Wie politisch ist die Post?
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Mimi Jäger und Rafael Beutl:Morddrohungen nach Demonstrations-Kritik

Nach Kritik an Demonstrations-Durchführungen
Post wirft Mimi Jäger raus, Ikea beschützt sie

Mimi Jäger kritisierte am Wochenende die Durchführung von Demonstrationen. Dass sie damit auch die «Black Lives Matter»-Kundgebung angriff, stösst vielen sauer auf. Die Post stellt nun die Zusammenarbeit mit ihr ein, Ikea verteidigt die Influencerin.
Publiziert: 15.06.2020 um 15:11 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2020 um 18:09 Uhr
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Mimi Jäger beschwerte sich am Samstag auf Social Media über die Durchführung der «Black Lives Matter»-Demonstration.
Foto: Philippe Rossier
Michel Imhof

Ihre Aussagen verbreiteten sich wie ein Lauffeuer durchs Netz: Mimi Jäger (37) beschwerte sich am Wochenende öffentlich über die Durchführung von Demonstrationen, sie hätten den ganzen Tagesablauf von ihr und ihrem Freund Rafael Beutl (34) durcheinandergebracht. Pikant: Die grösste Kundgebung war die von «Black Lives Matter», bei der geschätzt 10'000 Menschen sich gegen Rassismus einsetzen. Jetzt stellt sich Ikea Schweiz hinter ihre Geschäftspartnerin.

Das schwedische Möbelhaus würde zwar Kritiker an ihren Aussagen verstehen, aber nicht die heftigen Reaktionen, die ihre Worte ausgelöst haben. «Dich deswegen als Rassistin zu brandmarken, geht deutlich zu weit», schreiben die Verantwortlichen direkt auf Instagram an die Influencerin gerichtet. «Wir glauben keineswegs, dass du oder deine Aussagen rassistisch sind. Die Reaktionen, welche du im Anschluss erleben musstest, verurteilen wir ebenso, wie wir in deinem ersten Post Verständnis für das Anliegen der Demonstrierenden vermissen.»

Vorwurf fehlender Sensibilität findet Ikea berechtigt

Ikea sei ein Unternehmen, bei dem Werte wie Tolerant, Gleichstellung, Diversität und Inklusion tief verwurzelt seien. «Wir finden, dass auch unsere Partner – und da gehörst du dazu – dafür einstehen sollten.» Kritikern von Jägers Aussagen geben sie trotzdem Recht: «Den Vorwurf, dass du zu wenig Sensibilität gegenüber dem Anliegen der Demonstrierenden gezeigt hast, finden auch wir berechtigt.» Zum Abschluss rufen sie zu einem respektvollen Miteinander auf. «Wir glauben fest daran, dass jede und jeder Fehler machen und daraus lernen darf. Und wir sind der Meinung, dass dieses ‹Gegeneinander› letztlich niemandem hilft.» Ikea mahnt: «Wir hoffen also, dass wir alle unsere Lehren aus den Ereignissen ziehen.»

Andere Geschäftspartner ziehen hingegen Konsequenzen. «Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von Mirjam Jägers Aussagen und werden in Zukunft nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten», teilt die Schweizerische Post auf Twitter mit. Grund dafür sind die kontroversen Aussagen des Ex-Freeski-Profis. «Wir sind bestürzt, denn wir tolerieren keinerlei Diskriminierung. Diversität und Inklusion sind Teil unserer DNA, und darauf sind wir stolz», schreibt die Post weiter.

Post sucht Dialog mit Jäger

Auf Anfrage von BLICK präzisiert François Furer, Mediensprecher Post: «Das Demonstrationsrecht ist eine wichtige Grundlage unserer Demokratie. Die Äusserungen von Mirjam Jäger können diesbezüglich als despektierlich verstanden werden. Deshalb haben wir die Zusammenarbeit mit Mirjam Jäger kurzfristig gestoppt.» In den kommenden Tagen werde der Dialog mit ihr gesucht. «Um mehr über ihren Tweet zu erfahren und ihre Sicht der Dinge zu hören und zu verstehen.» Jäger war für die Post als Influencerin tätig und stellte die Produkte der Post in Social-Media-Beitragen vor.

Weitere Unternehmen gaben bekannt, nicht mehr mit Jäger zusammenarbeiten zu wollen. So sagt Jürg Thalmann, Pressesprecher der Mobilliar: «Unsere Kooperation ist bereits beendet. Es waren und sind keine weiteren Zusammenarbeiten geplant.» Und Christian Hillemeier, Pressesprecher vom Übersetzungsunternehmen Babbel meint «Wir haben schon seit über einem Jahr nicht mit Mimi Jäger gearbeitet und werden das auch in Zukunft nicht mehr tun.» Bei der Schweizer Medienstelle von Philips heisst es: «Aktuell sind keine weiteren Kooperationen mit Mirjam Jäger in Planung.»

Jäger sagt, sie habe sich nie zu «Black Lives Matter» geäussert

Mirjam Jäger wollte sich auf Anfrage von BLICK nicht in einem Statement äussern. Sie wies aber darauf hin, dass sie sich nie zum Thema «Black Lives Matter» geäussert habe, sondern die Durchführung einer Demonstration während Corona-Zeiten kritisierte. Bereits zuvor hatte Jäger gesagt, sich schon immer aktiv gegen Rassismus gestellt zu haben.

Am Samstag veröffentlichte Mimi Jäger auf Social Media ein Video, in dem sie folgende Aussage machte: «Danke, liebe Demonstranten, unsere Pläne in der Stadt habt ihr ziemlich durcheinandergebracht.» Und weiter: «Jetzt habt ihr dann langsam genug demonstriert.» Daraufhin hagelte es Kritik von vielen Seiten Kritik.

Hassmails und Morddrohungen, sogar gegen ungeborenes Kind

Hassmails und sogar Morddrohungen habe Jäger bekommen. «Sie schreiben mir Dinge wie ‹Fotze›, ‹Deine Familie soll verrecken›, ‹Wir kommen euer Auto abfackeln›», erzählte sie im Gespräch mit BLICK. Auch seien Drohungen gegenüber ihrem noch ungeborenen Kind geschrieben worden. Mit ihrem Partner, Ex-Bachelor-Rafael Beutl (34), erwartet sie zum zweiten Mal Nachwuchs. Nun überlege sie sich, rechtliche Schritte einzuleiten. Sie spricht vom wohl grössten Shitstorm, den sie je erlebt habe.

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