Die Erwartungen waren hoch, als bekannt wurde, dass Popstar Lady Gaga (38) in «Joker: Folie à Deux» – der Fortsetzung des gefeierten «Joker»-Films (2019) – die Rolle der Harley Quinn übernehmen würde. Die ikonische Comic-Figur hat als Joker-Geliebte einen festen Platz im Universum aller Comic- und Marvel-Fans und wurde in der Vergangenheit bereits von «Barbie»-Star Margot Robbie (34) verkörpert. Andererseits hatte Joaquin Phoenix (49) mit seiner oscarprämierten Darstellung des Jokers die Messlatte bereits hoch angesetzt. Wie würde sich also Lady Gaga schlagen? Die Antwort ist: hervorragend!
Während Joaquin Phoenix seine Rolle als Batman-Widersacher mit gewohnt verstörender Intensität spielt, ist es Lady Gaga, die ihm in der Fortsetzung des Erfolgsstreifens die Show stiehlt. Obwohl die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt und ihre musikalischen Darbietungen die emotionale Tiefe ihrer Figuren unterstreichen, ist es Lady Gaga, deren Performance im Gedächtnis bleibt, wenn im Kino die Lichter angehen. Ihre Darstellung von Harley «Lee» Quinn ist vielschichtig, verstörend und auf faszinierende Weise empathisch.
Sie verleiht der Figur eine Tiefe und Komplexität, die sie von früheren Interpretationen abhebt. «Als ich Lee kreiert habe, hatte sie einen starken Effekt auf mich», schildert Lady Gaga die Arbeit am Film im Podcast «The Zane Lowe Show». «Im Kern jeder Rolle finde ich immer einen Teil von mir. Jede Figur, die ich spiele, hat mich als Schwerkraft. Ich ringe dabei mit unterschiedlichsten Gefühlen über so vieles, was ich als Künstlerin selber durchgemacht habe.»
Junge Liebe steht unter schlechtem Stern
Die Geschichte von «Joker: Folie à Deux» ist schnell erzählt: Das Sequel knüpft an das Finale des ersten Teils an und dreht sich um Joker aka Arthur Fleck, der mittlerweile in der Psychiatrie von Arkham sitzt. Im Gefängnis lernt er die Mitinsassin Harley Quinn kennen. Die beiden verlieben sich ineinander. Quinn outet sich als grosser Fan von Joker, der in der Aussenwelt von seinen Anhängern unterdessen als Messias verehrt wird. Sie sieht sich als seine ideale Partnerin. «Wir sind perfekt, nicht krank», erklärt Quinn ihrem Freund und verspricht: «Wir bauen uns einen Berg!» Doch die junge Liebe steht unter einem schlechten Stern: In einem Gerichtsprozess soll Arthur für seine Taten als Joker zur Rechenschaft gezogen werden.
Die als Musical inszenierte Fortsetzung, die hauptsächlich im Gefängnis und im Gerichtsgebäude spielt, hat ihre Stärken, ist aber von der sogartigen Wirkung seines Vorgängers weit entfernt. Die Handlung wirkt oft verkrampft und zieht sich stellenweise so stark in die Länge, dass man als Zuschauende abschweift. Doch Stefani Joanne Angelina Germanotta, wie Lady Gaga mit bürgerlichem Namen heisst, vermag das Publikum trotz Langatmigkeit zu fesseln. Die Popikone hat das geschafft, was vor ihr nur Sängerinnen wie Cher (78) oder Barbra Streisand (82) gelang: Sie hat sich vom Popstar zur faszinierenden Charakterdarstellerin entwickelt und etabliert sich als Harley Quinn nun endgültig als Filmstar.
«Joker: Folie à Deux» läuft ab dem 3. Oktober in den Schweizer Kinos.
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