanspeter Herger, der Leiter Technik und Betriebe der Gotthard Raststätte nimmt Mona Vetsch in Empfang. «Du wirst drei Tage bei uns mithelfen und überall anpacken, wo es klemmt», sagt er. Die erste Aufgabe wartet auf der Toilette, einer der meist frequentierten Orte der Raststätte, bis zu 8000 Menschen besuchen das nicht so stille Örtchen pro Tag. 23 WCs, 10 Pisssoirs und zwei Duschen wollen geputzt werden und unter der fachkundigen Anleitung von Sarra Bouraoui nimmt Mona Vetsch den Putzlappen und die Bürste in der Hand und beginnt Schüsseln zu schrubben. Dabei sagt sie, was viele denken. «Sarra, du hast einen Job, den niemand machen will.» Die Antwort der Reinigungskraft: «WCs zu putzen ist eine Arbeit, wie andere auch.» Sie weiss, wovon sie spricht – bereits seit zehn Jahren macht sie diesen Job auf der Gotthard Raststätte. Ihre Arbeit werde von den Reisenden geschätzt und sie erfahre viel Respekt, sagt sie.
Berührungsängste zeigt Mona Vetsch beim Hantieren mit der WC-Bürste kaum. «Ich hätte es mir viel schlimmer vorgestellt», sagt sie zu Blick. «Sarra macht die Arbeit seit 10 Jahren und sagte mir: ‹Heute ist ein guter Tag.› Sie hat wohl schon einiges gesehen… Sicher ist: Wenn Du Menschen wie Sarra kennst oder den Job mal selber gemacht hast, wirst Du es Dir in Zukunft überlegen, wie Du das WC hinterlässt. Und es nicht für selbstverständlich halten, dass Du es sauber antriffst.»
Der Einsatz verändert Mona Vetschs Blick auf den Ort
Sarra Bouraoui weiss aus Erfahrung, welches Geschlecht die Toilette sauberer hinterlasst. «Die Frauen», sagt sie. Ausserdem putze sie lieber die Damen-Toiletten, weil sie ungern im Raum sei, wenn zu viele Männer gleichzeitig ihr Geschäft verrichten. Mit ihrer Arbeit sei sie aber zufrieden. «Ohne Diplom in der Schweiz einen Job zu finden, war schwierig für mich», sagt die gebürtige Tunesierin.
Aber nicht nur als Putzkraft wird Mona Vetsch eingesetzt – sie muss auch im Shop der Gotthard Raststätte anpacken. Sie selber kauft sich bei einem Halt übrigens immer diesen rosaroten Kaugummi aus der Tube. «Das ist meine Guilty Pleasure, weil es eine schöne Kindheitserinnerung ist. Kaugummiblasen machen vertreibt einem gut die Zeit, falls es im Stau länger dauern sollte», verrät Mona Vetsch Blick.
An der Kasse kommt sie mit einer Urnerin ins Gespräch und will wissen, wie sie zu den vielen Staus vor dem Gotthard stehe. «Ein ganz schwieriges Thema», lautet die vielsagende Antwort. Jeder, der über die Festtage ins Tessin fahre, sei selber schuld, findet die Anwohnerin. Nach dem Streichen von Hunderten von Sandwiches, dem Flicken einer kaputten Abwasch- und einer Putzmaschine, zieht Mona Vetsch Bilanz. «Bisher dachte ich immer, das sein ein unpersönlicher Ort. Schnell rein und schell wieder weg», sagt sie. Nach den drei Tagen habe sie gemerkt, was dieser Ort für die Menschen, die hier arbeiten bedeutet. «Es ist ein Ort, der Halt gibt und stolz macht.»